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Sonntag, 2. Juli 2023

[ #Hohenems ] SALOMON SULZER im Biographischen Lexikon des Kaiserthums Österreich



Das von Constantin von Wurzbach in den Jahren 1856 bis 1891 zusammengestellte Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich enthält in sechzig Bänden biographische Informationen zu 24.254 Personen, die mit der Geschichte der Habsburgermonarchie in Zusammenhang stehen und ist digitalisiert im Web.

Constantin Wurzbach. Lexikograf und Schriftsteller. Seit 1854: Constantin Wurzbach Edler von Tannenberg; seit 1874: Constantin Wurzbach Ritter von Tannenberg; (geb. Laibach, Krain, heute Ljubljana, Slowenien, am 11. April 1818; gest. Berchtesgaden, Bayern, am 17. August 1893)

Der Sohn eines Advokaten, publizierte bereits als Gymnasiast in Laibach in verschiedenen Zeitschriften. Er studierte 1835 bis 1837 Rechtswissenschaft an der Universität Graz (Steiermark), wo er auch gute Kontakte zu den dortigen Schriftstellern unterhielt. 1837 bis 1843 war er beim Militär – zuletzt im Rang eines Unterleutnants der Infanterie – in Krakau (seit 1838 Galizien; Kraków, Polen) und seit 1841 in Lemberg (Galizien; L’viv / Львів, Ukraine). Daneben studierte er seit 1841 Philosophie an der Universität Lemberg, wo er 1843 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert wurde. 1843 trat er vom Armee- in den Zivildienst über und wurde Skriptor (wissenschaftlicher Beamter) an der Universitätsbibliothek in Lemberg. 1847 bis 1848 war er Redakteur der »Gazeta Lwówska« (Lwów [L’viv / Львів]; Lemberger Zeitung) und Vertrauter des Gouverneurs von Galizien Franz Grafen Stadion (1806–1853).

1848 übersiedelte Wurzbach nach Wien, wo er Bibliothekar an der kaiserlichen Hofbibliothek wurde, blieb aber weiterhin de facto für Franz Grafen Stadion tätig, der mittlerweile Innenminister in Wien war. 1849 wurde Wurzbach Bibliothekar (eigentlich Vorstand) der Administrativen Bibliothek des Ministeriums des Innern in Wien, zuletzt im Rang eines k(aiserlich) k(öniglichen) Hof- und Regierungsrats. 1874 wurde er zwecks Vollendung seines sechzigbändigen »Biographischen Lexikons des Kaiserthums Österreich« (1856–1891; enthält 24.254 Biographien) dienstfrei gestellt (1891 pensioniert) und lebte seither in Berchtesgaden (Bayern).

Constantin von Wurzbach, der auch als Lyriker und Prosaist hervortrat, gilt heute als der bedeutendste lexikografische Biograf des Kaisertums Österreich. Am 18. August 1893 starb er in seinem Wohnhaus in Berchtesgaden. Dem Grabstein  wurde jedoch nicht jene Inschrift verpasst, die  Wurzbach in seinem Testament vom 23. März 1887 ausgesprochen hat: Es möge auf seinem Grabstein eine ein Buch zernagende Maus eingemeißelt werden mit der Inschrift:

        Ein Mäuschen ohne alle Stärke
        bezwingt das größte aller Werke.

Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich. Das Werk enthält 24.254 Biographien, davon 21.406 von in den verschiedenen Kronländern des Kaiserstaates Geborenen, 1.129 von in Österreich "denkwürdig"gewordenen Ausländern und 1.719 von im Ausland denkwürdig gewordenen Österreichern. Dazu kommen 347 Stammtafeln.

Welchen Wert hat ein solches Lexikon heute noch über den wenig verdienstvollen, dass es selber Teil der Geschichte geworden ist? Suchen wir einen Vorarlberger im Lexikon und vergleichen die Angaben mit unserem heutigen Wissen. Auch wenn das Werk 24.254 Biographien enthält, dann muss es schon ein ganz "großer" Vorarlberger sein, wenn er sich unter den unbestreitbaren Größen in den verschiedenen Kronländern des Kaiserstaates behaupten muss. Im Band 40 haben wir einen solchen gefunden: Salomon Sulzer

Wurzbachs Verdienste um das Bibliothekswesen: Er entwarf die Instruktion für den Bibliotheksdienst, er ordnete und katalogisierte die durch die Pflichtexemplare rasch anwachsenden Bestände  der kaiserlichen Hofbibliothek , er baute die an Umfang und Vollständigkeit als einzigartig bezeichnete Sammlung von Flugschriften und Plakaten aus 1848/49 aus. Seinem ausgeprägten Hang zum Sammeln und Ordnen kamen auch seine aus der Bibliotheksarbeit erwachsenen bibliographischen Publikationsreihen entgegen: Die für 1853-1855 erschienene "Bibliographisch-statistische Übersicht der Literatur des östreichischen Kaiserstaates" etwa begründete die Literaturstatistik in Österreich; ihre bahnbrechende Bedeutung für Europa wurde auf internationalen statistischen Kongressen anerkannt.


Das Lexikon auch heute noch zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel historischer und kulturhistorischer Forschung, als eine Art Steinbruch der Biographik, sei es in den Werks- und Quellenverzeichnissen, sei es in den Mitteilungen von biographischen Fakten und Tatsachen. Auch wenn seine Schwächen nicht übersehen werden sollten (Wurzbach ist auf wenigen Gebieten Fachmann, sicher nicht auf den Gebieten Naturwissenschaft, Technik, Industrie und das Problem seines politischen Standpunkts:  Wurzbach hat alle Habsburger jedoch nur einen einzigen Sozialisten aufgenommen hat, nämlich Milan Subaríc mit der Berufsbezeichnung "sozialistischer Wanderprediger") darf doch bemerkt werden, dass die Leistung dieses Lexikons nach heutigen Vorstellungen für einen Einzelnen eine geradezu unvorstellbare Leistung ist.
       
Wie er das zustande gebracht hat, sagt er selbst: "Ordnung war das Hauptgeheimnis meiner Arbeit. Was ich las, notierte ich und brachte es in alphabetische Ordnung ... Dabei war ich nie müßig, ich schlief wenig. Morgens um 7 Uhr war ich bei der Arbeit und arbeitete in der Regel bis 2 Uhr; dann nahm ich ein Mittagmahl und trank nie Wein, machte nie ein Mittagsschläfchen; mir tat es um die Zeit leid, lebte überhaupt sehr mäßig. Abends um 9 Uhr bis halb 12 Uhr bereitete ich mich für die Arbeit des nächsten Morgens vor, so daß ich ganz vorbereitet zum Arbeitspult kam und mich bald mit den Quellen, die oft freilich einen, auch zwei und drei große Tische bedeckten, zurechtfand."


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Donnerstag, 22. Juni 2023

[ #Hohenems ] Der Hohenemser Rabbiner Dr. Aron Tänzer: 1175 Seiten Dokumente der Sammlung Aron (Arnold) Tänzer online


Von dem in Hohenems zwischen 1896 und 1905 tätigen berühmten Rabbiner Dr. Aron Tänzer sind im Internet Archive (San Francisco) 1175 Seiten Dokumente (digitalisierte Microfiches) online!

Besonders interessant seine Studien zum Stammbaum von Albert Einstein (der am 14. März 1879 in Ulm geboren wurde) aus den Jahren von vor 1930!

Aron Tänzer. Ende Februar 1937 - die Nazis waren schon vier Jahre an der Macht, stirbt in Göppingen Aron Tänzer, lange Jahre Rabbiner der Stadt. Lediglich zwei Christen wagen es, an der Bestattung teilzunehmen, wiewohl er für die Volksbildung in seiner "Heimatstadt", wie er sie patriotisch nannte, soviel getan hatte. Die Ausgrenzung der jüdischen Mitbürger wirkt nach jahrelanger Hetze auch über den Tod hinaus. Gerade Tänzer litt schwer unter den Diffamierungen, hatte er doch 1924 aus nationaler Gesinnung seinen Vornamen Aron in Arnold geändert.

Tänzer wird am 20. Januar 1871 in eine alte Pressburger Rabbinerfamilie hineingeboren. In Pressburg besucht er auch die Rabbinatsschule, ehe er von 1892 an in Berlin Geschichte, Germanistik und Semitische Philologie studiert. Nach seiner Promotion im Jahr 1895 an der Universität Bern wird er Rabbiner in Hohenems und in Meran.

Militärdienst. Vom 1. September 1907 an ist er Rabbiner in Göppingen. Dort versteht er sich bis zur Machtübernahme der Nazis als zuhause. Mit der Übernahme dieser Stelle ist obligatorisch die württembergische Staatsangehörigkeit verbunden. Tänzer versteht sich als deutscher Patriot und meldet sich ohne Zögern  bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger. Er wirkt  als Feldrabbiner an der Ostfront, ein Einsatz, für den er eine Reihe hoher Auszeichnungen erhält.

Göppingen. Nach Kriegsende kehrt er als Rabbiner auf seine Dienststelle nach Göppingen zurück. Über die Konfessionsgrenzen hinweg engagiert er sich als Lokalhistoriker, Literat und in der Volksbildung seiner "Heimatstadt". Doch die zunehmende Ausgrenzung der Juden ab 1933 desillusioniert den national gesinnten Rabbiner – in seiner selbst entworfenen Grabinschrift kehrt er zum hebräischen Vornamen Aron zurück. Während seinen sechs Kindern die Flucht gelingt, wird seine zweite Frau Berta Tänzer 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie im September 1943 umkommt.

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Ein Blick auf den Inhalt - Die Dokumente sind in der Regel in deutscher Sprache:

Samstag, 17. Juni 2023

[ #Hohenems ] Abraham Kohn: Sechs Predigten in der Synagoge Hohenems und mehr ...


[Retrodigitalisat] Abraham Kohn (*1.1807 in Zalužan, Böhmen  †7.9.1848 in Lemberg, Galizien) wurde im böhmischen Zaluzany geboren. Von 1833 bis 1844 wirkt er als Rabbiner in Hohenems und wird 1837 Mitglied von Abraham Geigers liberalen "Verein jüdischer Gelehrter". Anfang September 1848 wird er in Lemberg tot aufgefunden: vergiftet.

Abraham Kohn. Abraham Kohn wurde am 1. Januar 1807, im böhmischen Zaluzany als Sohn einer armen Familie geboren, die mit aller Kraft versuchte, das Geld für seine Ausbildung aufzubringen. Den Berichten nach war er ein brillianter Schüler.

Hohenems. Von 1833 an ist Kohn als Rabbiner in Hohenems in Vorarlberg tätig. Ab 1837 - also in Hohenems - wird er Mitglied in Abraham Geigers "Verein jüdischer Gelehrter", einem Hort des liberalen Judentums. 1844 wechselt Abraham Kohn als Religionslehrer und Prediger nach Lemberg, wo er 1845 die überaus erfolgreiche Israelitische Normalschule mit begründet, 1846 provisorisch zum Kreisrabbiner ernannt wird und 1846 das Deutsch-Israelitische Bethaus eröffnet.


Zeremonialgesetz. Als liberaler Rabbiner der zum deutschsprachigen Österreich hin orientierten jüdischen Kreise Lembergs bemühte sich Kohn um die Abschaffung all dessen, was ihm als sinnentleertes Zeremonialgesetz erschien, das seine Glaubensbrüder seinem Empfinden nach von einer wahrhaftigen Beziehung zu Gott abhielt. Er sprach sich gegen ein lange Zeit als sakrosankt verstandenes Brauchtum aus, etwa gegen die obligatorische Kopfbedeckung für verheiratete Frauen, gegen den Verzicht auf Lederschuhe während der Zeit des Schiwasitzens, oder gegen das Zerreißen von Kleidungsstücken bei einer Beerdigung. Seine persönliche Haltung spiegelt sich in seinen zahlreichen Veröffentlichungen wider, etwa in "Maimonides und die Rabbinen der germanischen Welt: ein schlagender Beweis, dass der Einfluss des Lebens auf das Gesetz mächtiger ist als der der Wissenschaft" (1839) oder "Leises Bedenken eines Rabbiners über die gegenwärtigen Hauptrichtungen in der Entwickelung des Judenthums" (1841).


Konflikt. In Lemberg ermahnt der charismatische Redner seine Gemeindemitglieder, dass "unsere Glaubensbrüder jedes Wissen um das Wesen unserer Religion bitterlich vermissen lassen, da ihre Erziehung entweder vernachlässigt oder verdreht wurde, so dass das Jüdischsein manch eines Juden nichts anderes ist als eine von den Vätern übernommene Ansammlung von Verboten, Forderungen und Bräuchen, denen sie unbewusst und in unheiliger Weise gehorchen." Seine Worte provozieren den Zorn der orthodoxen Gemeinschaft, die ihn wiederholt beschimpft und auch mal verprügelt. Einen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen zwischen Reformern und Konservativen als der  Rabbiner am 11. Mai 1844 in der Lemberger Vorstadt-Synagoge in deutscher Sprache statt auf Hebräisch predigte. Die Beschwerden darüber erreichten gar die Hofkanzlei in Wien.

Man vergleiche: Die katholische Kirche erlaubte die Predigt in deutscher Sprache erst mit der Liturgiereform von 1970! Als seine Ehefrau ihn einmal inständig bat, Lemberg zu Gunsten einer anderen Anstellung zu verlassen, soll er geantwortet haben: "Ich bin doch trotz allem unter Juden. Was sollen sie mir zu guter Letzt schon tun?" Anfang September 1848 wird er tot aufgefunden: vergiftet.

1848. Bis dahin war er - wie auch Salomon Sulzer - auch in der 1848er Revolution aktiv. Er nahm an einer polnischenr Revolutionsdelegation teil, welche dem Kaiser in Wien eine Petition der polnischen Nationalbewegung vorbrachte, wo auch eine weitgehende nationale Autonomie für Galizien gefordert wurde. Erst kurz vor seinem Tode wurde in Lemberg am 26. april 1848 der galizische Landtag einberufen an dem erstmals auch jüdische Vertreter teilnehmen konnten.


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Sonntag, 11. Juni 2023

[ #Hohenems ] Online: Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg von Aron Tänzer


Die Goethe Universität in Frankfurt am Main hat in ihrer Online-Sammlung digitalisierter Drucke das 1905 erschienene Werk von Aron Tänzer "Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg" 2012 online gestellt. Damit ist dieses Werk nun allen Interessierten auf einfache Art zugänglich und kann als PDF in die eigene Bibliothek einverleibt werden. 

Besonders schön ist die digitalisierte Ausgabe eines Exemplares der Robarts-University of Toronto auf Archive.org, das als "Flip-book" besonders attraktiv zu handhaben ist. Aron Tänzer hat dieses 850seitige Werk "in Liebe der israelitischen Kultusgemeinde in Hohenems gewidmet".

Aron Tänzer (* 30. Januar 1871 in Preßburg; † 26. Februar 1937 in Göppingen) war von 1896 bis 1905 Rabbiner in Hohenems. 1905 veröffentlichte er die heute noch als Standardwerk geltende "Geschichte der Juden in Hohenems" in zwei teilen. Das Werk wurde allerdings bereits in Meran verlegt, wo er ab 1905 als Rabbiner wirkte. Ab 1907 wirkte er in Göppingen, wo er sich auch besondere Verdienste um die Volksbildung erwarb.


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Lohnt sich ein Download? Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis sagt mehr: Die Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg / Die Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg, 1905

Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Historische Einleitung

I. Teil. Die äusseren Rechtsverhältnisse
Erstes Kapitel. Ältere Nachrichten über Juden in Vorarlberg
Zweites Kapitel. Von der Einwanderung der Juden in Hohenems bis zu ihrer Vertreibung (1617-1676)
Drittes Kapitel. Von der Rückkehr der Juden nach Hohenems bis zum Beginn der Österreichischen Herrschaft (1688-1765)
Viertes Kapitel. Die Juden in Sulz (1676-1745)
Fünftes Kapitel. Die erste österreichische Regierungsperiode (1765-1805)
Sechstes Kapitel. Die bairische Regierungsperiode (1806-1814)
Siebentes Kapitel. Bis zum Beginn der politischen Israelitengemeinde (1814-1848)
Achtes Kapitel. Die politische Judengemeinde (1849-1878)
Neuntes Kapitel. Die israelitische Kultusgemeinde

II. Teil. Die inneren Verhältnisse
Zehntes Kapitel. Gemeindeverwaltung
Register
Elftes Kapitel. Handel und Gewerbe
Zwölftes Kapitel. Schule
Dreizehntes Kapitel. Rituelle Anstalten
Vierzehntes Kapitel. Rabbinat
Fünfzehntes Kapitel. Gemeindebeamte
Sechzehntes Kapitel. Vereine
Siebzehntes Kapitel. Stiftungen
Anhang
Achtzehntes Kapitel. Familienregister
Nachträge

Dienstag, 30. Mai 2023

[ #Hohenems ] Das Biographische Handbuch der Rabbiner - Suche Hohenems!


[eLexika] Die online-Datenbank Rabbiner-Index verweist auf alle Personen, die in den Bänden der Reihe Biographisches Handbuch der Rabbiner (BHR) (Saur Verlag) enthalten sind. Die Suche nach "Hohenems" bringt wertvolle Hinweise, denn lange war Hohenems die einzige jüdische Gemeinde "rechts der Donau".


Ziel dieser rabbinischen Prosopographie ist ein bio-bibliographisches Verzeichnis aller Rabbiner, die seit der Aufklärungszeit im deutschsprachigen Raum wirkten oder aus diesem hervorgingen. Lebens- und Schaffensskizzen lassen ein pluralistisches Bild der religiösen Autoritäten des modernen Judentums entstehen, das bewußt darauf verzichtet, sich im Vorfeld auf bestimmte Entwürfe rabbinischer Stellung, Autorität, Profession oder Persönlichkeit festzulegen
Service. Dies ist nur der Hinweis auf einen Beitrag eines hier verlinkten Weblogs, einer Website oder eines Downloads. Mehr erfährt man, wenn man den untenstehenden Links folgt! Nütze auch den Link „[Google Search] ⇒ “. Er liefert allenfalls einen aktuelleren Link im Falle einer Verwaisung und/oder auch zusätzliche oder aktuellere Infos!

 

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Dienstag, 16. Mai 2023

[ #Hohenems ] Der heilige Karl: Mit Feuer und Flamme für die Kirche


"Reformer – Heiliger – Vorbild": Unter diesem Motto wurde im Oktober 1988 der 450. Geburtstag des Patrons von Hohenems, des hl. Karl Borromäus (1538-1584), mit einer Ausstellung im gräflichen Palast und einem prächtig ausgestatteten Katalog gefeiert. 

In der Vorarlberger zeitschrift KULTUR, 3. Jg., 1988, Nr. 10, S. 16-18 erschien damals ein Beitrag von Dr. Kurt Greussing, der sich mit dem "Hohenemser Heiligen" - immerhin war er mit den Hohenemser Grafen verschwägert - auseinandersetzte.


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Dienstag, 9. Mai 2023

[ #Vorarlberg ] Bauernschlächter in Vorarlberg


Der Bregenzer habsburgische Vogt Märk Sittich I. von Ems bedrängte die aufständischen Bauern hart.  


Ritter Marx Sittich I. von Ems (* 1466; † 1533).  Er besiegte als Feldherr des Schwäbischen Bundes die aufrührerischen Bauern am Bodensee und ließ 1525 zur Abschreckung fünfzig ihrer Anführer entlang der Leiblach aufhängen. Dies brachte ihm den Beinamen "der Bauernschlächter" ein. Die Bauern von Lingenau und Riefensberg, die sich der Aufstandsbewegung angeschlossen hatten, wurden von Märk Sittich ihrer Freiheiten beraubt: ihr Gericht wurde dem von Alberschwende beigegeben, sie verloren das Recht der Ammannwahl (Bürgermeisterwahl) und andere althergebrachte Rechte.

Der Bauernschlächter hatte zuvor schon als kaiserlicher Kriegskommissär den slowenischen Bauernaufstand grausam niedergeschlagen. Damals wurden 9000 Bauern getötet und teilweise an den abgeschnittenen Zügeln der Rosse aufgehängt. Der katholische Gegenreformator ließ auch den Bregenzer Geistlichen Jos Wilburger ohne jegliches Verfahren als "Aufwiegler" hinrichten.

Als Vögte der Habsburger und erfolgreiche Landsknechtsführer, aber auch durch raubritterliche Praktiken kamen die Grafen von Ems zu erheblichem Reichtum und Einfluss, der sich mit dem Ausbruch der Reformation noch wesentlich verstärkte, als Märk Sittich I. (1466–1533), nicht zuletzt durch seine eheliche Verbindung mit einer Schwester des mailändischen Condottiere Gian Giacomo Medici († 1555), zu einem eifrigen Verfechter gegenreformatorischer Bestrebungen wurde und entscheidend für die Erhaltung des katholischen Glaubens in Vorarlberg eintrat.

Im Bauernkrieg.  Am 23. Mai 1525 schließen die aufständischen Bauern, denen ein erfahrener Militär fehlt, mit Götz von Berlichingen einen Vertrag. Als dessen Lebenserinnerungen 1731 wieder aufgelegt werden, liest sie der junge Goethe und ist begeistert von der Gestalt eines rohen, wohlmeinenden Selbsthelfers in wilder anarchistischer Zeit.

Im Juni 1524 forderte die Gräfin von Stühlingen die Bauern im Südschwarzwald auf, ihre eigene Erntearbeit zu unterbrechen, um für sie Erdbeeren zu pflücken und Schneckenhäuser zu sammeln, die in ihrem Haus zum Garnaufwickeln gebraucht wurden. Empört legten die Bauern ihre Arbeit nieder und zogen zum Grafen von Stühlingen, Sigmund von Lupfen, um Gerechtigkeit zu fordern. Der Auftrag der Gräfin zeugt metaphernartig von der Rechtlosigkeit und Willkür gegenüber den leibeigenen Bauern. In Stühlingen und auch in anderen Teilen Deutschlands empfanden die Bauern die Dienste und Abgaben, die auf ihnen lasteten, als immer unerträglicher. Verschlimmert wurde ihre Lage dadurch, dass ihnen traditionelle Privilegien und Rechte zunehmend verwehrt wurden, da die Herren, für welche die Bauern Fronarbeit leisten mussten, höhere Einnahmen und mehr politische Macht anstrebten. Unter anderem verweigerten sie ihren Bauern das Recht, auf bestimmten Märkten ihre Erzeugnisse anzubieten und zwangen sie, ihre Waren zu niedrigeren Preisen an ihre Herren zu verkaufen.

Außerdem versagte der Graf von Stühlingen, wie viele andere Herren auch, den Bauern den Zugang zu Weiden und Wäldern, die zuvor Gemeinschaftsland gewesen waren. Für die Mehrheit der Landbevölkerung, die aus Kleinbauern bestand, war die Nutzung dieses Landes lebensnotwendig, denn sie weideten dort ihre Tiere, sammelten Brennholz, schlugen Bauholz, jagten und fischten. Nun verpachteten oder verkauften die Herren diese Ländereien. Die Bäche, die durch die Felder der Bauern flossen, verpachteten sie an wohlhabende Fischer. Die Stühlinger Bauern beklagten, dass jene Pächter ihnen großen Schaden zugefügt hatten, denn sie hatten Dämme und Stauwehre niedergerissen, sodass die Bauern ihre Mühlen nicht mehr bewässern konnten. Als Graf Siegmund die Forderungen der Bauern ablehnte, wurde aus dem Streik eine Revolte. Sie griff auf Oberschwaben, das Bodenseegebiet und den Donaukreis über und breitete sich vom Elsass bis in die Steiermark und nach Tirol aus, griff nach Thüringen, Franken und ins sächsische Erzgebirge über.

Der Anfang vom Ende. Die thüringischen und fränkischen Bauern sind geschlagen, doch im Schwäbischen kämpfen die Bauernheere noch erfolgreich. Im Mai 1525 schließen sie einen Vertrag mit einem der schillerndsten Figuren jener Jahre: Götz von Berlichingen. Die Bauern, denen ein erfahrener Militär fehlt, machen Götz zu ihrem Hauptmann. In der Schlacht bei Königshofen am 2. Juni 1525 werden vom Truchsess von Waldburg die Bauernhaufen vernichtend geschlagen; 7.000 Tote auf Seiten der Bauern werden hier geschätzt. Götz von Berlichingen hatte sich vorher schon abgesetzt. Nach vier Wochen war die Feldherrenkarriere vorbei, Götz zieht sich auf seine Burg zurück und behauptet später, er sei in Wahrheit Gefangener der Bauern gewesen. Er wird 1528 bis 1530 gefangen gehalten. Als Ritter konnte er sich an das Reichskammergericht wenden - was den Bauern wohl versagt war - und wurde freigesprochen.

Die "kriegerische" Phase des Bauernkriegs nahm ihren Ausgang und hatte ihre strategische und politisch-ideologische Basis im Oberschwäbischen. Am 6./7. März 1525 beschloss ein in Memmingen tagendes "Bauernparlament" den Zusammenschluss der drei großen, bewaffneten Bauernbünde (Baltringer, Bodensee- und Allgäuer Haufen) zur "Christlichen Vereinigung". Man wollte Stärke und Einigkeit demonstrieren, um die eigene Position gegenüber den im Schwäbischen Bund zusammengeschlossenen gegnerischen Reichsständen zu verbessern. Hier wurden mit der "Bundesordnung" als einer Art Verfassungsentwurf und vor allem den "Zwölf Artikeln" als Verhandlungsgrundlage die beiden wichtigsten Dokumente des bäuerlichen Protests verabschiedet.

Die zwölf Artikel. Ende Februar 1525 erarbeitet der Memminger Kürschnergeselle Sebastian Lotzer zusammen mit dem evangelischen Praedikanten Christoph Schappeler (1472-1551) die 12 Artikel, die fast zu einem Grundgesetz der Bauern in ihrem Kampf wurden. Die Unruhen breiteten sich von der Schweiz bis nach Franken und Thüringen aus.

Inhalt der zwölf Artikel:
  • Freie Wahl und Absetzung des Pfarrers durch die Gemeinde. Aufgabe des Pfarrers: Predigt des Evangeliums und des wahren Glaubens ohne allen menschlichen Zusatz.
  • Der Zehnt soll zur Besoldung der Pfarrer, der Überschuss für Arme oder Kriegssteuern dienen.
  • - teilweise Freiheit von der Obrigkeit (Aufhebung der Leibeigenschaft), da die Schrift lehrt, dass der Mensch frei sein soll.
  • Freie Jagd auch für den armen Mann
  • Forderung, die Dienste der Bauern nicht noch weiter zu vermehren, sondern sie wie die Eltern, allein nach dem Wort Gottes dienen zu lassen.
  • Artikel 12: Die Forderungen, die dem Worte Gottes zuwiderlaufen, sollen gestrichen werden, wenn es auf Grund der Hl. Schrift erklärt werden kann. Falls die Hl. Schrift noch mehr Artikel nahelegt, wird man sie hinzufügen.
Die Zielsetzung der zwölf Artikel ist sichtlich im Zusammenhang mit der Reformation zu sehen: Nur die Forderungen, die direkt im Evangelium begründet sind, werden apodiktisch gestellt. Die übrigen Artikel nehmen Rücksicht allemal noch Rücksicht auf bestehende Rechte. Ziel ist es, biblisch zu argumentieren und so die Artikel auf ein biblisches Fundament zu stellen.

Wesentlich war, dass sich das "Göttliche Recht" als religiös-politisches Prinzip endgültig durchsetzte und statt Wiederherstellung des "Alten Rechts" nun eine im Kern revolutionäre Umgestaltung der Herrschafts- und Gesellschaftsordnung angestrebt wurde sowie die frühere Vielzahl der Forderungskataloge auf wenige prägnante, allgemein anerkannte "Artikel" reduziert wurden, was erst einen Flächenbrand ermöglichte. Die Haltung des nur taktisch auf Verhandlungen eingehenden Schwäbischen Bundes radikalisierte die Bauern. Ende März gingen die ersten Burgen, Schlösser und Klöster in Flammen auf - die gegnerischen Söldnertruppen schlugen los. Die eigentlichen Kriegshandlungen der nächsten Monate zeigten rasch, dass die "Bauernhaufen" den Söldnertruppen insgesamt physisch und psychisch, in Ausbildung, Bewaffnung und Motivation stark unterlegen waren.

In Oberschwaben kapitulierten die Aufständischen ohne eigentliche "Entscheidungsschlacht" schon zu Ostern 1525 (Weingarter Vertrag). Zugleich dehnte sich der Aufstand aus, weitere "Bauernheere" bildeten sich, die Brutalisierung nahm auf beiden Seiten zu: Nach Erfolgen der Bauern etwa in Hohenlohe und im Odenwald - hier ergaben sich nach der Einnahme von Weinsberg durch den von Ritter Götz von Berlichingen angeführten "Neckartal-Odenwälder Haufen" Mitte April zahlreiche Burgen, Schlösser und Städte - wendete sich das Blatt. Propagandistisch durch Martin Luthers Schrift "Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern" unterstützt, die den Aufständischen die religiös entwickelte Legitimation absprach, wurden die Bauernheere im Mai (Schlachten bei Zabern, Böblingen und Frankenhausen) und Juni (Schlacht bei Königshofen usw.) vernichtend geschlagen. Im Juli 1525 war der Aufstand in den Hauptgebieten im Wesentlichen niedergeworfen. In den Alpenländern, vor allem in Tirol, Salzburg und Graubünden, rebellierten die "Bauern" und Bürger - hier wesentlich durch Bergarbeiter ergänzt - mit zeitlicher Verzögerung. In Salzburg wurde ein letzter Aufstand erst im Juli 1526 gewaltsam beendet.


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