Donnerstag, 18. Mai 2023

[ #Vorarlberg ] Der lange Arm des NS-Gauleiters Hofer in die Vorarlberger Politik


Der lange Arm des Gauleiters. "Elmar Grabherr ist eine Schlüsselfigur für die verzögerte Entwicklung einer offenen Gesellschaft inVorarlberg nach 1945", sagt der Historiker und langjährige Leiter der Literaturabteilung im ORF-Landesstudio, Leo Haffner, und begründet damit seine intensive Beschäftigung mit dem "besessenen Vorarlberger" (Haffner) in den letzten Jahren. Auslöser für seine Arbeit waren private Briefe des ehemaligen LAD aus der Kriegszeit, die seine antidemokratische, antisemitische und rassistische Gesinnung belegen: Da beschwört Grabherr im Februar 1942 "die durchaus günstige Entwicklung zum Endsieg", zeigt sich von "der jüngsten Rede des Führers außerordentlich beeindruckt" (November 1942), findet es "auch nicht mehr als recht, dass endlich auch mit den Juden abgefahren wird, die mit Ariern verheiratet sind", auch wenn "es dabei im Einzelfall harte Szenen geben musste" (April 1943), hofft, "die Vorsehung beschütze unseren Führer und unsere Waffen, um mit dieser Satansbrut (gemeint sind die Kriegsgegner) endlich fertig zu werden" (Dezember 1943) und zeigt sich noch Ende 1944 "gläubigen Vertrauens in den Sieg, da die Führung über allen Zweifel erhaben ist".

Gauleiter Franz Hofer, der schon 1930 der NSDAP beigetreten war und rasch zum Gauleiter von Tirol avancierte, verbrachte die Zeit des Verbots der österreichischen Braunen in Deutschland. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich kehrte Hofer zurück, und wurde wiederum Gauleiter von Tirol-Vorarlberg und 1940 schließlich Reichsstatthalter.

Alemannen-Erlass. 1945 wurde Elmar Grabher - davor ein enger Mitarbeiter des Tiroler NS-Gauleiters Hofer - Vorarlberger Landesamtsdirektor und leitete die Vorarlberger Beamten weiterhin zu "fremdenfeindlicher" Politik an. Nur waren die "Fremden" damals noch Österreicher. Berühmt sein "Alemannen-Erlass", ein amtsinternes jedoch öffentlich gewordenes Rundschreiben, das empfahl, bei Stellenbesetzungen im Landesdienst, bei der Vergabe von Fördermitteln und dergleichen in erster Linie die "landsmannschaftliche Herkunft" der Bewerber zu berücksichtigen, die sich durch "objektive Tatsachen wie Abstammung (siehe hier u.a. auch Familiennamen), Geburtsort, ehem. Besitz des Heimatrechtes, langjähriger Aufenthalt, Beherrschung der Mundart ..." zu erkennen sei.

Schon bevor in den 1960ern Arbeitsmigranten aus der Türkei und Exjugoslawien durch die Vorarlberger Wirtschaft vor Ort angeworben wurden, wurden solche aus Kärnten und der Steiermark nach Vorarlberg geholt. Schon ab 1955 wurde die Anwerbung von Arbeitskräften in der Steiermark und in Kärnten betrieben. Dieser Zuzug von österreichischen Staatsbürgern, der in kleinerer Zahl schon vor 1955 bestand, war von der ÖVP-Landesregierung unter dem Nationalsozialisten Elmar Grabher als Landesamtsdirektor bereits als alarmierend genug empfunden worden, um einen eigenen Lichtbildausweis für innerösterreichische Zuwanderer zu kreieren, was aber vom Verfassungsgerichtshof untersagt wurde. Am Symbol hielt die Landesregierung dennoch fest und stellte ein dunkelgelbes, gefaltetes Kärtchen aus, nur eben ohne Lichtbild.


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