Donnerstag, 18. Mai 2023

[ #Vorarlberg ] Minë Schmelg - Sprechender Dialekt-Atlas des Alpenraums online


Das Elsbethner "Dirndl", die Pinzgau "Mötzn", die Südtiroler "Gitsche" und die Bregenzerwälder "Schmelg". Für all diese Dialektausdrücke aus dem Alpenraum gibt es im Hochdeutschen einen einzigen Begriff: Mädchen. Das ist nur ein Beispiel aus dem neuen Dialektatlas, der die Vielfalt der deutschsprachigen Arge-Alp-Länder dokumentiert und im Internet anzuhören ist.

Alemannischen und Bairisch. Dialekte sind Sprachen mit je spezifischer räumlicher Geltung bzw. Gebundenheit. Wenn wir von der kleinsten Einheit – dem Ortsdialekt – ausgehen, können wir beim Vergleich verschiedener Ortsdialekte feststellen, dass es jeweils nur eine wenige charakteristische Merkmale sind, die diese Dialekte voneinander trennen. Die weitaus überwiegende Mehrzahl ihrer sprachlichen Eigenschaften sind dagegen gleich. Dies berechtigt uns, neben den sehr kleinräumig gebundenen Ortsdialekten (z.B. dem Dialekt von Schlanders oder Hittisau) auch etwas großräumigere Dialektgebiete abzugrenzen (z.B. die Dialekte des Südtiroler Vinschgaues oder des Bregenzer Waldes). Auch solche weiter gefassten Sprachräume lassen sich wiederum zu größeren Einheiten zusammenfassen – wobei mit zunehmender Generalisierung natürlich die Anzahl der gemeinsamen Merkmale aller Einzeldialekte immer kleiner wird. Dieses Verfahren führt schließlich zur Konstituierung zweier großer süddeutscher Dialektverbände, dem Alemannischen und dem Bairischen.

Beide Dialektverbände weisen in sich jeweils eine charakteristische Nord-Süd-Gliederung auf, die im Wesentlichen auf den Gegensatz zwischen der Verkehrsoffenheit des nördlichen voralpinen Raums und der Abgeschiedenheit des inneralpinen Raums zurückzuführen ist: Während die verkehrsabgeschiedenen südlichen Dialekte sehr sprachkonservative, altertümliche Eigenschaften bewahrt haben, zeichnen sich die weiter nördlich liegenden Dialektgebiete durch eine Reihe von sprachlichen Neuerungen seit dem Mittelalter aus.

Das Alemannische. Dafür werden die Dialekte zwischen dem Bodensee und Graubünden in zwei größere Gruppen unterteilt – dem „Bodensee-Alemannischen“ und dem „Südalemannischen“. Daran schließen sich im südlichen Graubünden (Beispielorte Vals, Davos) auch Gebiete mit höchstalemannischen Merkmalen an. Eine höchstalemannische Sprachinsel findet sich ebenfalls noch im vorarlbergischen Großen Walsertal (vgl. Fontanella). Merkmale dieses Höchstalemannischen sind etwa die Veränderung des s-Lautes zu sch wie in sie → schi und der Erhalt des alten Langvokals î in Wörtern wie mhd. snîwen ‚schneien‘ →schniie (gegenüber schneie der angrenzenden alemannischen Dialekte).

User. Per Mausklick kann sich der Nutzer die unterschiedlichen Dialektausdrücke, Sprechweisen oder Satzkonstruktionen je nach Region anhören und vergleichen. An etwa 100 Beispielwörtern und -sätzen sind kulturelle Identitäten und Unterschiede nachzubuchstabieren. Dazu gesellen sich 54 verschiedene Aussprachen: doppelt so viel an der Zahl wie die inspizierten Orte. Dies deshalb, weil sich die Mundart je nach Generation verändert. Dies dokumentieren die Vergleiche zwischen älteren und jüngeren Sprechern. Dabei zeigt sich, dass die kleinräumigen Formen des Dialektes tendenziell verschwinden und sich größeren Regionen anpassen. Ergänzt wird die Homepage mit Hintergrundinformation zu den einzelnen Mundarträumen und sprachlichen Grenzziehungen sowie durch ein Dialekt-Quiz.


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