Mittwoch, 1. Juni 2022

[ #Vorarlberg ] Die Aufklärung und die Konservativen - Politischer Katholizismus in Vorarlberg


Der politische Katholizismus konnte sich im gesamteuropäischen Maßstab nicht durchsetzen. Eine Ausnahme bilden kleine politische Gebilde wie z.B. Tirol, wo die katholische Kirche seit jeher eine mächtige Position innehatte, und Vorarlberg – hier allerdings erst seit dem Jahre 1870. 

Noch 1861 hatte Statthalter Lobkowitz nach einer Reise durch die (damaligen) sechs Bezirke des Landes festgestellt, "dass in Vorarlberg überhaupt eine freiere – vom klerikalen Einfluss unabhängigere – Anschauung in politischen und religiösen Fragen sich bemerkbar macht" ; der Vorarlberger Landtag war bis 1870 – von wenigen Ausnahmen abgesehen – liberal; im Bregenzerwald gab es in dieser Zeit durch Franz Michael Felder und Kaspar Moosbrugger bedeutsame Versuche, dem Gedankengut der Aufklärung zum Durchbruch zu verhelfen und den politischen Einfluss des Klerus zurückzudrängen.

Doch der Wahlkampf des Jahres 1870, der mit einer bis dahin in Vorarlberg noch nie üblichen Härte und Leidenschaftlichkeit geführt wurde, und die Landtagswahl selbst brachten eine radikale Umkehr der Kräfteverhältnisse. Die katholisch-konservative Partei verfügte im Landesparlament nunmehr über 16 von 20 Landtagssitzen.

Der Aufsatz von Leo Haffner wurde zu einem Standardtext über die Konflikte zwischen dem liberalen und dem konservativen Lager im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und über die Auswirkungen, die der Sieg des politischen Katholizismus in Vorarlberg bis weit in die 1970er Jahre hatte.



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