Freitag, 21. Oktober 2022

[ #Rankweil ] Der "Russen-Friedhof" ober der Valduna in Rankweil


Ober der Valduna gibt es einen Waldfriedhof mit dem sogenannten Wehrmachtsfriedhof und dem Russenfriedhof. 


1952 wurden mehrere hundert deutsche Wehrmachtssoldaten, welche am ganzen Friedhof verstreut bestattet waren exhumiert und zu einem  „Wehrmachtsfriedhof“ zusammengelegt. Die Soldaten starben an Hunger und Tuberkulose, an der schlechten Versorgung in der "Heimat".

Russischer Ehrenteil. Unvergleichlich noch weniger Überlebenschancen hatten allerdings die russischen Kriegsgefangenen, welche aus einem Salzburger Lager hierher kommandiert waren. 43 von ihnen sind auf dem "Russenfriedhof" bestattet. Ihr Tod war buchstäblich vorprogrammiert. Das Schwarze Kreuz nennt ihn den "russischen Ehrenteils des Waldfriedhof Valduna-Rankweil", Der Ehrenteil erhielt bei seiner Sanierung 43 Pultsteine aus Granit, in welche die Namen der russischen Kriegsopfer eingraviert wurden. Das Landeshochbauamt errichtete zusätzlich einen Obelisken mit einer Gedenkinschrift. Auch wurde der russische Teil erweitert: 1965 wurden die Leichen russischer Kriegsgefangener an verschiedenen Orten Vorarlbergs exhumiert und ebenfalls auf dem orthodox geweihten Friedhof beigesetzt. Wenig Einfühlsamkeit zeigte man allerdings, als man 1996 einen Gedenksteines für in Russland gefallene deutsche Soldaten ausgerechnet im Bereich des Russenfriedhofes errichtete.


Friedhof für früh verstorbene Kinder2009 wurde auch eine würdevolle letzte Ruhestätte für früh verstorbene Kinder im Waldriedhof, der ansonsten stillgelegt ist, eingerichtet und damit einen wichtigen Beitrag bei der Trauerarbeit der Betroffenen (von totgeborenen) Kindern geleistet. Dieser neue Bereich ersetzt den bisherigen provisorischen Bestattungsbereich, in dem seit 1999 jeweils zu Ostern und zu Allerheiligen zeremonielle Beisetzungen stattfanden. Seit den 1970er Jahren wurden auf dem landeseigenen Friedhof beim Rankweiler Krankenhaus 60 bis 80 Totgeborene pro Jahr beerdigt.

Friedrich Schmidt. Wenig bekannt ist, dass der Waldfriedhof seinerzeit einen angesehenen Planer hatte. Die Planung stammt von dem aus Württemberg stammendenden Pastorensohn und Wiener Dombaumeister Friedrich Schmidt, der bekanntlich nicht nur das Wiener Rathaus gebaut sondern auch in Vorarlberg durch Bauwerke repräsentiert ist: die Pfarrkirche Hl. Sulpitius in Frastanz, die  Pfarrkirche Hll. Josef und Nikolaus in Silbertal und die Pfarrkirche zum Heiligsten Herzen Jesu in Weiler.

Ersatz-Lazarett. Im Ersatz-Lazarett Valduna der deutschen Wehrmacht hatten auch russische Kriegsgefangene des Kriegsgefangenen-Lagers Markt Pongau (Salzburg) "Dienst zu versehen. Russische Kriegsgefangen waren bei der deutschen Wehrmacht Freiwild und wurden ihnen - im Gegensatz zu anderen Kriegsgefangenen - die Rechte nach der Genfer Konvention verweigert.  Aus den auf den Gräbern des "Russenfriedhofes" Rankweil-Valduna in Vorarlberg eingravierten Todesjahre der 43 Opfer des dortigen Reservelazarettes ergibt sich, dass im Jahr 1942 dort 20 sowjetische Kriegsgefangene starben; im Jahr 1943 noch 15 Opfer, von diesen zwölf in den Monaten Jänner bis März. Im Jahr 1944 verstarben noch sechs und im Februar 1945 schließlich noch zwei Kriegsgefangene. Somit verstarben allein bis Frühjahr 1943 fast 75 Prozent der Gesamtopfer des Reservelazarettes Valduna.


Wehrmacht als Mörderbande. Die Bestimmungen für das Verhalten der Wachmannschaft bzw. der Angehörigen der Wehrmacht gegenüber den kriegsgefangenen Angehörigen der Feindmächte war völlig unterschiedlich und wurden auch völlig unterschiedlich gehandhabt. Der Grund dafür lag weit von den Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts entfernt und waren ausschließlich rassenideologisch motiviert. Die Kriegsgefangenen der Deutschen Wehrmacht sollten nämlich grundsätzlich nicht gleich behandelt werden, sondern abhängig von ihrem "Volkstum". Es waren aber keineswegs nur die verrückten Gedankengänge der Nationalsozialisten, die Wehrmacht erfüllte die Forderungen der politischen Führung durch die Herausgabe entsprechender Befehle willig und gründlich.

Damit waren die russischen Kriegsgefangenen ihren Peinigern bis zur gänzlichen physischen und psychischen Zerstörung ausgesetzt. Während etwa die amerikanischen Kriegsgefangenen weitgehend nach den Bestimmungen der Genfer Konvention behandelt wurden, wurde in der Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen die Genfer Konvention völlig außer Acht gelassen. Man zielte auf ihre Vernichtung hin. Während man die Todesfälle von Kriegsgefangenen auch in Deutschland grundsätzlich beurkundete, wurden die Todesfälle unter sowjetischen Kriegsgefangenen erst gar nicht in die "Beurkundungen" aufgenommen. Sie zählten nicht. Nach Schätzungen der Historiker betrug die Zahl der Opfer unter den sowjetischen Kriegsgefangenen bis zu 3,3 Millionen toten sowjetischen Kriegsgefangenen in deutscher Hand, was einem Prozentsatz von beinahe 60 Prozent der Gesamtzahl der sowjetischen Kriegsgefangenen entspricht. Ein Verbrechen.

Hohenems. Das Gebiet um den Breitenberg in Hohenems ist geologisch sehr unruhig und aufgrund unterschiedlicher Gesteinsschichtungen seit vielen Jahrhunderten bekannt für massive und unkontrolliert auftretende Felsstürze. Im Januar 1943 war es längere Zeit sehr kalt mit Temperaturen von −16° auch am Tag. Am 13. Jänner 1943 kam es zu einem plötzlichen Föhneinbruch. Durch das Tauwetter lösten sich im Steinbruch Büchele in Unter-Erlach, am „Spitzenegg“, große Steinmassen. Durch den Felssturz wurden sechs russische Kriegsgefangene und drei Einheimische sofort getötet und je drei russische und einheimische Arbeitskräfte schwer verletzt. Einer der verunglückten russischen Gefangenen konnte wegen der akuten Gefahr weiterer Felsabgänge nicht mehr geborgen werden und soll bis heute unter den Steinmassen liegen. Die anderen Opfer wurden auf dem Friedhof bei der Kapelle hl. Sebastian und hl. Antonius (Hohenems) beigesetzt. Die Gräber der russischen Kriegsgefangenen sind heute beim LKH Rankweil (Valduna) auf dem dortigen "Russen-Friedhof.


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