Dienstag, 6. April 2021

[ #Bregenz ] Freies Digitalisat: Die Römer in Vorarlberg (1872)


Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer den Alpenraum und auch Bregenz. Die Römer errichteten zunächst ein wall- und grabengeschütztes Militärlager auf dem Ölrain, das Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts von einer städtischen Anlage abgelöst wurde: eine typische römische Provinzialstadt mit Prachtstraße, mit Forum, mit Tempeln, mit Villen und Handwerksviertel.

1883 hatte der Industrielle Samuel Jenny auch im Areal "Uf der Studa" in Feldkirch-Altenstadt die Spuren einer römischen "Villa rustica" ausgegraben.

Die Römer in Vorarlberg (1872). Ein Bericht im Rahmen des Museums-Vereines bei Wagner in Innsbruck verlegten Vortrages von John Sholto Douglass und Samuel Jenny über die Ausgrabungen und Funde aus der Römerzeit in Vorarlberg steht als Retrodigitalisat kostenlos bei Internet-Archive (San Francisco) zum Download bereit.

John Sholto Douglass (1838 - 15.9.1874). John Sholto Douglass (1838 - 15.9.1874) - 15th Lord of Tilquhillie - war der älteste Sohn des Ehepaares John und Jane Douglass, auf Falkenhorst geboren. John Douglass (14. Lord of Tilquhillie) war aus armem schottischem Adel. Er hatte Jane, die reiche Tochter des Fabrikanten James Kennedy, geheiratet. Aus dieser Ehe stammten sechs Kinder, drei starben im Kindesalter. John Douglass starb am 1870 in Tilquhillie in Schottland. Nach seinem Tod erhielt der Schulfond und der Armenfond der Gemeinde Thüringen 1000 Gulden.

Schottland-Bregenz-Thüringen. Sein ältester Sohn John Sholto Douglass vermählte sich 1864 mit Vanda von Poellnitz. Mit seiner Frau Vanda hatte er vier Kinder. Der ursprüngliche Familiensitz der Douglass war Tilquhillie Castle in der Nähe von Banchory, Aberdeen. Die Pöllnitz bewohnten Babenwohl bei Bregenz (heute Vorarlberger Landesbibliothek).

Er war Fabrikant in Thüringen und war als wissenschaftlich interessierter Mensch in etlichen landesweiten Vereinigungen führend tätig. So gilt er auch als Gründer der Alpenvereinssektion Vorarlberg.

Alpenverein. Der Tod ereilte den passionierten Jäger und Naturfreund am 15. September 1874 im Radonatobel im Klostertal. Er wurde in Feldkirch begraben. Seine Witwe heiratete den Bludenzer Maler Jehly. Aus dieser Verbindung stammt die Bludenzer Dichterin Gulbransson. An John Sholto Douglass erinnert auch die Douglasshütte am Lünersee, die am 28. August 1872 von John Sholto Douglass eingeweiht wurde.

Samuel Jenny (1837-1901). Die Herkunft Samuel Jenny 1837-1901 war der Sohn von Melchior Jenny-Schindler. Melchior Jenny von Ennenda war zusammen mit Angehörigen der Familie Schindler Gründer der Textil-Druckerei Jenny & Schindler in Hard bei Bregenz. Er wurde einer der erfolgreichen Vorarlberger "Textil-Barone". Samuel Schindler gehörte bereits zur zweiten, im Vorarlberg geborenen Generation.

Bildung. Die Glarner Textilfabrikanten, zu denen sich die Douglass aus altem schottischem Adel gesellten, waren Kolonialisten in einem besondern Sinn, indem sie neben Kapital auch ihre Bildung einbrachten, um den Wissensstand über das neue Land, das sie betreten hatten, zu heben.

Liberal. Die "Tüchle-Barone" waren gebildet und liberal; sie interessierten sich für viel mehr als nur die industrielle Produktion. Ihre mehrfache Minderheitsposition als Ausländer, Evangelische und Liberale inmitten einer gut katholischen Bevölkerung hat sie zusätzlich angespornt, neben ihrem Können als Fabrikanten auch ihr umfassendes Wissen zu Gunsten der neuen Heimat einzubringen.

Protestanten. Der Bau einer evangelischen Kirche in Bregenz, auf den Grundmauern der vorher natürlich gründlich erforschten römischen Therme – Jenny und Douglass waren die treibenden Kräfte –, ergab sich nach anfänglichen Widerständen katholisch-klerikaler Kreise ohne Probleme.

Der Landesmuseumsverein. Samuel Jenny und andere gründeten 1857 den Vorarlberger Landesmuseumsverein, nachdem er, aber auch einer aus der Familie der Douglass, intensive Forschungen zur römischen Vergangenheit seiner Heimat betrieben und gar manche Entdeckung gemacht und sich als erfolgreicher Ausgräber profiliert hatte. Gar vieles, auch seine Visionen, hielt er als begabter Zeichner auf Papier fest. So gibt es eine Darstellung des römischen Bregenz (Brigantium), auf welcher Jenny bereits ein Amphitheater sah.

Der Landesmuseumsverein bildete aber auch eine gesellschaftliche Klammer, auf die es Jenny eben auch ankam. Im Bemühen um die Beschreibung und Erforschung des Landes waren sich die gebildeten Leute einig. Dem Verein gehörten die liberalen Unternehmer wie Jenny an, freiberuflich Tätige, Künstler, Repräsentanten des Kaiserreichs, aber auch der katholische Klerus, Bauern und Angehörige der Jüdischen Gemeinde Hohenems. Jenny wirkte aktiv an der Präsentation und Beschreibung der Funde im Landesmuseum mit und erstattete fast jedes Jahr einen Ausgrabungsbericht mit bildlicher Darstellung.

Die Römer in Vorarlberg (1872)
Author: John Sholto Douglass , Samuel 1837-1901 Jenny, Samuel Jenny
Publisher: Wagner
Year: 1872
Possible copyright status: NOT_IN_COPYRIGHT
Language: German


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