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Donnerstag, 20. Juli 2023

[ #Vorarlberg ] Die Südtiroler Umsiedler in Vorarlberg

Südtirolersiedlung in Bludenz

Die Integration der Südtiroler "Umsiedler" in Vorarlberg in Wirtschaft und Gesellschaft wird in einem Beitrag für die Zeitschrift Montfort von Mag.Gebhard Greber hervorragend ausgeleuchtet und ist als Digitalisat bei "austrian literature online" (alo) online lesbar und auch als PDF herunterladbar (Gebhard Greber: Die Südtiroler Umsiedler in Vorarlberg, in: Montfort 31 (1979), S. 259-294.).

Am 23. Juni 1939 einigten sich das nationalsozialistische Deutsche Reich, unter der Führung von Heinrich Himmler, und die faschistische italienische Regierung in Berlin grundsätzlich über eine Umsiedlung der Südtiroler. Die Südtiroler mussten sich bis zum 31. Dezember1939 für die deutsche oder die italienische Staatsbürgerschaft entscheiden.

In der Option entschieden sich rund 80 Prozent, also 213.000 Südtiroler für die Umsiedlung ins Deutsche Reich. Von diesen verließen etwa 75.000 tatsächlich das Land, die Hälfte davon 1940.  Von da an verzögerte sich die Auswanderung immer mehr. Gründedafür waren: das Fehlen eines geschlossenen Siedlungsgebietes für die Auswanderer, mangelhafte Unterkünfte und Arbeitsmöglichkeiten, die den Gewohnheiten der Südtiroler widersprachen. Zusätzlich wurde die Umsiedlung noch durch Teile der deutschen Umsiedlungsbehörde in Bozen verzögert. Mussolini und die italienische Regionalverwaltung selbst wollten angeblich nur eine Umkehrung der Mehrheitsverhältnisse in Südtirol, aber keine vollständige Umsiedlung. Sie fürchteten ökonomische Nachteile.


Die Südtiroler Umsiedler in Vorarlberg . Nach Vorarlberg kamen bis Ende 1943 (danach war der Optantenstrom schon durch die Kriegsereignisse versiegt) 10.641 Südtiroler nach Vorarlberg, die sich zu je einem Drittel auf Männer, Frauen und Kinder verteilen. Für die Südtiroler Aussiedler wurden von der Vorarlberger Siedlungsgesellschaft und der Tiroler Siedlungsgesellschaft Alpenländische Heimstätte von 1939 bis 1945 475 Miethäuser mit insgesamt 2333 Wohnungen errichtet, wovon der Großteil in Bregenz errichtet wurde.


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Montag, 19. Juni 2023

[ #Vorarlberg ] Die ersten "Mohren" in Vorarlberg


1784 eröffnete Herr Josef Mohr in Dornbirn eine Gaststätte mit angeschlossener Brauerei, benannte das Haus "Zum Mohren" und verwendete hierfür das Familienwappen, welches einen Mohr abbildete. 

Auf dem Flaschenetikett prangt über dem Namenszug "Mohren" der Scherenschnitt eines Kopfes, der allen "Schwarzen-Klischees" entspreche: enorm wulstige Lippen, krauses Haar, affenartige Gesichtszüge, markante Nase.  Freilich hatte der Josef Mohr wohl kaum einen wirklichen "Mohren" je zu Gesicht bekommen, wiewohl es ja doch bereits ein paar seltene Anlassfälle - wie wir heute wissen - gegeben hätte.

Dass das historische Mohrenbild nur dem Dornbirner Bierbrauer als "rassisitisch" angelastet wird, ist eine arge Verkürzung.:
  • Das höchstoffizielle Wappen der Gemeinde Mandach, einst Habsburgerbesitz, im Schweizer Kanton Aargau trägt ein vergleichbares Bild, welches  den hl. Mauritius darstellen soll, welcher auch der Schutzpatron der Kirche von Mandach ist. 
  • Die kreisfreie Stadt Coburg in Bayern zeigt ein noch in dem erwähnten Sinne weitaus "rassistischeres" Signet. Das Wappen zeigt auch hier den heiligen Mauritius, den einzigen Heiligen, der im Mittelalter mit dunkler Hautfarbe dargestellt wurde. 




Gertrude Fussenegger. Ein "Mohr" belastete auch die Vorarlberger Schriftstellerin Gertrude Fussenegger zweifach. In der Mohrenlegende (1937) wird die "Errettung" eines nach Tirol entführten afrikanischen Buben berichtet. Dieser beobachtet im Tiroler Schnee die Heiligen Drei Könige und muss fortan "kein rechtloser Fremdling" mehr im fernen Kreuzfahrerland bleiben.(DerStandard). Die Mohrenlegende, eines ihrer ersten Bücher, wurde von den NS-Gutachtern als Kritik an der Rassenideologie und „katholisches Machwerk“ verfemt. Nichtsdestotrotz war sie bekennendes Mitglieder der NSDAP. Im Zuge der Vergangenheitsbewältigung in Österreich wurde dasselbe Werk später wiederum als „rassistisch“ verurteilt.

Vorarlbergs Mohren. Bislang galten zwei Mädchen, die 1855 ins Kloster St. Peter bei Bludenz gebracht wurden, als die ersten bekannten Afrikaner im Land. Sie waren  nur zwei der mehr als 800 Mädchen, die zwischen 1847 und 1864 von Pater Nicolò Olivieri und seinen Helfern auf den Sklavenmärkten in Kairo und Alexandria freigekauft und zur Erziehung nach Europa gebracht wurden, um - entsprechend dem Missionsziel der Zeit - ihre Seelen zu retten." Es galt, die Seelen der verfluchten Kinder Chams (Gen 9,24-25) durch die Taufe vor der ewigen Verdammnis zu bewahren und «diese Kinder für den Himmel zu retten. An den ungetauften Heidenkindern fürchtete man denn dennoch ihre sogenannte Rohheit, Wildheit, Unerzogenheit, ihren Egoismus, ihre Undankkeit" usw. Die Bludenzer Schwestern nahmen die ihnen anvertrauten Kinder, mit denen sie nicht recht fertig wurden, damals als "wilde Thiere in Menschengestalt" wahr. Die meisten der so geretteten Kinder starben übrigens nach weniger als drei Jahren in Europa. Todesursachen waren schwerwiegende Kinderkrankheiten aus ihrer traumatischen Vergangenheit, aber auch die Ansteckung durch europäische Viren, gegen die sie nicht immun waren und wofür es keine Impfungen gab; dies sind klassische Migrationsschicksale früherer Zeiten.


Raphael Antoni Pau. Doch nun hat das Vorarlberger Landesarchiv aufgetan, dass es schon 1763 zumindest einen Afrikraner, einen sogenannten "Mohren" in Vorarlberg gab. Im Januar 1763 leitete der Bludenzer Vogteiverwalter Franz Josef Gilm von Rosenegg ein Gerichtsverfahren ein, bei dem der Angeklagte widerstandslos den Diebstahl einer hohen Geldsumme in Außerbraz gestand. Obwohl die Schärfe des Gesetzes dafür den Tod durch den Strang vorsah, wurde der Delinquent nur zu zwölf Peitschenhieben und zum Verweis aus allen habsburgischen Erblanden verurteilt, denn es handelte sich bei ihm laut dem Vogteiverwalter um einen gutmütigen, ziemlich geschickten und besserungsfähigen Menschen.

Sein Name lautete Raphael Antoni Pau. Er war 1708 oder 1709 in Amachuté oder Amande in Abbessinien geboren worden. Auf einer Handelsreise in Afrika sollen ihn Negrer oder Schwarze zusammen mit zahlreichen Landsleuten gefangen genommen, nach Japonien gebracht und dort an Holländer verkauft haben. Von diesen sei er daraufhin über Jakarta nach Amsterdam verschifft und dem polnischen König August nach Leipzig veräußert worden. Dieser habe ihn später einer Gräfin in Breslau verehrt, wo er sich um 1730 katholisch taufen ließ. Ab den Vierzigerjahren sei Pau in adeligen und militärischen Diensten zu Frankfurt am Main, in Frankreich und wiederum in Schlesien gestanden. 1757 habe sein Weg über Prag nach Norditalien und später über Tirol (Pians) nach Braz geführt. Seit Herbst 1762 betätigte er sich im Klostertal mit geringem wirtschaftlichen Erfolg als Heiler. Seine Künste wollte er vor 10 oder 12 Jahren von der angesehenen ungebornen türckischen Doctorin bei Mainz erlernt haben.


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Samstag, 17. Juni 2023

[ #Bludenz ] Inkognito: Der Bludenzer Landratsbeamte "Dr. Kurt Freiherr"


In Bludenz gelang es dem im Untergrund lebenden Juden Dr. Walter Leopold aus Leipzig, unter dem Pseudonym Kurt Freiherr unerkannt vom 15. September 1944 bis zur Befreiung im Mai 1945 unentdeckt zu bleiben.

Walter Leopold hatte unter Fred Grubel (Fritz Grübel) in der Steuerabteilung der Jüdischen Gemeinde in Leipzig gearbeitet. Verschiedentlich wird angegeben, dass Walter Leopold bereits im November/Dezember 1938 in Buchenwald in Haft war. Nach Fred Grubel, dem späteren Leiters des Leo-Baeck-Institutes in New-York, der selbst 1938 in Buchenwald inhaftiert war, stellt es sich jedoch im Wesentlichen so dar, dass Dr. Walter Leopold den Umsiedlungsversprechen der Nazis nicht glaubte und sich vor der Deportation durch Untertauchen rettete.

Sonderghetto Theresienstadt. Die Familie sollte nämlich mit dem vierten Transport am 19. September 1942 in das Sonderghetto Theresienstadt aus Leipzig deportiert werden. Der erste und auch größte „Judentransport“ nach Theresienstadt verließ, aus Weimar kommend, am späten Abend des 19. September 1942 Leipzig. 440 jüdische Männer, Frauen und Kinder mussten sich am Vortag in Leipzig bei der Sammelstelle einfinden. Am 19. September wurden die Menschen zum Güterbahnhof Engelsdorf gebracht, wo sie in aufgestellten Zelten mehrere Stunden auf die Ankunft des Zuges aus Weimar mit Schicksalsgefährten aus Thüringen warteten. Auch aus Halle (Saale) wurden Juden mit einem Omnibus für den Weitertransport zum Güterbahnhof gebracht. Am 20. September kam der Transport mit 877 Menschen in Theresienstadt an. Darunter 14 Mitarbeiter der Leipziger jüdischen Gemeindeverwaltung sind am 19. September 1942 mit nach Theresienstadt deportiert worden. Vierzehn jüdische Personen entzogen sich durch den Freitod der Deportation.

Eine jüdische Familie, die ebenfalls deportiert werden sollte, fehlte. Sie wurde von nichtjüdischen Bekannten versteckt und hielt sich tagsüber unter freiem Himmel in Parks auf, wo sie von ihren nichtjüdischen Helfern auch mit Lebensmittel versorgt wurden. Walter und Hilda Leopold und die 5-jährige Tochter Anneliese tauchten just am 17. September 1942 unter und hielten sich bis zum 4. Dezember 1943 versteckt. Nach einem schweren Luftangriff auf Leipzig meldete Walter Leopold mit einem gefälschten Ausweis als Dr. Kurt Freiherr aus Mannheim eine neue Identität an. Das Ausweisdokument hatte ihm einer seiner nichtjüdischen Helfer besorgt. Dieser war als Verwaltungshelfer bei der Reichswehr und hatte dort einen unbenutzten Militärpass entwendet und auf Dr. Freiherr gefälscht. In den Wirren der Bombennacht gelang das Täuschungsmanöver. Zudem konnte die Polizei aus Mannheim keine Akten einholen, da diese ebenfalls bei den Luftangriffen vernichtet worden waren.

Die Familie lebte noch einige Monate in Leipzig, ging dann aber aus Furcht, entdeckt zu werden, nach Bludenz. Möglicherweise kannten sie die Alpenstadt aus früheren Ferienaufenthalten, gesichert ist das nicht und wäre wohl auch nicht sinnvoll gewesen, sich einer Entdeckung auszusetzen. Sie lebten dann auch tatsächlich bis zum Kriegsende in Bludenz, wo Walter Leopold auf dem Landratsamt arbeitete. Geschulte Verwaltungsbeamte waren zu diesen Kriegszeiten rar und nach der Schilderung des oben erwähnten Fred Grubel musste der Bludenzer Bürgermeister gar eine Sonderbewilligung beim Gauleiter in Innsbruck wegen der Beschäftigung eines NICHT-NSDAP-Mitgliedes einholen, weil Dr. Kurt Freiherr eine Entdeckung fürchtete, wenn er eine NSDAP-Mitgliedsanmeldung angestrebt hätte. Kurzum es gelang. Er soll sich auch dem Widerstand angeschlossen oder daran beteiligt gewesen sein.

Als die französische Armee in Vorarlberg zu Kriegsende einrückte und sich Dr. Kurt Freiherr aus Mannheim als Dr. Walter Leopold aus Leipzig zu erkennen gab, war er zwar der Verfolgung durch Nazi-Schergen sicher, aber nicht ohne weitere Probleme. Als er den "neuen" österreichischen Verwaltungsbehörden seine wahre Identität eröffnete, entließen sie ihn sofort als "Ausländer, andere klagten ihn gar als "Nazi-Kollaborateur" an, damit sie an seine Wohnung kommen konnten. Schlußendlich zeigte sich aber der französische Kommandant einsichtig. Angeblich überreichte ihm der Kommandant das eben vor dem Einmarsch in Vorarlberg von Berlin eingetrofene Todesurteil gegen ihn. Danach waren die Franzosen dann zumindest für die Familie des Dr. Walter Leopold noch rechtzeitg als Befreier in Vorarlberg einmarschiert.

Dr. Walter Leopold wanderte danach mit Hilfe jüdischer Freunde 1951 in die USA (Cincinnati, Ohio) aus und bekam eine Stelle als Nachtwächter in einem Schlachthaus. Kurz darauf verstarb er aufgrund eines Herzanfalles.


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Sonntag, 11. Juni 2023

[ #Vorarlberg ] Mythos "Alpenfestung" in Vorarlberg


Am 20. Februar 1945, verbreitete der amerikanische Geheimdienst OSS einen Agentenbericht, in dem es hieß, dass "the Nazis [were] undoubtedly preparing a bitter fight from the mountain reduit."

Schon im November 1944 hatte der NS-Gauleiter Hofer in einem Memorandum an Adolf Hitler vorgeschlagen, ein Kerngebiet in den Alpen zur letzten Bastion des Reiches, zur Alpenfestung, auszubauen. Unter anderem war geplant, eine große Zahl englischer und amerikanischer Kriegsgefangener zusammenzuziehen, um alliierte Bombardements zu verhindern (tatsächlich wurden am 30. April 1945 prominente KZ-Häftlinge am Pragser Wildsee in Südtirol zu diesem Zweck inhaftiert).

Freilich hielten die deutschen Militärs nichts davon, sich in die unwirtlichen Berge ohne Waffenproduktion und sonstige Ressourcen zurückzuziehen und die deutschen Militärs hatten Europa nicht erst verwüstet um dann als Widerstandskämpfer sich in den Bergen zu kasteien. Der NS-Gauleiter für Tirol-Vorarlberg Franz Hofer wurde jedenfalls erst am 12. April 1945 zum Vortrag in den Berliner Führerbunker geladen wurde. Hitler – 18 Tage vor seinem Suizid noch immer vom Endsieg labernd – billigte dort angeblich Hofers Vorschlag und ernannte ihn einen Tag vor seinem Tod am 29. April 1945 zum Reichsverteidigungskommissar der Alpenfestung.

Immerhin hatte sich Mitte Februar 1945 der Mythos "Alpenfestung" so weit verfestigt, dass Allen Dulles, Leiter des OSS-Bern, eine "Alpenfestung"  als sehr realistisch einschätzte: "It seems generally accepted now that a delayed defense fortress will lie in the Bavarian and Austrian Alps".

OSS (Office of Strategic Services) war der geheime militärische und politische Auslandsnachrichtendienst der USA mit Sitz in Washington. Offiziell 1942 gegründet arbeitete er eng mit den Briten zusammen und beschäftigte sich neben der Informationsbeschaffung unter anderem mit der Spionageabwehr, psychologischen Kriegsführung und der Unterstützung von Widerstandsgruppen. Das OSS-Hauptquartier in Europa war in London angesiedelt, wobei wichtige Stützpunkte in US-Botschaften verschiedener Länder eingerichtet wurden. Die OSS-Außenstelle in Bern, unter der Leitung von Allen Dulles, war dabei ein zentraler Dreh- und Angelpunkt in Bezug auf Nazideutschland und den besetzten Gebieten. Das OSS wurde 1945 offiziell aufgelöst und 1947 mit vielen ehemaligen Mitarbeitern als Central Intelligence Agency (CIA) neu gegründet.

Bomben auf Feldkirch - Festungslinie Imst-Bludenz. Aus einem Bericht des amerikanischen OSS-Geheimdienstes aus Bern geht schon im Oktober 1943 eine Organisation einer Alpenfestung just zwischen dem strategisch unwichtigen und wohl nur für Schifahrer wichtigen Gebiet zwischen Imst und Bludenz hervor: "Beginning last month, defense construction has been under way in valleys of the Austrian Tyrol, to the southward of a line between Imst and Bludenz. This work is being carried on by the Todt organization."

In dieses Bild passen auch die allierten Bomben auf Feldkirch am 1. Oktober 43. Die Flugzeuge kreisten in der Mittagszeit eine Zeit lang in der Gegend, bevor sie die Bomben warfen. Die Bevölkerung beobachtete teilweise die Flieger neugierig und war völlig überrascht. Im Stiegenhaus des getroffenen Lazaretts wurde eben ein Luftschutz-Appell abgehalten, als die Bomben mit verheeerender Wirkung einschlugen. Im ganzen wurden 171 Personen, darunter 92 Wehrmachtsangehörige getötet.

Die Organisation Todt (OT) war eine nach militärischem Vorbild organisierte Bautruppe, die den Namen ihres Führers Fritz Todt trug. Die 1938 gegründete Organisation unterstand ab März 1940 dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition (RMfBM sowie dem Nachfolgeministerium). 1942 wurde Albert Speer zum neuen Führer der OT ernannt. Sie wurde vor allem für Baumaßnahmen in den von Deutschland besetzten Gebieten eingesetzt. Sie war straff hierarchisch organisiert und die Arbeiter waren uniformiert.  In der Organisation kamen auch Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge zum Einsatz.

Bregenz Dornbirn, Bludenz. Mitte April 1945 berichtete dann der Geheimdienst, dass österreichische Widerstandskämpfer die Hauptverkehrslinien von Innsbruck nach München und Salzburg gesprengt hätten und die Alpenfestung einen ganzen Tag von dem "Restösterreich" abgeschnitten gewesen wären.  Besorgt war man auch wegen  einer Aufstockung der Führerbegleitbrigade in Berchtesgaden auf 4.000 Mann und von Material-, Waffen- und Nahrungsmittellieferungen größeren Umfangs, die täglich in Bregenz, Dornbirn und Bludenz eintrafen. Auch aus Salzburg, Berchtesgaden und anderen Teilen der Rückzugsregion "Alpenfestung"  meldete man verdächtige Lieferungen.

Der Reichsstatthalter und Gauleiter Hofer hatte noch am 30. April 1945 großspurig angekündigt, seinen Wehrkreis zu einer „Alpenfestung“ auszubauen. In Vorarlberg werden noch alte Verteidigungslinien notdürftig befestigt: an der Bregenzer Klause, am Kummenberg, bei Feldkirch, bei Nüziders, im Klostertal. Von einer Alpenfestung kann allerdings keine Rede sein. Die militärische Organisation ist chaotisch. Die Soldaten der Garnisonen Bregenz und Bludenz und Ersatzkompanienaus Landeck warten darauf, die Waffen zu strecken.  Die Reste der 24. deutschen Armee flüchten vor den Franzosen. Freilich wüten noch vier Kompanien Waffen-SS als feige Mordsbuben unter der Bevölkerung, wenn sich diese wagt, die weiße Fahne zu früh zu hissen.

Die Alpenfestung blieb ein Phantom, eine Durchhaltepropaganda der Nazis oder auch nur eine Wichtigmacherei von Möchtegern-Agenten. Bereits am 6. Mai 1945 wurde NS-Gauleiter Hofer von der US-Armee in Hall in Tirol verhaftet und in einem Internierungslager inhaftiert.


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Dienstag, 6. Juni 2023

[ #Bludenz ] Mord im Kloster: Sankt Peter in Bludenz


Das vermutlich um 1286 gegründete Sankt Peter gilt als ältestes bestehendes Kloster im Land Vorarlberg.  Am Vormittag des 10. August 1796 ermordete eine fanatisierte Menge den Kreishauptmann Indermauer und seine Begleiter auf bestialische Weise.

Das vermutlich um 1286 gegründete Sankt Peter gilt als ältestes bestehendes Kloster im Land Vorarlberg. Die erste urkundliche Nennung der St. Peterskirche stammt aus dem Jahr 1278; 1286 erhalten die Nonnen vom Churer Bischof Friedrich von Montfort die Regel des Hl. Augustinus sowie als urkundliche Schenkung die St. Peterskirche. Um 1420 weiht der Churer Weihbischof Pantaleon eine neue Klosterkirche ein. 1525 wird das Kloster von einem schweren Brand heimgesucht; alles wird vernichtet.

Ignaz Anton von Indermauer. In der Neuzeit erlangte das Kloster St.Peter in Bludenz besondere Aufmerksamkeit durch die Ermordung des Vorarlberger Kreishauptmannes Ignaz Anton von Indermauer am 9. August 1796, gemeinsam mit dem Oberamtsrat Franzin und dem Bregenzer Bürgermeister Weber durch rebellische Bauern aus Bürs und Montafon.

Auswanderungsverbot! Als Kreishauptmann unter dem Reformer Joseph II. schuf sich Indermauer viele Feinde in den konservativen Kreisen der Bevölkerung. Er führte die Untersuchungen über die Unruhen gegen die josephinischen Reformen und hatte im Ersten Koalitionskrieg die Ausfuhrsperre sowie das Auswanderungsverbot in die von der Französischen Revolution erfassten Länder zu überwachen. Ja - richtig gelesen! Die Vorarlberger Bevölkerung erregte der Umstand, dass sie nicht auswandern durften! Diese unpopulären Maßnahmen trafen sowohl die in der Textilproduktion Beschäftigten wie auch die zahlreichen Vorarlberger Saisonarbeiter, die traditionsgemäß den Sommer über in Frankreich arbeiteten.

Konservative Schulfeindlichkeit. Das ist aber noch lange nicht die "ganze Wahrheit". Bludenz weigerte sich beispielsweise schon 1777 die Kosten für die Lehrerausbildung zu bezahlen, was dazu führte, dass Bürgermeister und Bürgerschaftsvertreter 1779 für fünf Monate inhaftiert wurden. Vorarlberg zeigte sich schon damals kirchlich konservativ. Die Konflikte setzten sich jedoch fort, selbst nachdem die Stadt 1780 – wie schon zuvor Feldkirch und Bregenz – direkt der kaiserlichen Regierung unterstellt worden war. Seit Sommer 1786 amtierte in Bludenz anstelle von Stadtrat und Bürgermeister ein kaiserlicher Administrator.

Mord im Kloster. Im Frühjahr und Sommer 1789 äußerte vor allem die ländliche Bevölkerung der Pfarre Bludenz ihre Unzufriedenheit mit den neuen politischen Verhältnissen. Sie widersetzte sich mehrfach den josephinischen Kirchenreformen und ihrem Hauptvertreter, dem Pfarrer. Bei den bald darauf folgenden Abwehrkämpfen gegen die Franzosen, die im Zug des Ersten Koalitionskrieges auf Vorarlberg vorrückten, standen die Bludenzer Schützen unter dem Kommando des Kronenwirts Bernhard Riedmiller, der aus der Gegend von Memmingen stammte. Im Verlauf der Ereignisse kam es im Sommer 1796 im Kloster St. Peter zu dem schwerwiegenden Vorfall: Eine aufgebrachte Volksmasse aus der Region ermordete dort den Kreishauptmann Ignaz Anton von Indermauer und zwei weitere Beamte, die des Landesverrats bezichtigt wurden.

Bernhard Riedmiller.
Der Bludenzer "Freiheitskämpfer" Bernhard Riedmiller war übrigens nicht nur "Freiheitskämpfer" gegen die französischen Freiheiten sondern entzog sich 1809 den Gläubigern durch die Flucht ins benachbarte Tirol, wo der hoch Verschuldete sich den Tiroler Aufständischen anschloss. 1810 hatte er englische Unterstützungsgelder für die Aufständischen zu verteilen, wo er dann der Unterschlagung großer Summen beschuldigt wurde. Eine Untersuchungskommission erklärte den Bludenzer Freiheitshelden 1823 teilweise für schuldig und pfändete seine Pension zur Hälfte.


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Montag, 15. Mai 2023

[ #Bürs ] Denkmal: Textilfabrik Lünersee in Bürs


Das sechsstöckige Fabriksgebäude wurde 1836-38 errichtet und um 1850 nochmals erweitert. 


Die Fabrik ist mit ihren vier Fensterachsen auf der Schmal- bzw. zwanzig auf der Längsseite und dem ausgebauten Dachgeschoß als monumentales Beispiel der Vorarlberger Textilkultur des 19. Jahrhunderts zu werten.

Im Jahre 1908 erkämpften die streikenden Spinnereiarbeiter den 10 Stundentag bei vollem Lohnausgleich.  Im Jahre 1998 wurde die Fabrik von den Besitzern an eine Baugesellschaft veräußert und sollte zu einem Gewerbepark umfunktioniert werden. Aus Sicht der Denkmalpflege war die Erhaltung der großzügigen Raumstruktur und der Details wie Fenster, Putz oder etwa die hölzerne Tragkonstruktion von äußerster Priorität - und mit den Anforderungen der Gewerbetreibenden nicht immer leicht in Einklang zu bringen. Es konnten jedoch mit wenigen Ausnahmen die charakteristischen Eigenschaften des Industriebaus bewahrt werden.


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Donnerstag, 27. April 2023

[ #Bludenz ] Eine begehbare Skulptur von Alfons Fritz: Das Kriegerdenkmal in Bludenz


In Bludenz unterhalb der alten Stadtpfarrkirche Hl. Laurentius wurde 1928 ein Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs errichtet. 

Alfons Fritz, ein bedeutenden Vorarlberger Architekt der Zwischenkriegszeit, plante eine Anlage die auf Grund der Formensprache und des Zugangs zum Thema des Erinnerns als überregional bedeutsam angesehen wird.

Im Vergleich zu vielen anderen so genannten Kriegerdenkmalen zur gleichen Zeit fehlen bei der Bludenzer Anlage die typischen und zumeist heroischen Attribute. Vergeblich sucht man einen Adler oder Löwen, auch kein sterbender, kniender oder toter Soldat mit Waffe und Stahlhelm ist zu finden. 

Eingeweiht wurde das Kriegerdenkmal im Juni 1928. Das Denkmal und seine Formensprache wurden in den damaligen Veröffentlichungen auch über die Grenzen Vorarlbergs hinaus hoch gelobt. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Kriegerdenkmal in Wolfurt, das ebenfalls von Alfons Fritz entworfen wurde.


Alfons Fritz - Wikimedia 
Alfons Fritz. Alfons Fritz (* 2. August 1900 in Andelsbuch, Vorarlberg; † 7. Februar 1933 in Dornbirn) war ein Baukünstler und Architekt.

Aus der Ehe von Alois Fritz mit der 1881 geborenen Ursula Meusburger aus Andelsbuch gingen die Söhne bzw. Urenkel von Michael Lecher Alfons und Anton hervor. Alfons Fritz, geboren 1900, wuchs in Andelsbuch auf, wo seine Eltern neben der Hutmacherei auch eine kleine Landwirtschaft betrieben. Bereits in jungen Jahren fiel Alfons durch sein Zeichentalent auf, welches sein Lehrer zu fördern wußte. Sein Zeichenlehrer weckte in ihm das Interesse an Architektur. Durch den frühen Tod seines Vaters im Jahr 1913 war es nicht ganz und gar nicht selbstverständlich ein Studium zu beginnen.

Er trat nach dem Studium er in das Architekturbüro von Professor Clemens Holzmeister in Innsbruck ein. Im Einvernehmen mit seinem Chef wagte Fritz am Wettbewerb für das Standschützendenkmal am Berg Isel ein Projekt einzureichen. Holzmeister errang den zweiten, sein Assistent Fritz den dritten Preis.

Professor Holzmeister berief Fritz im Jahre 1925 in sein Privatatelier an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er Fritz seine Frau Hildegard Mümmler kennenlernte. Nach kurzer Bekanntschaft
heiratete das Paar und übersiedelte nach Dornbirn. Er eröffnete im November 1926 in Dornbirn sein eigenes Architekturbüro. Im Mai 1932 legte er noch die Prüfung als Zivilarchitekt ab.

Sein Arbeitsfeld war breit gefächert und beinhaltete Wohn-, Hotel-, öffentliche Bauten, Kriegerdenkmale sowie Kirchen und Kapellen, ebenso Innenausstattungen und Möbel. Allzufrüh verstarb Alfons Fritz an einer nicht ganz ausgeheilten Grippe am 7. Februar 1933.

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Freitag, 7. April 2023

[ #Vorarlberg ] Evangelisch in Vorarlberg - evangelisch in Dornbirn


Wer sich heute über Minarette oder islamischen Friedhof erregt, der steht immer und brav in der Tradition der strukturell gewalttätigen Vorarlberger Gegenreformation.


Mit denselben engstirnigen und freiheitsfeindlichen Maßnahmen mit denen man heute etwa in der Vorarlberger Bauordnung den Muslimen zu begegnen sucht, begegnete man schon den Evangelischen.

Must. Eine solche Pflichtquelle und einem "virtuellen Vorarlberger Heimatbuch" einzuverleibende Arbeit ist der Vortrag auf Einladung der Evangelischen Pfarrgemeinde Dornbirn anlässlich der Sonderausstellung‚ 100 Jahre evangelisch in Dornbirn— im Stadtmuseum Dornbirn, gehalten am 23. November 2007 in Dornbirn (Gemeindesaal der Ev. Pfarrgemeinde) von Dr. Alois Niederstätter.


Ansässigmachung. Dort lese man auch einmal über den menschenverachtenden Dornbirner Friedhofsstreit nach. Oder über den Antrag des Dornbirner Arztes und Abgeordneten Dr. Josef Anton Ölz, Protestanten "die Ansäßigmachung" in Vorarlberg zu untersagen. Und doch bleiben auch da die Überraschungen nicht aus: Der Aktion von Dr. Ölz war kein Erfolg beschieden, ja das Vorgehen von Dr. Ölz wurde als gesetzwidrig erklärt, der Arzt in erster Instanz wegen Verhetzung verurteilt (später allerdings in höchster Instanz freigesprochen). Ob man da 1861 nicht schon weiter war als man etwa heute ist.


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Sonntag, 19. März 2023

[ #Vorarlberg ] 15. März 1933: Haussuchungen in Vorarlberg


Das Parlament ist ausgeschalten und der Vorarlberger Landeshauptmann Otto Ender setzt Gendarmerie und Bundesheer gegen sozialdemokratische Bildungs- und Genossenschaftseinrichtungen ein, lässt über den Landtagsabgeordneten Anton Linder gar eine "Schutzhaft" verhängen. 

Das Jahr 1933 bringt nicht nur in Deutschland (Deutsches Reich), sondern auch in Österreich einige große Veränderungen mit sich: Ausschaltung des Parlaments, Regierungsgesetzgebung, Staatspartei. Österreich und das Deutsche Reich stehen sich nun auch in beiden Staaten plötzlich nicht mehr als offene Demokratien gegenüber, sondern als jeweils autoritäre Staaten. Österreich verstand sich noch als autoritär-katholisch das Deutsche Reich als nationalsozialistisch-antichristlich. In vielen Fragen wurden aber die gleichen Wege und propagandistischen Antworten gewählt ("Imitationsfaschismus"). Die nachträgliche Rechtfertigung des Austrofaschismus als Front gegen den Nationalsozialismus oder Dollfuß als "Märtyrer der Österreichidee" lässt sich nicht halten, vielmehr ist man heute der Auffassung, dass gerade diese Entwicklung in Österreich den Zugriff Hitlerdeutschlands auf Österreich erheblich erleichtert hatte.

Landeshauptmann Otto Ender. Auf ausdrücklichen schriftlichen Befehl des Bundeskanzlers Dollfuß wurden an diesem Tage (15.3.1933) die Parlamentsabgeordneten in Wien am Zusammentreten im Parlament mit Polizeigewalt gehindert, das demokratisch gewählte Parlament damit ausgeschalten und eine faschistische Diktatur errichtet.

Auch in Vorarlberg wurde an diesem Tag Hausdurchsuchungen "nach Waffen" im Auftrag des Vorarlberger Landeshauptmannes und austrofaschistischen Heimwehrführers Dr. Otto Ender durchgeführt. Die Aktion ist wohl eben in dem Zusammenhang mit der Ausschaltung des Parlamentes zu sehen und stand sichtlich in einer österreichweit koordinierten Aktion. In der Vorarlberger Heimwehr ("Heimatschutz") waren bis Mai 1933 noch die Christlischsozialen und die Deutschnationalen / Nationalsozialisten in einer paramilitärischen Organisation tätig, ein Kontakt welcher sowohl während des Nationalsozialismus etlichen Austrofaschisten das leben erleichterte wie auch in der Nachkriegszeit etlichen Nationalsozialisten bei der "Entnazifizierung" hilfreich sein sollte.

Werner Bundschuh berichtet über diese Haussuchungen in Vorarlberg (Werner Bundschuh: Anmerkungen zum Lebenslauf von Anton Linder):

"Am 15. März 1933 wurden im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung sozialdemokratische Parteilokale, Konsumgeschäfte sowie Privatwohnungen von führenden Funktionären nach Waffen durchsucht. Natürlich traf diese Maßnahmen auch das Dornbirner Arbeiterheim. An diesem Tag setzte sich Vereinsobmann, Bundesrat und Landtagsabgeordnete Anton Linder an seine Schreibmaschine und richtete zwei bis auf die Anrede wortidente Briefe an den Präsidenten des Vorarlberger Landtages sowie an den Vorsitzenden des Bundesrates:

'Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

Anläßlich einer am heutigen Tage im Arbeiterheim Dornbirn durchgeführten Waffensuche haben Gendarmeriebeamte in meiner Kanzlei meinen Schreibtisch durchsucht und auch eine Durchsuchung meiner Privatwohnung vorgenommen. Über mich selbst wurde auf die Dauer der Durchsuchung, die ca. 2 Stunden andauerte, Schutzhaft verhängt und mir das Telefonieren untersagt.

Da der Vorgang eine krasse Verletzung meiner Immunität darstellt, melde ich diese Immunitätsverletzung an und bitte Sie, sehr geehrter Herr Vorsitzender, das Nötige veranlassen zu wollen.

Hochachtend
Anton Linder e.h.'

Linders Protest war vergeblich, war doch die Durchsuchung auf Anordnung von Landeshauptmann Otto Ender vorgenommen worden. In einem Antwortschreiben rechtfertigte dieser das Vorgehen der Gendarmerie- und Militäreinheiten bei der Durchsuchung der sozialdemokratischen Parteilokale.

Die Leitung der Aktion im Arbeiterheim Dornbirn (heute "Vorarlberger Hof") oblag Dr. Rudolf Kopf, dem späteren NS-Landesstatthalter. Nach seiner Aussage habe er erst knapp vor der Aktion erfahren, dass er auch in Linders Wohnung, die sich im Arbeiterheim-Haus befand, nach Waffen suchen solle. Dass er dabei den Bundesrat und Landtagsabgeordneten "unter Schutzhaft" stellte, trug ihm später eine verräterische Rüge des Landeshauptmanns ein. Er musste sich belehren lassen, dass es diesen Terminus im österreichischen Recht nicht gebe, dass er in der Sache zwar richtig gehandelt, jedoch einen falschen - wohl aus dem nationalsozialistischen Deutschland stammenden - Ausdruck verwendet habe."


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Freitag, 10. Februar 2023

[ #Vorarlberg ] Vorarlbergs Landesarchivar als willfähriger Naziaußenminister Österreichs

Screenshot - ORF online

Vorarlbergs Beitrag zum Austro- und Hitlerfaschismus wird gerne unterschlagen. 

Dr. Wilhelm Wolf, 1920 Eintritt in den Archivdienst des Landes Vorarlberg, 1926 Übernahme in das Bundesministerium für Unterricht, 1937 in das Bundeskanzleramt/Bundespressedienst übernommen, 1. Jänner 1938 Ernennung zum Ministerialrat, 11. bis 13. März 1938 Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten, 1. September 1938 in den Ruhestand versetzt.

Wilhelm Wolf (manchmal auch Wolff ; * 1897; † 1939) war ein österreichischer Politiker und  der letzte Außenminister vor dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Wilhelm Wolf war als Nationalsozialist Mitglied im Österreichischen Cartellverband, dem Ausschluss des "Märzveilchens" aus dem Cartellverband kam ein früher Tod entgegen.  Dabei ist diese Darstellung so nicht wirklich richtig.

In der österreichischen Verlagsgeschichte 1918-1938 wird die unrühmliche Politik des Vorarlbergs in einer Fußnote zusammengefasst. Er vertrat insbedondere nach dem Hitler-Schuschnigg-Abkommen bei der Frage der Buchverbote die "österreichische" Seite an vorderster Stelle . Die faschimuskritische Literatur und Verlage wurden wie in Deutschland verfolgt oder behindert, die nazistische Propaganda wurde unter dem ständestaatlichen Deckmantel gefördert und das Hitlerregime vorbereitet.



"Der 1897 in Bludenz geborene Wolf begann seine berufliche Tätigkeit als Bibliothekar am Vorarlberger Landesarchiv, wo er bis 1924 tätig war. Dann kam er als Staatsarchivar in das BMU in Wien und anschließend in die Zentralstelle für Volksbildung. Im Jahre 1935 wurde er in das Präsidium des UMins berufen. Nach dem „Juli-Abkommen“ 1936 wurde der großdeutsch eingestellte Wolf Leiter der kulturellen Verhandlungen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich. Auf diese Tätigkeit kommen wir noch an späterer Stelle ausführlich zu sprechen. Im März 1938 wurde Wolf von Seyss-Inquart in dessen Kabinett - sozusagen als letzter Österreicher - als Außenminister berufen, welchem Ressort er bis zur Rückgliederung der „Ostmark“ vorstand. Er starb am 27.7.1939 bei einem Autounfall in Niederösterreich. Infolge eines Reifenplatzers stürzte der von seinem Chauffeur gelenkte Wagen in den Straßengraben. Beide waren „auf der Stelle tot“, wie die Zeitungen berichteten (NeuigkeitsWelt-Blatt , 28.7.1939, S. 1; Volks-Zeitung, 28.7.1939, S. 3). Der Völkische Beobachter brachte unter der Überschrift „Das Leben von Dr. Wilhelm Wolf“ am 29.7.1939, S. 4 einen längeren Nachruf. Ein Jahr nach seinem Tod gab Wolfs Witwe in seinem Namen das Werk Hundert Jahre Österreich in Politik und Dichtung im Salzburger Otto Müller Verlag heraus. Die Bewertung der wenigen genannten Juden (Schnitzler, Freud) ist nicht frei von Antisemitismus."

Selbst Schuschnigg misstraute dem Vorarlberger wie aus der Dissertation „Kontinuitäten und Diskontinuitäten deutschnationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930 -1965“ hervorgeht: "Außenminister Guido Schmidt bemühte sich, Minister  Ludwig, der aus deutscher Sicht eine schwere Belastung für die Politik des 11. Juli war, noch 1936 von der Leitung  des Bundespressedienstes zu entfernen und Wilhelm Wolf, einen deutsch-nationalen Katholiken,  damit zu betrauen. Dies scheiterte jedoch an Schuschniggs Veto, da dieser Wolf mangelnde vaterländische Einstellung vorwarf. Wolf wurden daher nur kulturelle Agenden im Rahmen des Bundespressedienstes zugestanden.  Per 1. Dezember 1936 musste Eduard Ludwig über Wunsch von Außenminister Guido Schmidt als Bundespressechef zurücktreten. Wilhelm Wolf wurde bald darauf – im April 1937 – von seinem persönlichen Freund  Guido Schmidt als dessen unmittelbarer Mitarbeiter ins Außenamt geholt."

Nach dem erzwungenen Rücktritt der Regierung Schuschnigg am 11. März 1938 wurde Wolf am gleichen Tag Außenminister im Kabinett des Nachfolgers Arthur Seyß-Inquart. Seine Amtszeit betrug nur zwei Tage, bereits am 13. März wurde der Anschluss an das Deutsche Reich vollzogen. Nur ein Jahr später verunglückte Wolf tödlich bei einem Autounfall.

Christian Reder berichtet von dem Freundeskreis seines Vaters: "Wilhelm Wolf, kurzfristig Außenminister der Regierung Seyß-Inquart; von Heydrich hatte er, zurückgekehrt aus dem gerade besetzten Prag, schockiert berichtet, er habe 'in die Augen des Teufels geblickt', sein tödlicher Autounfall bald darauf ist, so hat es immer geheißen, wahrscheinlich ein Attentat, ..."


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Mittwoch, 8. Februar 2023

[ #Vorarlberg ] "Helden" des Jahres 1809 in Vorarlberg

Riedmiller-Denkmal in Bludenz
Von Giacomo 1970 aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0

[Free PDF] Napoleon und den Bayern verdankte Vorarlberg unter vielem anderen den Ausbau des Schulwesens, eine bessere Versorgung mit Ärzten und Hebammen, die Beseitigung der Diskriminierung jüdischer Mitbürger, die Abschaffung der Strafen für uneheliche Geburten und die Einführung der Feuerversicherung. Napoleon spielte zeitweise sogar mit dem Gedanken oder wie man heute sagen würde, er hatte "angedacht" Vorarlberg (samt Tirol) der Schweiz anzuschließen.

Franzosenbefreiung. Ein kostenloses Angebot von "textfeld.at" ermöglicht den Download eines leicht lesbaren Aufsatzes von Michael Kasper ("Helden" des Jahres 1809 in Vorarlberg. Seminararbeit, 2005) und damit auch eine angemessene Immunisierung gegen die latent noch immer vorhandene Mär von der Franzosenbefreiung des Jahres 1809, die freilich in Tirol noch stärker weiterlebt.

Dass bis in die heutigen Tage das Wissen um die Vorarlberger "Helden" dünn ist und von mancherlei Ressentiments getragen war, zeigt der Verfasser in seiner Arbeit bereits einleitend:
Noch dazu kommt das Verunglimpfen des ihrer Meinung nach zu liberalen Schneider durch die katholisch-konservativen "Klerikalen" im Zuge der Planungen für ein ihm gewidmetes Denkmal vor 1910. "Anton Schneider [wurde] als Feigling, Betrüger, Verräter und Ehebrecher abgestempelt." Einen solchen Mann konnten und wollten die damals federführenden Kräfte nicht zum Volkshelden stilisieren.Doch genaueres dazu weiter unten. Auch der "Schwab Riedmiller" konnte mit seiner Herkunft aus Memmingen nicht als echter Vorarlberger Volksheld fungieren. Außerdem war er nie Anführer des gesamten Landes gewesen, sondern nur Major eines Schützenbataillons. Schließlich mündeten die Feierlichkeiten zum 175-Jahr-Jubiläum des Aufstandsjahres 1984 in einer letzten Denkmalsenthüllung – für Andreas Hofer in der Südtirolersiedlung in Bregenz. Ein bezeichnender Abschluss der Rezeptionsgeschichte des Erinnerungsortes "1809".
Heldendämmerung. Dazwischen liest sich die Geschichte der Vorarlberger "Helden" Schneider und Riedmiller aber auch recht erbaulich, wenn man die Alemannen- und Selbstverwaltungsmärchen (die vom bösen zentralistischen Wien abgrenzen  und eine rassisch fundierte allemanische bessere Eigenart der Vorarlberger suggerieren sollte) noch im Ohr hat. Jedenfalls "menschelts" da auch unter den "Freiheitskämpfern" sehr. Und in diesem Zusammenhang sei auch ergänzend erwähnt, dass der erste "Vorarlberg zur Schweiz" Proponent Napoleon höchstpersönlich war - gegen den ausdrücklichen Widerstand der Vorarlberger (Stände).  Aber lassen wir das Heldenmanuskript im Schluss nochmals zu Wort kommen:


Zusammenfassend ist in erster Linie festzuhalten welchen kleinen Stellenwert "1809" als Erinnerungsort in Vorarlberg hat. Damit zusammenhängend wurden auch die "Helden des Freiheitskampfes", für die stellvertretend Dr. Anton Schneider und Bernhard Riedmiller beschrieben wurden, in der Folgezeit marginalisiert und kaum zu identitätsstiftenden Heroen des "freiheitsliebenden Landes" stilisiert. Nur in wenigen Fällen instrumentalisierten gewisse intellektuelle Kreise Personen oder Ereignisse der Zeit um 1809 für ihre politischen Zwecke, doch blieben diese Aktivitäten zumeist sehr beschränkt. Am nachhaltigsten wirkte wohl die Verunglimpfung Anton Schneiders um 1900 nach. So muss Vorarlberg im Gegensatz zu Tirol, das bis heute sehr stark auf die 1809-Ereignisse und vor allem "Andre" Hofer zurückgreift, andere Traditionen heranziehen um eine gemeinsame Identität zu schaffen. Wurde dies bis zu Beginn der 80er Jahre von Benedikt Bilgeri, Elmar Grabherr und den Vorarlberger Nachrichten (unter Franz Ortner) mittels Alemannentümelei propagiert, hat sich glücklicherweise inzwischen ein Mentalitäts(?)wandel eingestellt und sich der überdurchschnittlich hohe Ausländeranteil ausgewirkt, sodass heute andere Werte als "Volkszugehörigkeit" bei der Produktion einer regionalen Identität überwiegen.

Ausnahmen bestätigen laut einem Sprichwort aber nur die Regel.


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Montag, 16. Januar 2023

[ #Bludenz ] Vorarlbergs erste Papierfabrik - 1834 in Bludenz

RONDO Papier Frastanz
Quelle: Vorarlberger Wirtschaftsmuseum

Auch wenn die Papierfabrik in Frastanz schon über 100 Jahre alt ist, sie ist nicht die älteste. Die älteste mechanische Papierfabrik Vorarlbergs war die k.k.privilegirte Mechanische Papierfabrick Karl Blum in Bludenz. Sie wurde  gegründet 1834 gegründet und ist ein wichtiger Teil der Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte. 

1834 wird Marianna Blum (geb. Gehring) der Betrieb einer Papierfabrik in Bludenz-Klarenbrunn auf dem Gelände der abgebrannten Spinnerei von Ganahl & Co. genehmigt. Bereits 1836 übernehmen die Söhne Karl und Johann Blum den Betrieb als "Mechanische Papier-Fabrick Bludenz".

Klarenbrunn

Um die Papierqualität zu verbessern, lobte Karl Blum mit anderen österreichischen Papierfabrikanten (darunter auch die noch heute bekannten österreichischen Papiererzeugern Neusiedler und Leykam) 1840 einen Preis für 2060 Gulden aus. Den Preis sollte für eine Abhandlung vergeben werden, welche sich mit der Qualitätssteigerung von Papier befasste. Insbesondere sollten die Maschinenpapiere dieselbe Festigkeit erreichen  wie die hangeschöpften. Die maschinell hergestellten Papiere litten damals insbesondere wegen der enthaltenen Säuren.

1841 hatte die Papierfabrik Karl Blum eine Maschine, betrieb ein Wasserrad mit 20 PS und beschäftigte 43 Arbeiter Sie erzeugte um 83.250 Gulden Papier und gehörte zu den drei größten Papierfabriken von Tirol-Vorarlberg. In Vorarlberg war sie die größte. Ab 1843 wurden Papiertapeten und Buntpapiere erzeugt und 1845 wird das Privileg "Landesfabrik" erteilt.

Besitzer einer Landesfabrik genossen Privilegien. Landesfabrik konnte man nur auf Ansuchen werden, wenn man ein Fabrikunternehmen in einem größeren Umfange betrieb, viele Arbeiter beschäftigte und damit den Nationalwohlstand beförderte. Sie genossen einen besonderen Schutz der Verwaltung. So durften sie als "k.k.privilegirte Fabrik" den kaiserlichen Adler führen und auch Niederlassungen in den Provinzhauptstädten der Monarchie gründen. Schließlich waren sie vom Zunftzwang befreit und konnten trotzdem Lehrlinge ausbilden. Ihre Betriebsstätten waren von Militäreinquartierungen befreit. Auch Kinder ab neun Jahren durften in den Landesfabriken - wie wohl auch anderswo - arbeiten.


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Donnerstag, 5. Januar 2023

[ #Bludenz ] Bludenzer Silvester anno 1823: Verbot des „Neujahr-Anschießens“


Dass die Feuerwerkerei immer auch von der Obrigkeit beachtet wurde, schließlich gefährdeten die Unfälle nicht nur die Produktivkraft sondern belasteten auch die Armenkasse und wurden im Zeitalter der Aufklärung als "nutzlos" verstanden, darauf verweist das Vorarlberger Landesarchiv im Rahmen der Online-Ausstellung "Archivale des Monats":


Die Bekanntmachung des Bludenzer Bürgermeisters vom 7. Dezember 1823 gewährt den Silvesterknallern keine Nachsicht.

Höllenspektakel oder Höllenlärm verweisen auf einen Deutungszusammenhang, in den das Christentum den Lärm einordnete. In vorchristlicher Zeit sollte Lärm die Zauberkraft der Dämonen brechen. Dass sich dieser Aberglauben auch auch in christlicher Zeit erhalten habe, ist eine der erzählten und mannigfach wiederholten Legenden, wie wohl der Beweis dafür wohl fehlen muss. Wie auch immer: Weniger die angebliche Abwehr böser Geister als die Lust an gemeinschaftlich erzeugtem Lärm ist es, welcher der Lärmerzeugung in den "Rauhnächten" und damit sowohl am Silvester als auch im Fasching eine derartige Bedeutung gibt. Es liegt darin wohl vielerlei an Motivationen, mehr verborgen als durch die politische Erzählung vom Überleben heidnischer (Ur-)Bräuche dargestellt wird, auch wenn das Lärmen einst in ganz Europa verbreitet war, so wie heute die Silvesterfeuerwerke um den Erdball.

Lärmbrauchtum. Das wohl wahrscheinlich einzig Traditionelle dabei ist die Eingrenzung der Zeit, in der der das Lärmbrauchtum stattfinden kann. Aber auch hier ist es wohl kaum bewusste Tradition als eher eine Gewohnheit, besser gar Gewohnheitsrecht. Denn weder erinnert sich jemand an den Mondkalender noch sind heute Fruchtbarkeitssymbole in einer modernen Gesellschaft beobachtbar. Wenn frische Erdbeeren auch zu Weihnachten auf dem Speisezettel stehen, dann muss sich zwangsläufig solches Erntezeit und Ruheizeitbewusstsein längst verloren haben. Das einzig Fortdauernde ist die Anhäufung an arbeitsfreien Tagen, an Feiertagen, die erst die überbordende Lärmerzeugung und Tollerei möglich machten. Nicht denkbar während normaler Arbeits- und Wirtschaftstätigkeit, ja selbst in früherer Zeit eben nur während der Winterruhe möglich.

Emanzipation. Da ist einmal der emanzipatorische Grund zu nennen, die Besetzung des öffentlichen Raums auch durch arme und rechtlose Mitbürger. Dann die Egalität beim Lärmen. Die Beteiligung auch ohne musikalische Ausbildung, ohne Musikgehör und ohne teures Gerät. Zudem kommt das Rollenspiel des Verkleidens, der Anonymisierung. All dies wird bei der etwas "völkischen" traditionellen Brauchtumsforschung nicht oder wenig bedacht.

Tourismus. Das was als Brauchtum heute im wahrsten Sinne des Wortes "gepflegt" wird, das muss seit dem 19. Jahrhundert von Lehrern und Vereinen organisiert am Leben erhalten, eben gepflegt werden. Vielerorts ist es mit Nationalismus und und der Ideologie von der "guten alten Zeit" wiedererfunden und nicht wiederbelebt worden. Wenn etwa die "Ulsüüter" in der Schweiz Ohrstöpsel tragen müssen um ihren "Brauch" zu ertragen, dann kann man rasch auf das Alter dieses Brauchtums schließen. Vielerorts hat dieses Brauchtum nur als Tourismusattraktion überhaupt Sinn und ist nicht etwa - wie es Brauchtumspfleger gerne behaupten - dadurch erst sinnentleert worden.

Placebo. Das Silvesterknallen ist wohl kein Brauchtum sondern ein emanzipatorisches, egalitäres Ventil. Vielleicht auch ein Placebo. Der  Zusammenhang mit Technoszene und Discolärm drängt sich auf, das tranceartige irrationale Verhalten in der anonymisierten Menge ist wohl als eine Fortsetzung alter Lärmbräuche nicht wirklich beschrieben.
 
Lärmerei zum Jahreswechsel lässt sich freilich seit dem 16. Jahrhundert nachweisen. Einmal mit mehr Obrigkeit, einmal weniger. Manchmal in "geordneten" Lärmumzügen, aber auch als reine Freude am chaotischen Durcheinander. Klopfen und Klöpfeln, Trommeln und Rummeln, Peitschenknallen und Schießen, Feuerwerk und Musizieren, Singen und Glockenschellen treten in diesem Zusammenhang auf. Und vor allem zu Silvester, das heute durch Feuerwerkskörper eine Ergänzung gefunden hat. Ja das Glockenläuten in Kirchen kann dazugehören. Wenig beachtet auch, dass es sich fast ausschließlich um männliche Lärmerei handelt.

Bludenz. Dass die Feuerwerkerei immer auch von der Obrigkeit beachtet wurde, schließlich gefährdeten die Unfälle nicht nur die Produktivkraft sondern belasteten auch die Armenkasse und wurden im Zeitalter der Aufklärung als "nutzlos" verstanden, darauf verweist das Vorarlberger Landesarchiv im Rahmen der Online-Ausstellung "Archivale des Monats": Das Landgericht Sonnenberg htatte am 30. Dezember 1820 den Magistrat der Stadt Bludenz angewiesen, den in einigen Gemeinden nach wie vor geübten "gesetzwidrigen Unfug" des "Neujahr-Anschießens" zu unterbinden. Mit einer Bekanntmachung vom 7. Dezember 1823 kam der Bludenzer Bürgermeister Schedler dieser Aufforderung endlich auch nach und erklärte, "dass gegen die Uebertretter, wenn sie auch erst nach der Handlung bekannt werden", unnachsichtig vorgegangen werde.



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