Dienstag, 9. Mai 2023

[ #Bodensee ] Die Bodenseeforelle - Artenschutzprojekt


Der Alpenrhein ist ein wichtiger Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten.

Die Seeforelle gilt als stark gefährdet und steht auf der roten Liste. 2011 wählte der Schweizerische Fischereiverband sie zum Fisch des Jahres, um auf die akute Gefährdung und die grosse und traditionelle Bedeutung der Seeforelle für die Fischerei hinzuweisen. Bisher wurde ein Grossteil der Seeforellen in den Brutanstalten der Bodensee-Uferstaaten erbrütet und in die Zuflüsse ausgesetzt. Ähnlich wie der Lachs kehrt auch die Seeforelle zum Laichen in ihre "alte Heimat" zurück. Ziel dieser Bemühungen ist letztlich, einen sich selbst reproduzierenden Seeforellenbestand zu fördern. Dabei geht es nicht nur um fischereiwirtschaftliche Belange, sondern auch um Erhaltung und Förderung der Biodiversität.

Zerstückelung der Fließgewässer. Seeforellen sind als Wanderfische von jeher besonders den menschlichen Einwirkungen ausgesetzt. Ob im Bodensee oder in den seinen Zuflüssen: Die Zerstückelung der Fließgewässer und stoffliche Einträge in die Gewässer bedrohen die verschiedenen Lebensräume der bis heute stark gefährdeten Fischart. Bis in die 1950er Jahre betrug der Ertrag von Seeforellen im Bodensee im Mittel rund 11.000 Kilogramm pro Jahr. Trotz massiver Besatzmaßnahmen in den See sanken danach die Erträge bis auf einen Tiefstand von nur noch 1556 Kilogramm im Jahr 1985.

In der Zwischenzeit erfolgte zwar wieder eine Erholung der Bestände, doch blieben einige Fragen noch ungeklärt. Der Alpenrhein bildet nebst der Bregenzerach, der Argen und der Goldach den wichtigsten Bodenseezufluss, welcher von der Seeforelle als Laichhabitat selber oder aber als "Wasserstrasse" zu den Laichgründen in anderen Nebengewässern genutzt wird. Auch wenn beim Kraftwerk Reichenau eine "Aufstiegshilfe" für die Seeforelle  geschaffen worden war, so stehen weitere sichernde Maßnahmen noch aus. Denn die natürliche Fortpflanzung der Seeforelle ist damit noch nicht gewährleistet. Durch den Schwallbetrieb der Kraftwerke und die damit verbundene hohe Trübung erhalten Fischeier im verstopften Schotter-Lückenraum zu wenig Sauerstoff, werden bei den täglichen Schwallspitzen mechanisch geschädigt und Jungfische fallen beim Schwallrückgang trocken.

Artenschutzprojekt für die Bodenseeforelle. I m Rahmen des Interreg IV-Programms "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein" startete ein Artenschutzprojekt für die Seeforelle im Bodensee und seinen Zuflüssen. Partner des Projekteswaren  die Mitgliedsstaaten der IBKF: die Schweizerische Eidgenossenschaft, mit den Kantonen Thurgau, St. Gallen und Graubünden, das Fürstentum Lichtenstein, das Land Vorarlberg, der Freistaat Bayern und das Land Baden-Württemberg.

Primäres Ziel dieses Projektes war die Sicherung und Erhöhung des Bestandes der im Bodensee und in seinen Zuflüssen heimischen Seeforelle. Hierzu wurde zuerst untersucht, inwiefern neben dem bereits bekannten Aufstieg der Seeforelle in den Vorder- und Hinterrhein, auch in andere Zuflüsse des Bodensees (z.B. Bregenzer Ach, Laiblach, Argen, Rotach oder Schussen) sowie in den Nebenflüssen des Alpenrheins geeignete Laichgründe vorhanden sind.

Außerdem wurden diese Laichgründe registriert und kartiert, sowie die Fortpflanzungserfolge und die Überlebensraten in den ersten Lebensmonaten überprüft. Damit wurde versucht ein sich selbst reproduzierender Seeforellenbestand zu fördern und zu etablieren, der auch eine fischereiwirtschaftliche Nutzung erlaubt.

Ein Hauptaugenmerk galt daher der erfolgreichen Reproduktion dieser Fischart in den Bodenseezuflüssen Bregenzer Ach, Laiblach, Argen oder auf Schweizer Seite in der Goldach. Hier sollte das Modellprojekt gesicherte Antworten liefern.


Lesestoff. Im Internet gibt es drei gute PDF-Dokumentationen, welche in die Problematik einführen können:

1. Die erste "Die Seeforelle im Bodensee und seinen Zuflüssen: Biologie und Management" aus dem Jahre 2005 zeichnet sich durch eine umfassende Darstellung der Problematik, einschließlich historischer Quellenarbeit bis in die Frühneuzeit aus. So wird dort von Klagen der Herrschaften Bludenz und Sonnenberg gegen die Herrschaft Feldkrich wegen des Ausfalls der Seeforellenwanderung durch die Errichtung eines Wehrs in der Felsenau im Jahre 1566 berichtet. Ein Beleg dafür, dass einst die Laichwanderung der Seeforelle auch Bludenz erreicht haben musste.

2.  Die zweite Arbeit behandelt die "Laichwanderung der Seeforelle im Alpenrhein" und ist eine Deplomarbeit aus dem Jahre 2007. Hier wurden Seeforellen mit Radiosendern ausgestattet und ihre Wanderung verfolgt. diese Arbeit kommt also der augenblicklichen Untersuchungsabsicht entgegen.

3. Das dritte Dokument berichtet vom "Fischweg KW Reichenau am Alpenrhein (als)
Schlüsselfunktion für die Bodensee-Seeforelle". Beim Kraftwerk Reichenau am Alpenrhein ist eine aufwändige Fischpassanlage 2000 in Betrieb gegangen. Nach einer Unterbrechung von 38 Jahren können nun die Bodensee-Seeforellen wieder vom Bodensee zu den ursprünglichen Laichplätzen im Vorder- und Hinterrhein aufsteigen.


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