Mittwoch, 22. März 2023

[ #Großes Walsertal ] Tierheilkundliches Volkswissen im Großen Walsertal: Meisterwurz und Aderlass


Eine Diplom-Arbeit leistet eine Dokumentation der Praktiken rund um die Tierheilkunde als Ausdruck des immateriellen, kulturellen Erbes im Großen Walsertal.

Im Rahmen des Projekts Biocultural Diversity Monitoring im Biosphärenpark Großes Walsertal/Vorarlberg wurde als ein Schwerpunkt das Thema der lokalen Tierheilkunde empirisch erforscht. Ziel der hier zur Rede stehenden Diplomarbeit war es, das lokale Erfahrungswissen von Bäuerinnen und Bauern über die praktische Anwendung von Hausmitteln zur Gesunderhaltung und Krankheitsbehandlung von Nutztieren zu dokumentieren. Auch religiöse Bräuche und Praktiken in Zusammenhang mit der Tierhaltung werden aufgezeigt.

Methode. Mit Hilfe von informalen, unstrukturierten und semistrukturierten Interviews und durch teilnehmende Beobachtung wurden im Zuge einer dreimonatigen Feldforschung qualitative Daten erhoben. Ergänzt durch die ethnobotanische Methode des Freelistings konnten die in der Region typischen Hausmittel ermittelt werden. Die konkreten Fertigkeiten lokaler Spezialistinnen und Spezialisten wurden durch Fotografien veranschaulicht.

Religion, Meisterwurz und Aderlass. Die am häufigsten genannten Hausmittel sind pflanzlichen Ursprungs, zum Beispiel Meisterwurz, Kamille und Johanniskraut. Aber auch tierische, mineralische, mechanische und andere Hausmittel wurden von den Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen genannt, wie das Gällna und der Aderlass. Anlässlich religiöser Bräuche werden die Nutztiere mit einbezogen - es wird zum Beispiel am Heiligdreikönigstag geweihtes Salz an sie verfüttert.

Die Analyse der Quellen des Wissens zeigt, dass lokales Erfahrungswissen sowohl innerhalb als auch zwischen den Generationen weitergegeben wird. Infrastrukturelle und ökonomische Veränderungsprozesse führen zu Wandel und Dynamik in der Praxis der Ethnoveterinärmedizin. Obwohl durchaus noch Hausmittel angewendet werden und das Wissen lebendig gehalten wird, droht es wie in anderen europäischen Regionen, zum Beispiel Osttirol, verloren zu gehen.


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