Dienstag, 8. März 2022

[ #Vorarlberg ] Der Baum als zentraler Ort: Dominante Ortsbäume in Vorarlberg

Naturdenkmal: Die alte Linde neben der kleinen Kirche “Mariahilf” in Maria Ebene bei Frastanz
© Landesbildstelle

Als ein Baum, der bis zu tausend Jahre alt werden kann, hat so manche Dorflinde viele Generationen überlebt.

Eine Untersuchung über dominante Ortsbäume in Vorarlberg (Sonderdruck aus MONTFORT, 58. Jg. 2006 H. 2/3) von Helmut Tiefenthaler spannt thematisch den Bogen von der mythischen Beziehung zu Bäumen über die Baumsymbolik bis hin zu den Zeugen der Ortsgeschichte. Es wird ein Einblick über die verschiedenen dominanten Ortsbäume in Vorarlberg und deren Verbreitung gegeben. Behandelt wird sowohl die Linde als Baum der Gemeinschaft und andere heimische Laub- und Nadelbäume als auch die in der neueren Zeit eingeführten Parkbäume.

Unter der Linden. Linden erreichen ein stattliches Alter und wurden deshalb früher nicht selten als lebendes Erinnerungsmal anlässlich eines lokalen historischen Ereignisses gepflanzt. Außerdem sind Linden eng mit der Kulturgeschichte verbunden (Schnitzmaterial für kultische Figuren, Bast als Binde- und Faserstoff, Blüte als Heilmittel). Als ein Baum, der bis zu tausend Jahre alt werden kann, hat so manche Dorflinde viele Generationen überlebt. Das hohe Alter ist einer der Hauptgründe, weshalb etliche alte Linden als Naturdenkmale unter Schutz gestellt worden sind. Dabei wird manchmal die kulturgeschichtliche Bedeutung eines solchen Baumes unterschätzt.

Aus mancherlei Urkunden geht hervor, dass die Linde in Vorarlberg zumindest seit dem Mittelalter ein bevorzugter Gerichtsbaum war. Das zeigt sich besonders in den vom Kloster Mehrerau abhängigen Orten. Das Hochgericht des Bregenzerwalds befand sich nach einer Urkunde vom Jahr 1400 in Egg außerhalb des Dorfes „auf dem Veld an der Egg in Müli Lüten Hub zur Linden“. Die Gemeinde Egg zeigt einen Lindenbaum mit Richterstab und Schwert auch im Gemeindewappen. Ebenso hat der alte Gerichtsort Alberschwende einen Lindenzweig im Wappen. Weitere Berichte beziehen sich auf Gerichtssitzungen „ze Andelspuoch under der Linden uff dem Espan“ (1397) wie auch in Sulzberg „under der Linden nebend dem Kirchhof“. Das Lehensgericht in Klaus tagte „auf der Kaiserlichen freyen Reichstrass vor der Pfarrkirchen under der grossen Linden“. Mancherlei Hinweise beziehen sich außerdem auf Gerichtslinden in Lauterach, Hohenems und St. Peter bei Bludenz.

Dr, Helmut Tiefenthaler. Geb. 1941, Studium der Geografie, Geschichte und Philosophie, entwickelte bis 2001 im Dienst des Landes das Vorarlberger Wanderwegekonzept und gilt als einer der besten Kenner des Landes. Buchveröffentlichtungen u.a.: "Wege in die Vergangenheit in Vorarlberg" (2. Auflage 2008), "Wege in die Vergangenheit im Alpenrheintal" (2007), "Vorarlberg – Winterwanderungen" (2. Aufl. 2007) und "Wege in die Natur in Vorarlberg" (2008).


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