Freitag, 25. Februar 2022

[ #Ludesch ] Seeger an der Lutz: "Uf da Berga ischt mi Läba"

"Uf da Berga" von dem aus Thüringen stammende Arzt Ludwig Seeger aus dem Gedichtband "Nit lugg lo".

"Uf da Berga" von dem aus Thüringen stammende Arzt Ludwig Seeger aus dem Gedichtband "Nit lugg lo".
1889 schrieb der Vorarlberger Sängerbund für ein großes Sängerfest in Wien zwei Dichtungen in Vorarlberger Mundart zur Preiskomposition öffentlich aus. Eines der Gedichte war "Uf da Berga", das der aus Thüringen stammende Arzt Ludwig Seeger alias Seeger an der Lutz (1831 - 1893) drei Jahre zuvor in seinem Gedichtband "Nit lugg lo" veröffentlicht hatte. Aus dem Wettbewerb um dieses Lied ging der Feldkircher Kirchenmusiker Wunibald Briem (1841 - 1912) als Sieger hervor. Das Lied wurde nicht nur in Wien mit stürmischem Applaus aufgenommen. Es eroberte in kurzer Zeit den Vorarlberger Volksgesang. Wie eine Umfrage im Auftrag des Landesarchivs 2003 ergab, zählt es auch zu Beginn des dritten Jahrtausends noch zu den fünf populärsten Heimatliedern Vorarlbergs.

Seeger an der Lutz  (Ludwig Seeger, * 30. Jänner 1831 in Thüringen, Vorarlberg; † 8. Jänner 1893 in Wien) war in eine alte Vorarlberger Medizinerfamilie am 30. Januar 1831 in Ludesch/Thüringen hineingeboren. Verstorben ist er am 8. Januar 1893 in Wien. Er selber war der Sohn eines Landarztes, der wiederum schon eines Arztes. Nach Besuch der Volksschule in Ludesch und des Gymnasiums in Feldkirch absolvierte 1849 an der Universität München Philosophie und an den Universitäten Würzburg (1850–51) – hier widmete er sich bereits dem Turnsport – und Wien (1851–56) Medizin. Ab 1857 war er Dr. med., ab 1858 auch Dr. chir. Er wirkte  vorerst an der Seite seines Vaters ab 1856 als Arzt in Ludesch.


Seeger an der Lutz. Unter diesem Pseudonym kennt man Ludwig Seeger am besten in seiner Heimat, vor allem mit dem Sprichwort "Net lugg lo!" "Net lugg lo" heißt sein dichterischer Wahlspruch und sein (einziger) 1886 veröffentlichter Gedichtband. Dass er sich nach dem Bächlein Lutz benannt hat, wird oft als Heimatverbundenheit apostrophiert. Die Lutz ist der "Hauptfluss" des großen Walsertals in Vorarlberg. Sie entspringt im Hochbergsattel, zwischen Braunarlspitze und Hochberg. Die Lutz mündet in die Ill oberhalb von Nenzing. Es bestand wohl aber auch ein anderer Druck für einen regional differenzierten Eigennamen.  Denn zu etwa gleicher zeit wirkte Ludwig (Friedrich Wilhelm) Seeger der "schwäbische" Heinrich Heine.

Der Querdenker wird hier in Vorarlberg als der Mundartdichter in einer Schublade gefeiert, die ihn weit unter seinem Leisten misst. Schon früh war er ein Förderer von Franz Michael Felder und erkannte dessen Leistung. Wie Ärzte in den Anfängen der Vorarlberger (Mundart-)Dichtung offenbar eine besondere Rolle spielten: So verdanken wir dem Arzt Franz Josef Vonbun aus Nüziders (1824–1870) die erste Sammlung der Sagen und Märchen aus Vorarlberg. Am bekanntesten ist vielleicht auch heute noch das Lied "O Hoamatle, o Hoamatle" des Bregenzer Stadtarztes Kaspar Hagen (1820–1885).

Das Lied "Uf da Berga ischt mi Läba" von Seeger an der Lutz gelangte zu besonderer Popularität nachdem es der Feldkircher Kirchenmusiker Wunibald Briem (1841-1912) 1893 vertont hatte und zählt noch heute  zu den bekanntesten Volksliedern Vorarlbergs. Trotz "Exils" in Wien war er Vorarlberg und vor allem seiner Heimat Blumenegg sichtlich tief verbunden und besang sie in dem Gedicht: "Frei, sunnig und grötig, an lieblige Fleck, suach umma, wo findscht en as wia’s Bluamanegg". Den Sommer verbrachte Seeger über viele Jahrzehnte hinweg in seinem Ludescher Haus. Dabei schloss er sich dem so genannten Walgauischen Weimar an, einer Art freien Sommerakademie von Künstlern, Gelehrten und Lebensreformern.

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