Montag, 28. Juni 2021

[ #Bregenz ] Benedetto Prato: Ein welscher Migrant, der den Bregenzer Martinsturm baute

Benedetto Prato ist in Roveredo, dem Hauptort des italienischsprachigen Misoxtales (südlich vom Bernardino gelegenen) im Schweizer Kanton Graubünden geboren.

Benedetto Prato. Er gehört zur Gruppe der sogenannten "Graubündener Baumeister und Stukkateure", welche seit dem 16. Jahrhundert fast ausnahmslos aus dem Misox hervorgingen und sich bis ins späte 18. Jahrhundert vor allem in die deutschsprachigen Gebiete Europas verbreiteten. Künstler aus Italien erfüllten in Mitteleuropa damals eine wichtige Kulturmission. Der italienische Künstlerstrom nahm während des 17. Jahrhunderts gewaltig zu und gipfelte vor der zweiten osmanischen Belagerung Wiens 1683. Damals hatten die italienischen Künstler  eine unumstrittene Vormachtsstellung. In Vorarlberg wirkte aus dieser Gegend auch Gabriel de Gabrieli, der zwischen 1702 und 1704 in  Feldkirch das Liechtensteinsche Amtshaus (heute "Palais Liechtenstein") baute.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Prato (eingedeutscht "Benedikt Wiese") in den Bauakten des Jahres 1599 zum Bregenzer Martinsturm als Baumeister.

Prato hatte im gleichen Jahr den Auftrag der Stadt Bregenz erhalten, über der Martinskapelle einen Turm zu errichten. Er baute einen dreistöckigen Turm mit mächtigem quadratischem Grundriss. Im obersten Stockwerk errichtete er eine Loggia mit je drei Bogenarkaden auf Säulen und Steinbrüstung auf allen Seiten. Das Dach bildet eine breit geschwungene Zwiebelhaube mit Laterne. Der Bau war das erste Barockgebäude nördlich der Alpen, die Turmzwiebel die größte Mitteleuropas.


Martinsturm. Der Martinsturm ist das Wahrzeichen der Stadt Bregenz. Es ist ein dominantes Bauwerk in der Oberstadt und  gilt als eines der ältesten Barockdenkmäler des gesamten Bodenseeraumes. Zugleich ist er das bisher erste Zeugnis der Bautätigkeit Graubündner Meister am Bodensee.

Der Martinsturm war ursprünglich ein Wein- und Getreidespeicher im Hof der Grafen von Bregenz. Im Hauptbau stammt er aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In seinen unteren Hallen sammelten die Grafen ursprünglich die Abgaben ihrer Bauern. 1362 siftete Graf Wilhelm von Montfort die Martinskapelle, welche dann später auf zwei Stockwerke ausgedehnt wurde. Sie diente wohl den Grafen von Bregenz oder ihren Dienstleuten als Burgkapelle. Der Chorraum enthält Fresken verschiedener Entstehungszeit, die meisten sind um 1362 und 1420 entstanden. Sie enthalten unter anderem Szenen aus Geburt und Jugend sowie der Leidensgeschichte Jesu, eine schwangere Maria mit dem Traum Josefs, eine Darstellung der heiligen Kümmernis und viele weitere Heilige.

Hochwacht. Im Jahre 1599 erfolgte ein Ansuchen der Stadt um die Erlaubnis, „den Turm umb ain Gmach, Zway oder drew Erhöchern oder über sich firren und zue ainer Hochwacht zuerichten“, was auch bewilligt und in der Zeit zwischen 1599/1602 durch Benedetto Prato (Benedikt Wiese) ausgeführt wurde. Der Speicher wurde zur Hochwacht. Von ihm meldete bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein Turmwächter etwaige Feuer aus dem Umkreis.


 [Zeitreiseführer #Vorarlberg ]⇒ 

Keine Kommentare: