Donnerstag, 7. April 2022

[ #Feldkirch ] Ein Feldkircher als Farmer in Deutsch-Südwestafrika getötet


Die Archivale des Monats Dezember 2014 des Vorarlberger Landesarchivs bringt eine besondere Migrationsgeschichte eines Vorarlbergers an den Tag.


Eduard Zimmermann, ledig, aus Feldkirch bewirtschaftete eine Farm in Ozombanda, welche sich rund 30 km westlich der Siedlung Okahandja befand. Auf dieser weitläufigen Farm wurde der 50-jährige Vorarlberger offenbar in den ersten Tagen des Aufstandes – wahrscheinlich am 13. Jänner 1904 – getötet. Während österreichisch - ungarische Staatsbürger in Deutsch-Südwestafrika vorwiegend als Arbeiter und Handwerker - offenbar für den Eisenbahnbau - angeheuert wurden, war Eduard Zimmermann ein Farmer.

Herero-Aufstand. Im Januar 1904 erhob sich in der Kolonie Deutsch - Südwestafrika, der heutigen Republik Namibia, das Volk der Herero. Die Herero sind halbnomadische Rinderzüchter, die nördlich von Windhoek bis zum Ovamboland ihre Weidegebiete hatten. Der fortschreitende Verlust ihres Landes an europäische Farmer und ihre Entrechtung hatten die Herero zum Aufstand getrieben. In den ersten Tagen töteten sie auf Geheiß ihres Oberhäuptlings Samuel Maharero etwa 150 deutsche Siedler – bis auf wenige Ausnahmen Männer. Der Schlag kam völlig unerwartet. Der kaiserlichen Schutztruppe unter Gouverneur Leutwein gelang es nicht, die Herero niederzukämpfen, vielmehr musste sie mehrere Niederlagen einstecken. Danach "wehrte" sich das Deutsche Kaiserreich mit einem rassistisch und räuberischen Völkermord an den Hereros.

Migrationsgeschichten. Die österreichischen Immigranten in Deutsch-Südwestafrika waren unter den Weißen (dominierend waren Deutsche und „Buren“) eine kleine, um die Jahrhundertwende aber wachsende Gruppe; ihr relativer Anteil im Jahr 1902 betrug 2,74 Prozent. Ob dieser Anteil in den folgenden Jahren nun infolge von Rückwanderungen in die Heimat oder durch Übernahme der deutschen Staatsbürgerschaft sank, ist unbekannt. Deutlich ist der Zusammenhang mit der Errichtung der sog. Staatsbahn Swakopmund – Windhoek (fertiggestellt 1902) zu Tage. In ihrer überwiegenden Anzahl waren die Männer aus Österreich-Ungarn als „Handwerker und Arbeiter“ bei diesem Bahnprojekt beschäftigt.

Eduard Zimmermann. Ein einziger österreichischer Einwanderer wird in den Kolonialstatistiken als „Ansiedler, Farmer“ bezeichnet. Möglicherweise handelt es sich dabei um den erwähnten Eduard Zimmermann aus Feldkirch. Eduard Zimmermann war nicht zufällig ledig, fast alle Siedler waren das. Erst 1903 wird eine Österreicherin als Frau erwähnt. Die Siedler lebten also offenbar "weniger rassenbewusst" als die Kolonialpolitik es vorgab in Verhältnissen mit einheimischen Frauen.

Eduard Zimmermanns Tod machte in der Österreich die Eröffnung eines Verlassenschaftsaktes notwendig. In diesem Akt lässt sich anhand der darin dokumentierten Benachrichtigungen der Verlauf dieser Verlassenschaft nachvollziehen. Insgesamt dauerte der Abschluss des gesamten Verfahrens über fünf Jahre. Der vollständige Akt kann im Vorarlberger Landesarchiv eingesehen werden.


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