Montag, 13. September 2021

[ #Dornbirn ] Ein "Moorsoldat" aus Vorarlberg: August Weiß (1921-2008)


Der Dornbirner Kriegsdienstverweigerer August Weiß kam in das KZ Esterwegen im Börgermoor.

August Weiß (1921-2008) wurde als Sohn des Kaminkehrers Karl Weiß und der Maria Weiß (geb. Feuerstein) in Dornbirn geboren. Er hatte vier Geschwister, und das Elternhaus war sehr katholisch. Die ökonomische Situation im Elternhaus ermöglichte dem hochbegabten Kind keinen weiterführenden Schulbesuch, so dass er nach der sechsjährigen Volksschulzeit ab 1936 bei der Textilfirma F.M. Hämmerle arbeiten musste.

Im Oktober 1939 wurde der junge Textilarbeiter August Weiß von der Firma F.M. Hämmerle entlassen und wenig später auf die Vermunt-Baustelle der Illwerke im Montafon dienstverpflichtet. Der 1,65 Meter große, schmächtige August musste dort Schwerarbeit leisten, und die menschenverachtende Behandlung der Zwangsarbeiter bestärkte ihn in seiner Ablehnung der deutschnationalen Ideologie und des Nazi-Regimes.


Ab Oktober 1940 musste er als "Dienstverpflichteter" seinen Reichsarbeitsdienst im Allgäu mit "unbestimmter Dienstzeit" ableisten. Im Februar 1941 wurde er zu den Gebirgsjägern in Salzburg eingezogen. Doch er blieb nicht lange in der Kaserne. Nach kurzer Zeit verließ der Pazifist die Truppe und begab sich nach Kärnten, mit der Absicht, nach Jugoslawien zu flüchten. An der Grenze wurde er gewarnt, dass die deutschen Truppen bald Jugoslawien überfallen würden. Deshalb fuhr er unter großen Schwierigkeiten im Zug zurück nach Vorarlberg. Seine Mutter riet ihm, sich zu stellen, doch August lehnte dies kategorisch ab, er wollte in die Schweiz. Seine Flucht endete bereits in Frastanz. In Zivil und ohne Papiere wurde er von einer Patrouille am 7. Februar verhaftet und in Salzburg inhaftiert. Für August Weiß war klar, dass er mit einem Todesurteil rechnen musste.

Am 27. März 1941 wurde August Weiß wegen Fahnenflucht vom "Feldgericht der Division 188" zu sechs Jahren Zuchthaus und "Verlust der Wehrwürdigkeit" verurteilt. Die Strafe wurde – wie im Gesetz vorgesehen – für die Dauer des Krieges ausgesetzt,] und August Weiß kam nach etlichen Aufenthalten in Polizeigefängnissen ins Soldaten-KZ Aschendorfer Moor bei Esterwegen, nahe der holländischen Grenze.

In diesem gefürchteten Emslandlager wurden 1200 bis 1500 Militärsträflinge gefangen gehalten. August Weiß musste die furchtbaren Lagerbedingungen am eigenen Leib erleiden: Schläge, Mißhandlungen, Erniedrigungen, hunger, und Schwerarbeit: „Pro Tag musste ich 13 Kubik Moor umarbeiten. Es war eine barbarische Arbeit", die er nur überlebt habe, „weil es unter den Häftlingen Solidarität gab."


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