Mittwoch, 16. Juni 2021

[ #Vorarlberg ] Die Vorarlberger Landstände


Im 20. Jahrhundert wurde vielfach eine politisch gewünschte Sonderstellung Vorarlbergs in die Vergangenheit zurückprojiziert. 


Die Vorarlberger "Alemannenpolitik" als Fortsetzung der von Antisemitsmus getragenen Anti-Wien-Politik  tat um eines kurzsichtigen politischen Vorteils willen das ihre. Auftragswillige Geschichtsschreibung und für den untergegangenen Deutschnationalismus Ersatz suchende völkisch-konservative Lehrer folg(t)en dieser Duftspur vielfach bis heute, ohne auch nur nachzudenken.

In diesem Zusammenhang stellte man das Land Vorarlberg als seit undenklichen Zeiten bestehende, aber ständig von außen bedrohte Einheit dar. Die angeblich rassisch andere Herkunft aus dem "Alemannentum" wurde stets heroisiert und in einen Gegensatz gestellt, den schon die Nazis bemüht hatten: Den slawischen Osten. Ein Folklorekitsch wie er im Buche steht, der von der konservativen Landespolitik und ihren politisch verbundenen Kadern auch brav bis in die Schulzimmer unserer Kinder betrieben wurde.

Vorarlbergs angeblich immer schon freien Bewohner, denen jede Untertänigkeit wesensfremd gewesen sei, sollen sich parteilos und basisdemokratisch selbst verwaltet haben. In Wirklichkeit bestanden auch in den vorarlbergischen Herrschaften Abhängigkeiten verschiedenster Art einschließlich der Leibeigenschaft. Selbst die viel gerühmte Beschränkung der ständischen Vertretung auf Bürger und Bauern bildete im süddeutschen Raum keine Ausnahme.

In den letzten Jahrzehnten fand die historische Forschung mit einer neuen Generation an Historikern glücklicherweise zu einer wissenschaftlich-distanzierteren Sicht der Verhältnisse und korrigierte das verklärte Bild der Stände, indem sie die Klüngelwirtschaft, die Kirchturmpolitik, die Judenfeindlichkeit und die relativ geringe Effizienz in vielen Bereichen hervorhob.

Hexenforscher. Eine Online-Version des Ausstellungksataloges des Vorarlberger Landesarchives steht zum kostenlosen Download zur Verfügung und sollte wohl auch in den Lehrerzimmern Eingang finden. Ausstellung und Katalog stammen von Univ.-Doz. Dr. Manfred Tschaikner, dem weithin bekannten Hexenforscher.

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