Mittwoch, 8. März 2023

[ #Bregenz ] Johann Zasius aus Bregenz: Der Anwalt der Regensburger Juden


Dr. iur. utr. Johann  Zasius  aus  Bregenz (ca. 1475/80 – 1527) wird in der historischen Literatur oft mit Ulrich Zasius verwechselt  (Ulrich Zasius ,* 1461 in Konstanz; † 24. November 1535 in Freiburg im Breisgau, war ein deutscher Jurist und Humanist,) oder auch mit dem Sohn von diesem (Johann Ulrich Zasius, * 1521 in Freiburg im Breisgau; † 27. April 1570, war kaiserlicher Rat im Auftrag König Ferdinands I. und Kaiser Maximilians II.). 

Freilich, über Ulrich Zasius gibt es eine sehr umfangreiche Literatur,  während  die  Lebensdaten des Bregenzer Juristen Johann Zasius bisher nur in geringem Maße aufgearbeitet wurden. Uns liegen dafür Forschungen des Vorarlberger Historikers Burmeister und auch ein Beitrag von Steven Rowan in "The Jewish Quarterly Review"  (Vol. 72, No. 3 - Jan., 1982, pp. 198-201) vor.

Johann Zasius aus Bregenz war 1516-1521 im Dienst der vorderösterreichischen Regierung und war einer der (nur) zwei bürgerlichen Advokaten der österreichischen Regierung. Wohl um einen Adelstitel geltend machen zu können, bewarb er sich um die Burg Tosters in Feldkirch und eröffnete nach Burmeister damit die Reihe der österreichischen Juristen als Schlossbesitzer und Pfandherrn von Tosters.

Jurist für die Regensburger Juden. Bedeutender ist  jedoch das Engagement des Bregenzer Juristen für die 1519 gepeinigten Regensburger Juden.  Die Geschichte der Juden in Regensburg reicht bis in das 10. Jahrhundert zurück. Nach dem Tod Kaiser Maximilian I. am 12. Januar 1519 nutzte die Stadt Regensburg das entstandene Machtvakuum und beschloss am 21. Februar die Vertreibung der Juden. Binnen zweier Wochen mussten sie die Stadt verlassen. Vorarlberg selber war ja zu dieser Zeit  "judenfrei" seit in Feldkirch  am 21. Januar 1349 alle Juden verbrannt worden waren. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts siedelten sich wieder Juden in Vorarlberg an.

In diesem jahrelangen Streit der bestohlenen und verfolgten Regensburger Juden gegen die Regensburger Bürgerschaft hatte der Bregenzer Jurist Johann Zasius durch sein Engagement für die Juden mehrere Teilerfolge erstritten,  auch wenn es ihm nicht gelungen war, die Gewalttaten gegen die Juden abzuwenden. Seine Rechtsansicht floss bis in den Wormser Schiedsspruch vom 17./18. Mai 1521 ein. Auch wenn die Zeiten noch weit entfernt von heutigem rechtsstaatlichen Denken waren - schließlich war es das gegenüber der jüdischen Mitbürger noch nicht einmal im ganzen 20. Jahrhundert. 

Dr. Johann Zasisus war letztlich wohl auch mit dem Ausgang des Verfahrens nicht zufrieden, sein Einsatz für die Menschenrechte und seine auf das Naturrecht abstellende Argumentation sind jedoch Höhepunkte nicht nur seiner  Biographie sondern auch der Zeit weit voraus.


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