"Die Phrase des 'Kanton Übrig' muss als unzutreffend beurteilt werden. Ein Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz fand in der Eidgenossenschaft Zuspruch. Was die wenigsten wissen dürften ist, dass die geflügelten Worte auf einem gleichnamigen Flugblatt beruhen, das in ganz Vorarlberg kursierte. ...
Z wie Zorro. ... Der anonyme Unterzeichner Z. – ein Befürworter des Anschlusses an Deutschland – führte dort aus, in der Schweiz würde das ungeliebte und abgelehnte Vorarlberg höhnisch als 'Kanton Übrig' bezeichnet. Bei einer Landtagssitzung im Juli 1919 wurde bekannt, dass es sich beim Verfasser Z. nicht um Zorro handelte – die Romanfigur wurde, man glaubt es kaum, im selben Jahr erfunden. Vielmehr enttarnte Landeshauptmann Ender den deutschfreiheitlichen Abgeordneten Anton Zumtobel, einen Dornbirner Anwalt, als Urheber. Zumtobel stand zur Autorschaft und gestand, das Machwerk 'verbrochen' zu haben. 'Ich muß gestehen, daß ich viel geschrieben habe, was sich später leider nicht als wahr erwiesen hat', gab er sich geläutert." (Arnulf Häfele, Die Schweiz als Vorbild ...)
Dr. Otto Ender. 1919 einigte sich die Vorarlberger Landesversammlung unter dem christlichsozialen Landespräsidenten und späteren Bundeskanzler Dr. Otto Ender auf eine Landesverfassung, die sich an bisher nicht genau bekannten Schweizer Vorbildern orientierte. Vorarlberg hätte mit dieser Verfassung fugenlos in das politische System der Eidgenossen gepasst.
Volksabstimmung. Mit dem Beschluss dieser Landesverfassung am 14. März 1919 wurde auch tatsächlich die Maschinerie für den Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz in Gang gesetzt. Der Bundesrat in Bern konnte an dem Verfassungswerk ablesen, dass es Vorarlberg ernst war mit dem Bestreben, der 23. Kanton der Schweiz zu werden. Auf Schweizer Geheiß wurde in Vorarlberg eine Volksabstimmung über den Anschluss an die Schweiz durchgeführt, die eine Zustimmung von 80,6 Prozent erbrachte.
Eidgenossen. Für das an die Schweiz angrenzende Land Vorarlberg galten die ausgeprägten demokratischen Rechte der Eidgenossen seit jeher als erstrebenswert. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie erklärte Vorarlberg 1918 auf staatsrechtlich revolutionärem Wege seine Selbständigkeit und schloss sich nur provisorisch 'Deutschösterreich“ an.
Die Anschlussbewegung an die Schweiz scheiterte an der zögerlichen Politik der provisorischen Vorarlberger Landesversammlung und zugegeben auch am Schweizer Bundesrat (= Regierung), der das sorgsam austarierte Verhältnis zwischen Sprachen und Religionen in der Schweiz nicht durch einen zusätzlichen Kanton mit deutschsprachigen Katholiken ins Ungleichgewicht bringen wollte, Schlußendlich war die Frage mit den Friedensverträgen von St. Germain und Versailles zugunsten Österreichs entschieden.
- Neue Zürcher Zeitung im Mittagsblatt vom Mittwoch, 14. Mai 1919
- Häfele, Arnulf: Die Schweiz als Vorbild für die Vorarlberger Landesverfassung von 1919 - Rechtliche und politische Hintergründe des "Kanton Übrig"
- Der Kanton Übrig
- Werner Dreier / Meinrad Pichler Vergebliches Werben Mißlungene Vorarlberger Anschlußversuche an die Schweiz und an Schwaben (1918-1920)
- Markus Barnay: Pro Vorarlberg. Eine regionalistische Initiative
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- 4.6.23 [Letzte Aktualisierung, online seit 8.5.11]
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