Montag, 30. August 2021

[ #Vorarlberg ] Harald Walser - Die Hintermänner. Vorarlberger Industrielle und die NSDAP 1933-1934


Die erste kritische geschichtswissenschaftliche Veröffentlichung zu den einflussreichen Personen, die hinter der nationalsozialistischen Bewegung in Vorarlberg standen, und damals ein Tabubruch: weil man es hierzulande bis dahin nie so genau hatte wissen wollen. 

Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die Beziehungen zwischen der NSDAP und den großen Unternehmern Vorarlbergs in den Jahren 1933 und 1934.

Großindustrie. In diesem Zusammenhang erweist sich unter der Literatur zur neueren österreichischen Geschichte besonders das Werk von Norbert Schausberger "Der Griff nach Österreich" als anregend. Denn mit diesem Buch gelang es dem Autor, den "großdeutschen Gedanken" im wesentlichen als Gedanken einer großdeutschen Wirtschaftseinheit darzustellen. Diese Behauptung wird verständlich und erklärbar, wenn man weiß, dass im " Jahre 1930 ... bereits rund zwei Drittel der österreichischen Großindustrie vom ausländischen, davon die Hälfte allein vom deutschen Finanzkapital beherrscht (wurden)".

In Vorarlberg war die Situation etwas anders, denn die alles beherrschende Textilindustrie war noch über die Zeit hinaus als dieser Beitrag erschien, zu einem großen Teil in den Händen ansässiger Unternehmer.


Österreicher als Ausländer. Der Beitrag von Harald Walser liefert aber auch andere Einblicke. So zum Beispiel zum "Gastarbeiterproblem". "Gastarbeiter", das waren damals alle Nichtvorarlberger. Damals ging man gegen die "zugewanderten" Österreicher aus Kärnten, Oberösterreich oder der Steiermark so vor, wie es manche Politiker heute schon wieder gegen die zugewanderten Arbeitnehmer fordern:
"Das Zentrum der Vorarlberger Textilindustrie, Dornbirn, war von der ungeheuren Krise dieser Branche besonders betroffen. Dies führte dazu, daß alle Betriebe zur Kurzarbeit übergehen mußten. "Die rund 5.000 noch in der Textilindustrie Beschäftigten erhielten für ihre Kurzarbeit einen so geringen Lohn, daß dieser sogar unter dem Niveau der Arbeitslosenunterstützung lag" (16). Die Behörden des Landes waren der Situation nicht gewachsen und versuchten, im Lande befindliche innerösterreichische Arbeitslose abzuschieben. Diese wurden "zusammengefangen, in Arreste gesteckt (und) ... willkürlich auf fünf Jahre des Landes verwiesen und wie Landstreicher auf den Schub geschickt. Dabei handelt es sich z.T. um Arbeitslose, die seit Jahren in Vorarlberg ansässig sind und entweder die Arbeitslosenunterstützung oder die Notstandsaushilfe beziehen".
Verlagsinformation.  Harald Walser - Die Hintermänner - Vorarlberger Industrielle und die NSDAP 1933-1934 - Erschienen in: Nachträge. Zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte. Hrsg. von Meinrad Pichler, Fink's Verlag Bregenz 1983 (2. Aufl.; 1. Aufl. 1982), S. 96-106; erstmals unter dem Titel "Wer stand hinter der NSDAP?" in: Zeitgeschichte 8 (1980), S. 288-297

Malin-Gesellschaft. Die Johann-August-Malin-Gesellschaft widmet sich der Erforschung der Vorarlberger Zeitgeschichte, und hier besonders ihren lange vernachlässigten Themen wie Antisemitismus, Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Sie bringt sich auch in öffentliche Debatten zu diesen Fragen ein. Diese Publikation und ihre freundliche kostenfreie Online-Stellung ist ein Teil dieser auch sonst beachtenswerten Tätigkeit.

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