Donnerstag, 17. November 2022

[ #Bregenz ] Hugo von Montfort XII.: Ein Vorarlberger als Landeshauptmann der Steiermark

Hugo von Montfort XII.:

Ein "Vorarlberger" als Landeshauptmann der "Steiermark" 

Graf Hugo von Montfort, 1357 bis 1423, als vorarlbergisch-steirischer Landherr, Landeshauptmann der Steiermark, Heiratspolitiker in eigener Sache mit drei vorteilhaften Heiraten und geschätzter Mediator bei Streitigkeiten hat auch ein reizvolles lyrisches Werk mit rund 40 gattungsmässig vielfältigen Texten hinterlassen.


Prachthandschrift. Diese lyrisch-didaktische Kleindichtung gestaltet typische Themen wie Liebe, Totenklage, Weltabsage, Sündenklage. Lyrik spielt in der Kultur der Höfe im Spätmittelalter keine nennenswerte Rolle mehr. Umso merkwürdiger ist es, dass zu Beginn des 15. Jahrhunderts noch einmal fast gleichzeitig vier bedeutende adlige Autoren Gedichte schreiben: Der "Mönch von Salzburg", Hugo von Montfort, Eberhard von Cersne und Oswald von Wolkenstein. Das Fort- und Nachleben des Minnesangs beleuchtet im 15. Jahrhundert schlaglichtartig die lyrische Produktion der adligen "Literaturliebhaber": Minnesang ist auch bei ihnen Teil adligen Lebens, er dient nun aber eher dem repräsentativen Hausgebrauch und dem Privatvergnügen. Vorherrschend wurde bei Hugo von Montfort eine didaktisch-gelehrte Dichtung. Er verhalf Motiven und Formen des Minnesanges zu einem letzten Aufleben und die anonyme Gesellschaftskunst des Minnesanges eine subjektive Wendung. Die Minnelieder sind meist in Sammelhandschriften überliefert, deren bedeutendste die Große Heidelberger Handschrift (1. Hälfte 14. Jh.), die Kleine Heidelberger Handschrift (13. Jh.), die Weingartner Liederhandschrift (um 1300) und die Jenaer Handschrift (mit Noten, um 1310) sind.

Hugo von Montfort. Das poetische Werk. Das Angebot der Internet-Plattform zur Edition "Hugo von Montfort, Das poetische Werk" umfasst neben dem Kernstück der Basistransliterationen (mitsamt den Codierungsschlüsseln und einer Transponierungs-Synopse) ausgewählte Abbildungen zur Überlieferung und zum biographischen Hintergrund Hugos von Montfort (1357 – 1423).

Graf Hugo von Montfort XII. hinterließ ein beachtliches literarisches Werk. Er hinterließ in mehr als 170 heute noch erhaltenen Dokumenten zahlreiche urkundliche Spuren. Überliefert sind uns vierzig Texte: Lieder, poetische Briefe sowie politische und didaktische Reden zum Vortrag vor höfischem Publikum. In seinen Dichtungen zeigt sich Hugo immer wieder als Moralist, denn neben der Liebe macht er hauptsächlich Didaktisches und Religiöses zu seinem Thema. Im Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York ist im April 2005 ein interessantes Werk zum Minnesänger Hugo von Montfort erschienen. Neben den spätmittelalterlichen Originaltexten bietet sie eine Einleitung zu Leben, Werk und Zeit Hugos von Montfort sowie einen Anhang zu den Melodien. Die nach modernen Editionsprinzipien neu erarbeitete Studienausgabe bezieht erstmals auch die gesamte Streuüberlieferung mit ein.


Vorarlberger Landeswappen. Das von Hugo I. von Montfort († 1235) - einem Sohn Hugos von Tübingen († 1182) - begründete Adelsgeschlecht unter dem frei gewählten Prunknamen "Montfort" wirkte von etwa 1200 bis zum Aussterben des Geschlechtes 1787 durch sechs Jahrhunderte prägend auf die Bodenseeregion: Sowohl als Herrschaft aber auch in Literatur und Kunst. 1258 Spaltung in die Linien Montfort-Feldkirch, mit der Abspaltung der Grafen von Werdenberg (bis 1390), Montfort-Bregenz (bis 1338) und Montfort-Tettnang-Bregenz (bis 1536); eine jüngere Linie Tettnang erlosch 1787. Die umfangreichen Besitzungen fielen an die Habsburger, das rote Banner der Montfort ist Landeswappen von Vorarlberg.

Vischer Stich aus dem Buch Topographia Ducatus Stiriae (1681) - Die südlich von Frohnleiten auf einer östlich der Mur gelegenen Felskuppe ab Anfang des 13. JH. errichtete mächtige Burganlage befand sich im 14. und 15. JH. im Besitz der Grafen Montfort. 

Hugo von Montfort-Bregenz. ("der Minnesänger", XII., * 1357, † 4. 4. 1423). Er war Graf von Montfort-Bregenz und Pfaffenberg, ein angesehener Politiker, und unter anderem auch Landeshauptmann der Steiermark. Er nahm 1377 an dem Zug Herzog Albrechts III. von Österreich gegen die heidnischen Preußen teil, war auch sonst mehrfach in kriegerische Händel verwickelt, machte eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Land und starb, nachdem er dreimahl vermählt gewesen war. Er war nicht nur in eigener Sache als "Heiratspolitiker" geschickt, er war auch ein geschätzter Mediator bei Streitigkeiten. Der Dichter beschreibt auch, wie er als Vierzehnjähriger in die Welt aufgebrochen ist: "ich sprach. 'ja herr, ich sag ü für war ich hatt der tag mint viertzehn jar sid hân ich wunders vil gesehen. was plâgen der welt ist beschehen, (Lied 5, 135-138). Er ist in Bruck an der Mur in der Steiermark begraben. Bekannt als der Minnesänger spielte er auch in der habsburgischen Verwaltung eine wichtige Rolle. Durch mehrere Heiraten gelangte er in der Steiermark und in Kärnten zu einem ausgedehnten Besitz. Er bekleidete zahlreiche hohe Verwaltungsämter und machte in der Politik seiner unmittelbaren Heimat, der habsburgischen Schweiz und der Steiermark Karriere. So war er ab 1401 vorwiegend auf der Festung Pfannberg, dort von 1413 – 1415 auch in der Funktion als Landeshauptmann der Steiermark, wo er auch begraben ist (Bruck an der Mur).

Die mit dem Tod des Grafen Hugo V. 1338 ausgestorbene Bregenzer Linie wurde durch die (ältere) Tettnanger Linie beerbt. Graf Wilhelm II. von Tettnang († 1354), der die Herrschaften Bregenz und Tettnang wieder vereinigte, kam als kaiserlicher Statthalter in der Lombardei zu großem Reichtum. Nach dem Tod Wilhelms II. ("des Reichen") 1354 erbte dessen Sohn Wilhelm III. († 1373) die Herrschaft Bregenz und begründete dort die neuere Linie (Tettnang-)Bregenz. Seine Söhne Konrad I. († 1399) und Hugo XII. († 1423) teilten die Herrschaft Bregenz (8.6.1379) unter sich auf: Graf Hugo (der Minnesänger) erhält die nördliche Hälfte mit Hofrieden, Sulzberg und Oberlangenegg, Graf Konrad die südliche Hälfte mit Hofsteig, Alberschwende und Lingenau. 1379 wird auch die Burg geteilt Graf Konrad von Montfort erhielt das obere Haus, wo sich heute die Kirche befindet und der Minnesänger Hugo von Montfort das untere, an dessen Stelle das Restaurant steht. Stadt und Vogtei über das Kloster Mehrerau bleiben in gemeinsamer Verwaltung. Am 2.1.1409 wird Bregenz neuerlich Objekt einer rigiden Teilung: Die Stadt Bregenz wird zwischen den Grafen Hugo und Wilhelm von Montfort-Bregenz geteilt. Mitten durch die Stadt wird eine Trennungslinie gezogen. Der Rat der Stadt wird je zur Hälfte aus Bürgern beider Teile besetzt; der Ammann wird von den beiden Teilen abwechselnd gestellt.

Regionale Bedeutung. Seine Herrschaft hatte wohl vor allem in den beiden erwähnten Teilungen von Bregenz Bedeutung. Für die Landeswerdung Vorarlbergs hatte das zur Folge, dass Bregenz in zwei Hälften, 1451 und 1523 – an Österreich überging. Sein Nachfahre verkaufte hundert Jahre nach seinem Tode (Graf Hugo XVII. von Montfort-Bregenz, der Letzte; † 1536) seine Anteile an der Grafschaft Bregenz um 50.000 Gulden an Österreich, während dessen Bruder Georg III. († 1544) die innerösterreichischen Besitzungen übernahm. Damit war auch der nördliche Teil der Grafschaft Bregenz an Österreich gegangen. Graf Hugo darf dafür aber als österreichischer Vogt in Feldkirch wirken.

Gegen die österreichischen Vögte setzten sich die Eidgenossen zur Wehr: Der Minnesänger Hugo von Montfort-Bregenz sowie Kontingente des Grafen Rudolf V. von Montfort-Feldkirch und Truppen aus dem Walgau, dem Rheintal und dem Allgäu kämpften in der Schlacht bei Näfels (9.4.1388) auf Seiten der geschlagenen Habsburger gegen die Eidgenossen.

Während die Bregenzer Linie der "Montforter", sieht man von dem Minnesänger Hugo XII. ab, über eine lokale Bedeutung kaum je hinauskamen und sich häufig als kleinliche und tyrannische Potentaten erwiesen, kamen die Feldkircher Grafen ihren Untertanen mit großzügigen Freiheitsrechten und einer Kodifikation des auf reichsstädtischem Lindauer Recht beruhenden Stadtrechtes frühzeitig entgegen und ermöglichten demokratische Strukturen, insbesondere auch eine Mitbeteiligung an politischen Entscheidungsfindungen. So konnte Feldkirch während des Mittelalters Bregenz an Einwohnerzahl, Wirtschaftskraft und politischer Bedeutung weit überflügeln.

Knecht Burk Mangolt.
Dass er aber nicht nur in der Steiermark wirkte, darüber gibt seine Minne Auskunft, die übrigens für seine Zeit auch eine einmalige urheberrechtliche Bedeutung hat. Er darf geradezu als Pionier genannt werden. Er fühlte sich nur als der Dichter seines Minnegesangs und verheimlichte nicht, dass die kompositorische Leistung bei seinem "Knecht" Burk Mangolt lag: "Die weysen zu den lieden der han ich nicht gemachen, ich will euch nicht betriegen ... die weysen hat gemachet Burk Mangolt, unser treuer knecht." Dieser war natürlich kein Knecht im heutigen Sinn, sondern wohl ein angesehener Untertan unter Hugo von Montfort und mit den Bürgerrechten der Stadt Bregenz ausgestattet.

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