Wieso kam Hugo Lunardon (* 2. November 1893 in Hard; † 14. März 1940 im KZ Mauthausen) nach Mauthausen? Was war passiert, dass der am 2. November 1893 in Hard als Sohn des italienischsprachigen Flickschusters Bartolo Lunardon und seiner Frau Maria, geb. Tomio, zur Welt gekommene ehemalige Graveur ein derartiges Schicksal erleiden mußte?
Am Beginn des Ersten Weltkriegs kam der gelernte Graveur an die Front. Seine Eltern waren italienische Migranten (der Flickschuster Bartolo Lunardon und seine Frau Maria, geb. Tomio). Und doch war er mit Leib und Seele für seine und seiner Eltern neue Heimat bemüht. Er wurde zweimal verwundet und verbrachte 42 Monate in russischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er Gendarm in Hohenems, 1931 heiratete er, 1933 und 1935 wurden ihm zwei Töchter geboren. Doch das Familienglück war nur von kurzer Dauer.
1933 wurde er Postenkommandant in Dornbirn. Wegen seines oftmaligen und erfolgreichen Einschreitens gegen illegale Nationalsozialisten hatte er zwar die erwähnte Auszeichnung erhalten, wurde aber unmittelbar während des "Anschlusses" in der Nacht vom 11. zum 12. März 1938 verhaftet und vorerst im KZ Dachau, später dann im KZ Mauthausen eingesperrt und zu Tode geschunden. Die Auszeichnung war wohl eine Folge seines Bemühens, der Verursacher des Nazi-Terrors in Vorarlberg habhaft zu werden. Anton Plankensteiner, den späteren Vorarlberger NS-Landeshauptmann und den Dornbirner SS-Sturmbannführer Alfons Mäser hatte er überführt. Mäser wurde deswegen vor Gericht zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt.
Aber die austrofaschistischen Bonzen hatten sich bald mit ihren nationalsozialistischen Gegnern arrangiert. Sie blieben weitgehend unbehelligt, zu Leiden hatten die Kleinen. Der Sturmbannführer Alfons Mäser wurde bereits 1937 aus der Haft entlassen, weil sich das nationalsozialistische Deutsche Reich und die austrofaschistische österreichische Regierung bereits weitgehend arrangiert hatten und die Nationalsozialisten längst in ihren Reihen saßen und alle nur auf einen günstigen Wind warteten. Ausgerechnet Mäser war in den Tagen des Anschlusses der für die "Sicherheit" zuständige Landeskommandant geworden. Nun übten die Dornbirner Nationalsozialisten Rache an dem aufrichtigen Staatsdiener.
Am 14. März 1940 starb der Gefangene Hugo Lunardon mit der Nummer 14.363 um 17 Uhr 15 im Konzentrationslager Mauthausen an angeblichem "Herzfehler" und an "Herzmuskelfehler". Seine Gefangenen-Nummer wurde umgehend wiederverwendet und einem soeben eingetroffenen polnischen Staatsbürger zugeteilt. Niemand sollte aufgrund der Häftlingsnummern erkennen können, wieviele "Schutzhäftlinge" im Konzentrationlager waren bzw. im Laufe der Zeit dorthin gebracht wurden. Hugo Lunardon hinterließ seine Gattin Olga sowie seine beiden Töchter Olga (geb 1933) und Gertrud (geb. 1935). In Erinnerung an den ermordeten Gendarmen wurde nach ihm in Bregenz der Hugo-Lunardon-Weg benannt.
Johann-August-Malin-Gesellschaft. Diese Vorarlberger historische Gesellschaft macht auf ihrer Website Texte zugänglich, die ihr für die geschichtswissenschaftliche Diskussion in Vorarlberg wesentlich erscheinen und in Zusammenhang mit ihrem selbstgewählten Arbeitsbereich stehen. Darunter ist auch dieser Beitrag von Dr. Halald Walser online bzw. als kostenfreies PDF zum Herunterladen.
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- Harald Walser - Der Tod eines Staatsdieners - Hugo Lunardon und der Nationalsozialismus in Dornbirn (1) - Erschienen in: Dornbirner Statt-Geschichten. Kritische Anmerkungen zu 100 Jahren politischer und gesellschaftlicher Entwicklung. Hg. Werner Bundschuh / Harald Walser. Bregenz 1987, S. 210-242 - Online Text oder Download als PDF.
- Schändliche Vorarlberger Erinnerungskultur: Dr. Otto-Ender-Studienstiftung
- Hugo Lunardon – Wikipedia
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- 17.6.20 [Letzte Aktualisierung - online seit 11.10.10]
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