Sonntag, 14. Mai 2023

[ #Vorarlberg ] Alemannenmythos: Starke Alemannen - schwache Innerösterreicher


Das katholisch-konservative Lager schrieb im ausgehenden 19. Jhdt. die "Eigenständigkeit des Landes" auf seine Fahnen und setzte den "Alemannenmythos" als politisches Instrument ein.

Bereits Markus Barnay hat im Jahre 1988 seinem Buch den programmatischen Titel "Die Erfindung des Vorarlbergers" gegeben. Das katholisch-konservative Lager schrieb im ausgehenden 19. Jahrhundert die "Eigenständigkeit des Landes" auf seine Fahnen und setzte den "Alemannenmythos" als politisches Instrument ein. Alle Neuankömmlinge hatten als „Landfremde“ zunächst mit vorherrschenden ideologischen Grundmuster zu kämpfen: Seit dem 19. Jahrhundert setzte sich in Vorarlberg bei den herrschenden konservativen Eliten die Vorstellung vom eigenständigen, katholischen und „alemannischen Ländle“ durch. Die Ideologen dieses „Alemannen-Mythos“ schürten gezielt die Angst vor der„Überfremdung“ und setzten ihn zur politischen Machterhaltung und populistischen Stimmenmaximierung ein. Der völkische Populismus ist hier also keineswegs eine Erfindung der Gegenwart.

Die Inhalte ethnischer Selbstbeschreibung gehorchten auch nach 1945, bis in die Gegenwart, politischen und sozialen Interessen der regionalen Machteliten. Im Jahre 1985 veröffentlichte der Völkerrechtler Theodor Veiter (1907 – 1994), der vier Jahre zuvor in Feldkirch eine "Forschungsstelle für Nationalitätenrechte und Regionalismus" eingerichtet hatte, ein Buch mit dem Titel "Die Identität Vorarlbergs und der Vorarlberger". In diesem Werk fasste Veiter, der einst trotz seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP im austrofaschistischen Staat Karriere gemacht hatte, seine prinzipiell völkischen Grundpositionen und die Grundthesen des vorherrschende Alemannen-Mythos noch einmal zusammen. 

Schwacher Innerösterreicher - starker Alemanne. In Bezug auf die ethnische Konsistenz der Vorarlberger Bevölkerung nach 1945 stellte Theodor Veiter "fest":
"Es hat sich in den Jahren seit 1945 gezeigt, dass diese Innerösterreicher (Anm. d. Red.: 'Innerösterreicher' waren die Arbeitsmigranten aus den anderen österreichischen Bundesländern jenseits des Arlbergs)  in Vorarlberg trotz ihrer beträchtlichen Zahl nicht nur voll integriert wurden, was ja eine Selbstverständlichkeit ist, sondern auch in stammlich/ethnisch/mundartlicher Hinsicht auch assimiliert worden sind. Die Assimilationskraft des Alemannen ist außerordentlich stark und der Alemanne ist andererseits für eine Assimilierung an andere Stammes- und Mundartgruppen des deutschen Volkes nahezu immun."
Johann-August-Malin-Gesellschaft. Die Johann-August-Malin-Gesellschaft macht auf ihrer Website Texte zugänglich, die ihr für die geschichtswissenschaftliche Diskussion in Vorarlberg wesentlich erscheinen und in Zusammenhang mit ihrem selbstgewählten Arbeitsbereich stehen. Darunter ist auch dieser Beitrag von Werner Bundschuh online bzw. als kostenfreies PDF zum Herunterladen.


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1 Kommentar:

Hodlr hat gesagt…

Auch heute noch Vorarlberger Progaganda Vehicle No. 1 - Die Vorarlberger Nachrichten... Link? Warum nicht: Vorarlberger Topvn