Dienstag, 22. Februar 2022

[ #Bludenz ] Grete Gulbransson

Grete Gulbransson auf ihrem Totenbett, gezeichnet von ihrem Mann Olaf Gulbransson (Vorarlberg Chronik)

Grete Gulbransson wurde am 31. Juli 1882 in Bludenz im "Haus an der Halde" geboren.

Grete Gulbransson (* 31. Juli 1882 in Bludenz, Vorarlberg; † 26. März 1934 in München) war das "Ergebnis" einer tollen Liebes- und einer europäischen Migrationsgeschichte. Wenn man die (Vor-)Geschichte der "handelnden Personen" entziffert, so führt sie durch die ganze Welt und ist damit eine Kritik des heute so gerne auf Verkleinerungen und Fremdenfeindlichkeit reduzierten Zeitgeistes. Sie beweist, dass Vorarlberg immer schon größer war als es die reale Politik den Menschen hier einreden will.

Dichterin. Schon im Alter von 18 Jahren verfasste sie zahlreiche Gedichte. 1914 erschien der erste Lyrikband, der zweite folgte 1922. Mit 20 verlor sie Vater und Mutter und zog nach München, wo sie die nächsten 23 Jahre verbrachte. Der Bekanntschaft mit dem Maler und Zeichner Olaf Gulbransson (Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift "Simplicissimus") folgte 1906 die Heirat (Scheidung 1923). Das Haus des Ehepaares Gulbransson wurde zum Treffpunkt für viele Künstler und Schriftsteller der Münchner Kulturszene (Bekanntschaft mit Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Ricarda Huch, Alfred Kubin, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig u. a.).

Geliebte Schatten. Grete Gulbranssons erzählt in "Geliebte Schatten" (1936) die soziales Aufsehen erregende Liebesgeschichte ihrer Eltern, der Adeligen Wanda Douglass, geb. von Poellnitz, und des Bludenzer Malers Jakob Jehly. Gulbranssons Tagebücher aus ihren Jahren als Frau des Karikaturisten Olaf Gulbransson in München, deren erster Band 1998 unter dem Titel "Der grüne Vogel des Äthers" veröffentlicht wurde, bilden eine spannende Quelle zur Kunst- und Zeitgeschichte der Jahre nach der Jahrhundertwende. Der englische Reiseschriftsteller Norman Douglas (1868–1952), ihr Halbbruder, verfasste in "Together" (1931, dt. "Wieder im Walgau") Erinnerungen an seine Zeit in Vorarlberg und war der international bekannteste Autor aus Vorarlberg.

Jehly-Haus in Bludenz in der Halde © Wikimedia

Jakob Jehly. Grete Gulbranssons Vater, Jakob Jehly, zählte zu den bedeutendsten Vorarlberger Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts, ihre Mutter, Wanda Douglass-Jehly stammte aus dem bayrischen Adelsgeschlecht der Poellnitz, galt als gebildete, an Kunst und Literatur interessierte Frau.

Norman Douglas mit seiner Schwester Grete © Wikimedia

Wanda, die zuerst mit dem schottischen Lord John Sholto Douglass of Tilquhillie (Villa Falkenhorst) verheiratet war (er kam mit 36 Jahren bei einem Bergunfall ums Leben), stieß mit dem Wunsch nach Wiedervermählung sowohl bei ihrer Schwiegermutter Lady Jane Douglass als auch bei der eigenen Familie auf erbitterten Widerstand: die Verbindung zwischen einer Adligen und einem einfachen Kunstmaler galt gesellschaftlich als nicht erwünscht. Folglich unternahmen die beiden Aristokratenfamilien der Poellnitz' (Schloss Babenwohl, Bregenz, heute Landesbibliothek) und Douglass' alles, um diese "unwürdige" Ehe zu verhindern. Ihre Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg, Wanda Douglass und Jakob Jehly schlossen am 3. 12. 1879 den Bund fürs Leben. Eineinhalb Jahre später, am 31. Juli 1882, wurde Margarethe Jehly geboren.


[Zeitreiseführer-Vorarlberg]  

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