Dienstag, 22. Februar 2022

[ #Bludenz ] Brunnenfeld – das ehemalige ”Vergnügungsviertel” von Bludenz


"Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beschwerte sich der Bludenzer Stadtrat bei Vertretern der höchsten staatlichen Stellen darüber, dass im Dörflein Brunnenfeld, kaum eine Viertelstunde vor den Stadttoren, Zustände herrschten, die der städtischen Wirtschaft und Politik im höchsten Maße abträglich seien: 

Der Bludenzer Stadtteil Brunnenfeld  kann auf Grund seiner verkehrsgünstigen Lage am Schnittpunkt von Walgau, Klostertal und Montafon auf eine bedeutende Geschichte zurückblicken.

Märzengericht. Der Ort – und nicht etwa das Kloster St. Peter – bildete über Jahrhunderte hindurch den Sitz des Märzengerichts, das einzige von den Montafonern besetzte Gericht. Durch einen Brunnenfelder wurde auch 1473 der Anschluss der Grafschaft Sonnenberg an Österreich veranlasst. In Brunnenfeld verbrachte ein berühmter Barockmaler, dessen Werke zum Beispiel in den Museen von St. Petersburg, Kopenhagen, Mailand oder Prag hängen, seine Kindheit. Auch fand in Brunnenfeld eine erbitterte Hexenverfolgung statt. Lange Zeit wurden hier wichtige Viehmärkte veranstaltet.

Il Todeschini. Dem Bludenzer Historiker Manfred Tschaikner verdanken wir genauere Kenntnisse über die Vorarlberger Herkunft des Mailänder Barockmalers Giacomo Francesco Cipper (Feldkirch, Vorarlberg 1664-1736 Milano), den die Zeitgenossen wegen seiner deutschen Herkunft "Il Todeschini" ("der kleine Deutsche") nannten. Der Maler mit dem Zunamen “Il Todeschini” war in den Jahren 1696 - 1736 in der Lombardei und im Veneto tätig. Sein Stil reflektiert die spanisch-neapolitanische Schule. Cipper wurde 1664 als Jakob Franz Zipper in Feldkirch geboren. Die Familie zog bald nach seiner Geburt  nach Brunnenfeld bei Bludenz, wo der Vater Hans Caspar Zipper u.a. eine Privatschule unterhielt.

Vergnügungsviertel Brunnenfeld. Eben diesem initiativen Bludenzer Historiker Manfred Tschaikner verdanken wir ein weiteres "Paper" über das "unscheinbare Brunenfeld, das beim vorarlberger Landesarchiv zum kostenlosen Download zur Verfügung steht:

"Um die Mitte des 18. Jahrhunderts beschwerte sich der Bludenzer Stadtrat bei Vertretern der höchsten staatlichen Stellen darüber, dass im Dörflein Brunnenfeld, kaum eine Viertelstunde vor den Stadttoren, Zustände herrschten, die der städtischen Wirtschaft und Politik im höchsten Maße abträglich seien: Der Ort verfüge über keine Kirche, stattdessen aber über fünf Gaststätten, und das wohlgemerkt bei einem Gesamtbestand von allein zehn Häusern."

Mag. Dr. Manfred Tschaikner. Manfred Tschaikner  wurde 1957 in Bludenz geboren und wuchs in Feldkirch und Dornbirn auf. Er maturierte 1975 am Bundesgymnasium Dornbirn und begann nach dem einjährig-freiwilligen Präsenzdienst 1976 an der Universität Innsbruck Germanistik und Geschichte zu studieren. Nach der Sponsion und Lehramtsprüfung 1982 unterrichtete er in Innsbruck und von 1983 bis 2002 als begeisterter Pädagoge am Bundesgymnasium Bludenz. Er zählte zu jenen Mittelschullehrern, die sich neben dem Lehramt auch um die Forschung bemühten. Aufgrund einer Dissertation über die Hexenverfolgung in Vorarlberg wurde der Historiker 1992 von der Universität Innsbruck zum Doktor der Philosophie promoviert. Inzwischen hat Tschaikner  mehrere Bücher und wohl über 200 wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. 2002 wechselte er ins Vorarlberger Landesarchiv nach Bregenz, wo er sehr engagiert und erfolgreich die Abteilung "Historisches Archiv" leitet. 2008 wurde ihm die Lehrbefugnis für das Fach Österreichische Geschichte an der Universität Wien erteilt. Sein Forschungsschwerpunkt bildet neben der allgemeinen Regionalgeschichte das frühneuzeitliche Hexenwesen Westösterreichs, Liechtensteins und der Ostschweiz, wo er international als Kapazität geachtet wird.


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