Montag, 23. Mai 2022

[ #Dornbirn ] Dornbirner Familienbuch: Dornbirner Genealogie ab 1500 online

Die Familien- oder Ahnenforschung ist in Dornbirn durch das Dornbirner Familienbuch sehr einfach.

In ihm sind alle Einwohner von ca. 1500 bis 1920 aufgeführt. Dieses Buch  ist zur Gänze elektronisch erfasst und über das Internet verfügbar. Dies sind knapp 10.000 Familien mit über 49.000 Personen. Voraussetzung für die Benutzung ist die Bestimmungen der CC-by-nc-sa-Lizenz zu aktzeptieren.

CC-by-nc-sa-Lizenz. Als Autor bedeutet diese Lizenz für Sie, dass Sie den Text der Allgemeinheit zur Verfügung stellen und keine - auch nicht nachträglichen - finanziellen Vergütungen für die Weiterverwendung beanspruchen können. Ihre Beiträge dürfen zwar ohne Ihre Zustimmung für nichtkommerzielle Zwecke verwendet werden, dabei muss aber zwingend Ihr Name als Urheber angegeben werden. Eine kommerzielle Nutzung Ihrer Beiträge ist grundsätzlich ausgeschlossen, es steht Ihnen aber frei, eine solche gesondert (auch mit eventuellen finanziellen Forderungen verbunden) zu erlauben.

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Sonntag, 22. Mai 2022

[ #Bregenzerwald ] Bregenzerach - Lebensader des Bregenzerwaldes


Die Bregenzerach als wichtiger Teil Vorarlbergs, gibt Identität und wirkt als Symbol für wertvollen Lebensraum. 

2005 fielen im Bregenzerwald die höchsten Niederschläge seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese führten zu einem Hochwasser, wie es bisher noch nie beobachtet wurde.

Mit einem Einzugsgebiet von 830 km² und einer Länge 68,85 km (Stand 2012 lt. Land Vorarlberg) ist die Bregenzerach der wichtigste Gebirgsfluss im Norden Vorarlbergs. Sie entspringt an der Ostflanke der Mohnenfluh (Mohnensattel) oberhalb von Schröcken im Lechquellengebirge in 2300 Metern Höhe und entwässert mit ihren Zuflüssen den Nordteil des Lechquellengebirges, den Westteil der Allgäuer Alpen sowie große Teile des Bregenzerwaldgebirges in Richtung Nordwesten.
 

Der Fluss bildet zahlreiche Tobel, in einem tiefeingeschnittenen Engtal fließt er vom Hochtannberg an den Vorderwald, bildet im Unterlauf die südliche und westliche Stadtgrenze von Bregenz und mündet unweit des Klosters Mehrerau in den Bodensee.

Lebensader. Auch die Besiedelung des Bregenzerwalds orientiert sich an dem Fließgewässer: Nahezu alle Gemeinden des Bregenzerwalds liegen im Tal der Bregenzer Ach oder im Tal einer ihrer Nebenflüsse. Die Bregenzerwaldstraße folgt ab Egg im weitesten Teil ihres Verlaufs durch den Bregenzerwald dem Flusslauf. Von Bregenz bis Bezau orientierte sich zudem die Trasse der Bregenzerwaldbahn bis zu ihrer Stilllegung an dem Flusslauf. Die Bregenzerach ist damit Lebensader für die gesamte Region. Deshalb sind auch Fragen der Freizeit- und Erholungsnutzung wichtige Anliegen: Fischerei, Nutzung der Energie für Wasserkraftwerke, Badegewässer, Freizeitraum, etc. Nach etwa 68 km Flusslauf mündet die Bregenzer Ach als Gemeindegrenze zwischen der Landeshauptstadt Bregenz und der Marktgemeinde Hard in den Bodensee. Als wichtigste tributäre Zuflüsse sind die Rotach und die Weißach (mit Bolgenach) sowie die Subersach zu erwähnen.

Vorarlberg ist ein wasserreiches Land. Wasser ist auch unser einziger relevanter Bodenschatz. Die zahlreichen Gewässer sind wertvolle Lebensadern der Vorarlberger Landschaft, einzigartige Natur- und Erholungsräume. Der Schutz vor Hochwasser ist eine Grundlage für die Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung. Im August 2005 fielen im Bregenzerwald die höchsten Niederschläge seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese führten zu einem Hochwasser, wie es bisher noch nie beobachtet wurde. Nach diesem Ereignis von 2005 wurde ein Bündel von Sofortmaßnahmen für den Schutz der Gemeinden entwickelt und größtenteils bereits umgesetzt.

Als Vorarbeiten wurde im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung eine umfangreiche Dokumentation und Bewertung der Ursachen, Schäden und Auswirkungen für das gesamte Landesgebiet erstellt.


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Lohnt sich ein Download? Ein schneller Blick auf den Inhalt sagt mehr:

Land Vorarlberg: „Lebensader Bregenzerach – von Schoppernau nach Egg“

1. Vorwort 4
2. Einbettung des Projektes 5
2.1. Auszüge aus der „Wasserwirtschaftsstrategie des Landes Vorarlberg 2010“ 5
2.2. Leitsätze aus „Vision Rheintal, Fachteam Freiraum und Landschaft, Ergebnisse“ 6
2.3. Auszüge aus „Fließgewässer in Vorarlberg, Gewässerstrukturen  Erfassen – Bewerten – Darstellen“ 7
3. Die Bregenzerach im Wandel 8
3.1. Schoppernau 11
3.2. Au 14
3.3. Schnepfau 18
3.4. Mellau 21
3.5. Reuthe / Bezau 25
3.6. Andelsbuch / Schwarzenberg 29
3.7. Egg 34
4. Zugänglichkeit und Wege 38
4.1. Schoppernau 39
4.2. Au 39
4.3. Schnepfau 40
4.4. Mellau 40
4.5. Reuthe / Bezau 41
4.6. Andelsbuch / Schwarzenberg 41
4.7. Egg 42
5. Naherholungsnutzung der Bregenzerach aus Sicht der Gemeinden 43
5.1. Schoppernau 43
5.2. Au 44
5.3. Schnepfau 44
5.4. Mellau 45
5.5. Reuthe 46
5.6. Bezau 48
5.7. Andelsbuch 48
5.8. Schwarzenberg 49
5.9. Egg 50
6. Naherholungsnutzung der Bregenzerach aus Sicht von lokalen Institutionen / Interessensvertretungen 52
6.1. Gesundheit 52
6.2. Familienverband 54
6.3. Tourismus 55
6.4. Feuerwehr 57
6.5. Stromproduzent VKW 57
6.6. Fischerei 59
6.7. Ökologische Begleitung 60
6.8. Sicherheit 61
7. Zusammenfassung 64
8. Vorschlag einer Vision für die Lebensader Bregenzerach 66
9. Anhang 67
9.1. Kontaktierte Personen und Institutionen 67
9.2. Stellungnahme Hochwasserschutzprojekt Bregenzerach in Au 70

Donnerstag, 19. Mai 2022

[ #Bregenz ] Kaspar Hagen: Dichtungen in alemannischer Mundart aus Vorarlberg online


Drei Bände der "Dichtungen in alemannischer Mundart aus Vorarlberg" aus den 1870er-Jahren stehen als Retrodigitalisat  auf internet.archive kostenlos online.

Einer der wohl bekanntesten Vorarlberger Autoren des 19. Jahrhunderts war der Bregenzer Arzt Caspar Hagen ((*12. Dezember 1820 in Bregenz; †20. März 1885 in Bregenz), der mehr als 550 Mundartgedichte verfasste und der Dialektdichtung im ganzen Land zu einem enormen Aufschwung verhalf.

Caspar Hagen (heute meist Kaspar Hagen) verbrachte seine Jugendzeit in Bregenz, wo er eine erste Schreiberstelle beim Rentamt (eine Art "Finanzamt") hatte. Dort schien ihn aber die Arbeit zu langweilen und er holte mit 22 Jahren eine Gymnasialausbildung nach. Die begann er in Bregenz und setzte sie in Görz fort, schloss sie schließlich in Padua ab. Auch sein Medizinstudium war ein Wanderstudium zwischen den Universitäten München, Wien und Prag. 1856 erlangte er schließlich den Grad eines Doktors der Medizin. In der Folge übete er fünf Jahre seinen Arztberuf in Hard und anschließend in Bregenz aus. In seinem Geburtshaus in der Rathausstraße in Bregenz befindet sich heute die Löwen-Apotheke, ein schönes haus im Jugendstil.


Oh Hoamatle. Von ihm stammt auch der Text der angeblich heimlichen Vorarlberger Landeshymne „Oh Hoamatle, oh Hoamatle, am himmelblaue Bodesee“. Das Lied wurde 1941 von der Bregenzer BDM-Untergauführerin 1941 Anna Burger-Seeber bei einem Nazi-Jugendtreffen auf der Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen vertont. Der Bund Deutscher Mädel (BDM) war in nationalsozialistischer Zeit der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert. Bei dem Treffen wurden die Hitlerjugendführerinnen zum Singen heimischen Liedgutes angehalten. Dass der Sinn dieser Anordnung weniger Heimatliebe den Propaganda war, ist aus heutiger Sicht vielleicht leichter als damals nachvollziehbar.

Nun Kaspar Hagen kann auch dafür nichts und nazistisch sind weder Text noch Ton. Peinlich ist vielleicht nur, dass ausgerechnet beim offiziellen Festakt aus Anlass des Jubiläumsjahres 2005 (1945-2005), im Gedenken an die Wiedererringung der Freiheit und vor allem der Vorarlberger Unabhängigkeit besonders dieses Lied und die Vertonung aufgeführt und in den Mittelpunkt gestellt werden musste. War das schon unsensibel und geschichtslos genug, dann erst recht die Rede des seinerzeitigen Vorarlberger Landtagspräsidenten (Gebhard Halder,ÖVP, Präsident des Vorarlberger Landtages von 2004 bis 2009), der liebevoll von  der "Nani" (gemeint ist die BDM-Untergauführerin Anna Burger-Seeber) sprach und unmittelbar von ihr zu den KZ-Opfern überleitete, sie quasi in den Rang einer Widerstandskämpferin erhob:
"Als die Bregenzer Innenstadt am 1. Mai 1945 in Flammen stand, verbrannte auch der dichterische Nachlass des Arztes Kaspar Hagen. Doch sein Gedicht „’s Hoamatle“, das Hagen 1857 veröffentlicht hatte, war populärer denn je, seit es Nanni Burger-Seeber 1941 – mitten im Krieg – vertont hatte.
In Konzentrationslagern und in Kerkern, an der Front und in Gefangenschaft, in Ruinen und Kellern, auf der Flucht oder aus der Heimat verschleppt: Millionen Menschen sehnten sich in dieser furchtbaren Zeit nach einer Heimat in Frieden und Freiheit ..."

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[ #Vorarlberg ] Alters- und Sozialstruktur der NSDAP in Tirol und Vorarlberg

Eröffnung der ersten Nachwuchsführerschule der Ostmark im Gebiet Tirol, und zwar in Vorarlberg, im November 1938

Eine zentrale Rolle in der Forschung zur NS-Geschichte nimmt die Frage nach der sozialen und regionalen Zusammensetzung der NSDAP ein. Dies ist insofern von Bedeutung, als es der NSDAP ab 1932 in Österreich gelang, von einer bis dahin eher berufsspezifischen Gruppierung zu einer Massenpartei zu werden.


Das "Ausbürgerungsverzeichnis" von 1939 gilt als wichtige Quelle zur Ermittlung der regionalen und sozialen Herkunft "illegaler Nationalsozialisten" in Österreich zwischen 1933 und 1938. Mit dem Verbot der NSDAP in Österreich (1933) fehlen Mitgliederverzeichnisse, mittels derer die Rekrutierung der Parteigenoss/innen nachvollzogen werden könnte. Eine "Ersatzquelle" dafür könnte das mehr als 10.000 Personen umfassende "Ausbürgerungsverzeichnis" sein, das alle Personen enthält, denen im Sinne des Verbotsgesetzes die Staatsbürgerschaft aberkannt worden ist.

Dr. Wolfgang Meixner. Univ.-Ass. am Institut für Geschichte der Universität Innsbruck, geboren 1961 in Jenbach (Tirol); Studium der Volkskunde/Europäische Ethnologie und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck; Mag. phil. 1989; Dr. phil. ("Aspekte des Sozialprofils österreichischer Unternehmer im 19. Jahrhundert: regionale und soziale Mobilität") 2001; Div. Aufsätze und Beiträge zur NS-Zeit in Österreich. Einschlägig zum geplanten Referat: Zwischen Legalität und Illegalität. Zur Mitgliederentwicklung, Alters- und Sozialstruktur der NSDAP in Tirol und Vorarlberg vor 1938 (gem. mit Thomas Albrich), in: Zeitgeschichte 22 (1995), 149-187.


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[ #Bregenz ] Retrodigitalisat online: Buch aus 1839 zur Bregenzer Ehreguta-Sage


1839 erschien in Wien im Verlag von Kaulfuß' Wittwe  "Ehrgute", das auch in die kaiserlich königliche Hofbibliothek Aufnahme fand. Heute ist es als Digitalisat bei der Österreichischen Natiuonalbibliothek online. 

Die Sage berichtet, dass in einer Rankweiler Taverne die alte Dame Guta die Anführer der Appenzeller deren Plan, Bregenz zu überfallen, unfreiwillig mithörte. Als sich die Anführer  das alte Weiblein entdeckten, wollten sie sie natürlich nicht gehen lassen. Erst nachdem Guta Stein und Bein geschworen hatte, keinem Menschen davon zu erzählen, ließen die aufständischen Appenzeller sie laufen. Noch in der Nacht und bei angeblich fürchterlicher Kälte sei Guta nach Bregenz geritten und habe dort alles dem Ofen im Rathaus erzählt. So brach sie nicht den Schwur und habe so Bregenz vor den Appenzellern gerettet.  Seither hätten die Nachwächter ihren Warnungsrufen vor den Gefahren der Nacht und Feuer "Ehret die Guta" beifügen müssen.

Nun das alles ist Sage  oder zumindest vokstümliche, regionalpatriotische oder herrschaftsnützliche Verklärung. Doch als solche hat sie ein langes Leben und auch mehrfache literarische Verarbeitung erfahren. Die Bludenzer Dichterin Grete Gulbransson-Jehly (1882-1934) schrieb 1927 beispielsweise bei einem längeren Aufenthalt auf Burg Gutenberg in Balzers die Ballade "Ehreguta".

Friedrich Wilhelm Arming. Der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wilhelm Arming (*1805, Pseudonym William Fitz-Berth, gestorben zu Brooklyn bei New-York in Amerika 4. März 1864) kam als kaiserlich königlicher.Kreiswundarzt 1832 nach Bregenz und wird dort diese Geschichte erzählt bekommen haben. Dass er an historischen Geschichten interessiert war und daraus historische Romane produzierte, ist ja aus anderen seiner Werke, insbesondere über die oberösterreichischen Bauernaufstände bekannt. So erschien 1839 in Wien im Verlag von Kaulfuß' Wittwe  "Ehrgute", das auch in die kaiserlich königliche Hofbibliothek Aufnahme fand. Arming wanderte 1854 mit seiner ganzen Familie nach Amerika aus, wohl unglücklich über die politischen Zustände in Österreich nach der gescheiterten 1848er-Revolution. Dort war er mit Romanen über die amerikanischen Kolonisten weiterhin erfolgreich.  "Ehregute" ist als Retrodigitalisat aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek ebendort online.

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[ #Bregenzerwald ] Bregenzerwälder Wörterbuch - Joseph Bergmann: Über die Volkssprache im äußern Bregenzerwalde


Joseph Ritter von Bergmann: "Über die Volkssprache im äußern Bregenzerwalde"

Das Buch "ÜSA SCHPROH – ÜSA GSCHPANO" von Sylvester Ratz und Anton Franz, 2001; 188 Seiten (ca. 2800 Worterklärungen; Redewendungen, Sprüche; Kapitel über Brauchtum, Wälder Kost, Tracht, etc) ist zwar fast vergriffen aber auf der Website von "Stemmeisen & Zündschnur" online zugänglich.

Wënn as kîtzbollôt, kunnt Rëagô. Verstanden? Nicht? Also dann auf deutsch: "wenn es körnig schneit, kommt Regen nach". Das Buch ist im November 2001 erschienen. Die Auflage ist zwischenzeitlich beinahe vergriffen. Aber dank der Einladung von Stemmeisen & Zündschnur, das Mundart-Wörterbuch auf ihrer Homepage zu plazieren, hat sich eine Gelegenheit ergeben, den Wälder Mundart-Wortschatz nicht nur zu zu pflegen sondern auch allgmein zugänglich zu machen. Es ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit, den Wortschatz zu ergänzen, zu verbessern und auf dem neuesten Stand zu halten.

Joseph Ritter von Bergmann. Volkssprache im äußern Bregenzerwalde. Von dem Hittisauer Joseph Ritter von Bergmann, dem Begründer einer quellenkritischen und methodischen Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung haben wir dank Google Books ein historisches Dokument zur Bregenzerwälder Mundart digitalisiert online, nämlich seinen Aufsatz "Über die Volkssprache im äußern Bregenzerwalde, nebst einem alphabetischen Verzeichnisse und beigefügter Erklärung dortiger Idiotismen".


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[ #Sulzberg ] Ein "seltsamer" Außenposten Vorarlbergs: Bröger im Weißachtal

Vorarlberg weist einige ungewöhnliche Grenzen auf. 

So ist das Kleinwalsertal bekanntlich auf dem Straßenweg nur über das Ausland erreichbar. Innerhalb des Landes verwundert zum Beispiel der Grenzverlauf zwischen Frastanz und Nenzing, wo einzelne Weiler in schwer nachvollziehbarer Weise den jeweiligen Gemeinden und damit seit 1903 auch unterschiedlichen Bezirken zugeordnet sind. 

Am auffälligsten wirkt jedoch bei einem Blick auf die Karte Vorarlbergs ein kleiner Landzipfel im Weißachtal, der fast vollständig von deutschem Staatsgebiet umgeben und nur durch einen engen Korridor mit der Gemeinde Sulzberg verbunden ist. Es handelt sich dabei um die aus einigen wenigen Häusern bestehende Parzelle Bröger.

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[ #Hittisau ] Ganz Hittisau erbt von Josef Ritter von Bergmann



Ein ganz besonderer Glücksfall für Hittisau war die Erbschaft von der Familie des Josef Ritter von Bergmann. Dieser hatte zwar fünf Kinder, die alle aber "ledigen Standes" blieben und keine Nachkommen hatten.

Sie vermachten einen Großteil ihres Vermögens der Gemeinde Hittisau für wohltätige Zwecke. Das ganze Erbe wurde aber erst nach dem Tod des letzten aller Geschwister ausbezahlt und dies war Johanna von Bergmann, die 1910 verstarb. Das Erbe kam 1911 in den Besitz der Gemeinde Hittisau. Nun konnte das große und schöne Hotel Dorner als Versorgungshaus bar und ohne jede Belastung der Gemeinde bezahlt werden.

Josef Ritter von Bergmann (*13.11.1796-†29.7.1872). Er gilt als Begründer einer quellenkritischen und methodisch einwandfreien Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung, seine zahlreichen Arbeiten bildeten lange Zeit deren Basis.

Feldkirch. Der Geschichts- und Sprachforscher und Numismatiker (geb. 13. Nov. 1796 zu Hittisau in Vorarlberg, † 29. Juli 1872 in Graz, der zweitälteste Sohn in der großen Familie des Stukkateurs Konrad Bergmann aus Hittisau) studierte 1808 bis 1811 am Gymnasium in Feldkirch, 1811–1815 in Kempten.

Erhebung in den Adelsstand. Während der philosophischen und juridisch-politischen Studien an der Wiener Universität (1815–1822) war er auch als Privatlehrer erfolgreich tätig. So schlug er dann nicht die Laufbahn eines Juristen ein, sondern wurde Lehrer. 1826 wirkte er als Gymnasialprofessor in Cilli, von wo ihn jedoch schon 1828 die Berufung als dritter Custos des kaiserl. königl. Münz- und Antiken-Cabinets nach Wien zurückbrachte. Daneben war er 1831–1844 Lehrer der Geschichte und lateinischen Sprache bei den Söhnen des "Siegers von Aspern", Erzherzog Karl. 1834 rückte er zum zweiten, 1840 zum ersten Custos vor und wird 1863 zum Direktor ernannt. Im folgenden Jahr erfolgte durch Kaiser Franz Jofeph I. die Erhebung in den Adelsstand. Bergmann war Mitglied der österreichischen und bayrischen Akademie der Wissenschaften.

Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs. Online findet man einen bemerkenswerten Text zur Vorarlberger Geschichte des aus Hittisau stammenden Geschichts- und Sprachforschers Josef Ritter von Bergmann: "Beiträge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs und der angrenzenden Gebiete, besonders in der ältesten und älteren Zeit."

Das Internet Archive in San Francisco ist ein gemeinnütziges Projekt, das 1996 gegründet wurde. Es hat sich die Langzeitarchivierung digitaler Daten in frei zugänglicher Form zur Aufgabe gemacht. Konkret findet man den Bergmann-Text in den Denkschriften der Österreichische Akademie der Wissenschaften - Philosophisch-Historische Klasse aus dem Jahre 1853, zwischen den Seiten 35 und 219. Den online archiviertem Band gibt es in mehreren Dateiformaten. so auch als PDF. Besonders schön das Angebot als "Flip-Book", das es ermöglicht wie im Original zu blättern. Völlig zum unabdingbaren Must einer virtuellen Vorarlbergensis-Sammlung wird das Angebot - im Gegensatz zum Original - durch die Möglichkeit, in der PDF-Datei die Suchfunktion des Readers vollumfänglich zu nutzen.

Werke u.a.: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582, 1845; Publikationen über Vorarlberg, Numismatik, Philologie usw.


Dienstag, 17. Mai 2022

[ #Vorarlberg ] Ludwig von Hörmann: Wanderungen in Vorarlberg, 1895, online


Ein Retrodigitalisat der "Wanderungen in Vorarlberg" aus dem Jahre 1895 steht auf internet.archive online.

Ludwig von Hörmann (*12.10.1837 in Feldkirch; †14.02.1924 in Innsbruck) besuchte das Gymnasium in Feldkirch und dann in Innsbruck und studierte klassische Philologie an der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1864). 1863-1864 Supplent am Gymnasium in Innsbruck. Seit 1865 war er mit Angelika (eigentl. Emilie) Geiger verheiratet.

Er trat 1866 in den Bibliotheksdienst ein und wandte sich der damals noch in den Anfängen steckenden Volkskunde zu. 1872 ging er als Bibliotheksbeamter nach Klagenfurt, 1873 nach Graz.  1877 wurde er zunächst Kustos an der Innsbrucker Universitätsbibliothek und war von 1882-1902 deren Direktor. Als Forscher und Schriftsteller gleich bedeutend, warben seine Landschaftsschilderungen für Tirol und Vorarlberg.

Aus dem Inhalt:
  • Im Alemannengau
  • Bregenz
  • Der Bregenzerwald
  • Das Rheintahal
  • Feldkirch
  • Ins Gamperdonathal
  • Im innern Walgau
  • Bludenz
  • Montavon
  • Ins Brandnerthal
  • Im Walserthal
  • Über die Zürscher-Alpe nach Lech und Schröcken
  • Über Sibratsgfäll ins kleine Walserthal

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Donnerstag, 12. Mai 2022

[ #Vorarlberg ] Vorarlbergs Geologie

Wertvolle Erläuterungen zur Geologischen Karte von Vorarlberg als kostenfreies eBook.

Die Geologie Vorarlbergs ist mehr als nur die Geologie eines Bundeslandes. Geologie hat hier etwas ganz Besonderes, etwas „Verbindendes“, denn in Vorarlberg treffen die Westalpen auf die Ostalpen oder, geologisch gesprochen, sie tauchen hier tektonisch unter die Ostalpen ab. So bilden die Formationen der Molassezone in Vorarlberg steile Berge, während die altersgleichen Ablagerungen im Osten flache Ebenen füllen. Auch die tektonische Einheit des Helvetikums, des einstigen Kontinentalschelfs des „Alten Europa“, ist nirgendwo in Österreich so gut entwickelt und prächtig aufgeschlossen wie in Vorarlberg.

Bindeglied zwischen Ost- und Westalpen. Viele weitere Beispiele zeigen, dass Vorarlberg ein Lehrbuch der Geologie ist, das viele Kapitel enthält, die für das Verständnis des Alpenbogens zwischen Wien und Nizza von grundlegender Bedeutung sind. Vorarlberg ist damit nicht nur Bindeglied zwischen Ost- und Westalpen, sondern auch eine Schlüsselstelle.

Entdeckungsreise. Wer sich auf Spurensuche begibt, wird hier reich belohnt werden. Das Rezept ist einfach: Offenen Auges durch die Natur zu wandern und den Blick den Steinen zuzuwenden. Jeder einzelne hat seine Geschichte, jeder noch so kleine war einmal größer!

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Ein Download lohnt sich. Ein Blick auf das vielversprechende Inhaltsverzeichnis von "Geologie der österreichischen Bundesländer: Vorarlberg":

Einleitung (H.PSCHÖNLAUB & J.GFRIEBE) 3
Wo Afrika auf Europa trifft –
Geologie Vorarlbergs im Überblick (J.GFRIEBE) 19
Deformationsgeschichte (HORTNER) 13
Ein Kontinent zerbricht 13
Deckenstapelung in der Oberkreide 15
• Deckenstapelung
• innerhalb der Nördlichen Kalkalpen 15
• Deformation in der Arosa-Zone 15
Deckenstapelung im Tertiär –
Schließung des Penninischen Ozeans 15
• Deformation in den mittelpenninischen Einheiten 15
• Deformation
• in den nordpenninischen Flyscheinheiten 15
Kollision der Kontinente 16
• Deformation in der Feuerstätter Decke
• und der Liebensteiner Schuppenzone 16
• Deformation in den helvetischen Einheiten 16
• Deformation in den Einheiten des Vorlandbeckens 17
• Rezente Deformation 17
Geologie regional
Landschaftsentwicklung und Quartär (L.W.SDE GRAAFF,
M.G.GDE JONG & A.CSEIJMONSBERGEN)1
Topographische und morphologische Entwicklung 21
• Molassezone
• (Pfänderstock und Vorderer Bregenzerwald) 22
• Helvetikum
• (Mittlerer Bregenzerwald und Rheintal)2
• Flyschzone (N-Walgau – Großwalsertal)2
• Kalkalpen (S-Walgau – Rätikon) 3
• Silvretta-Kristallin (Montafon) 3
Talvergletscherungen in Vorarlberg 5
Vorarlberg im Oberen Würm 8
• Frühglazial, Hochglazial
• Erster Rückzugskomplex (RC I) 8
• Zweiter Rückzugskomplex (RC II) 9
• Übergang
• vom Zweiten zum Dritten Rückzugskomplex9
• Dritter Rückzugskomplex (RC III) 30
• Vierter Rückzugskomplex (RC IV)
• und letzte Abbaustadien 30
• Lokalmoränen 31
• Blockgletscher 32
Postglaziale Vegetations- und Landschaftsgeschichte 32
Molassezone (J.GFRIEBE) 33
Obere Süßwassermolasse 34
Obere Meeresmolasse 35
Untere Süßwassermolasse 36
Untere Meeresmolasse 38
Nördliche Kalkalpen (HFURRER & HORTNER) 41
Untere Gosau-Subgruppe 41
Lechtal-Decke und Allgäu-Decke (Bajuvarikum) 42
Silvretta-Seckau-Deckensystem (R.JBERTLE) 49
Penninikum (R.JBERTLE, J.GFRIEBE) 55
Arosa-Zone (R.JBERTLE) 55
Unterengadiner Fenster (R.JBERTLE) 57
Sulzfluh-Decke (R.JBERTLE) 58
Falknis-Decke (R.JBERTLE) 60
Fenster von Nüziders (J.GFRIEBE) 61
Geologie von Vorarlberg
Vaduzer Flysch mit Gaschlo-Formation (J.GFRIEBE) 61
Vorarlberger Flysch mit Oberstdorfer, Üntschen-
und Sigiswanger Decke (J.GFRIEBE) 62
Helvetikum (J.GFRIEBE) 67
Feuerstätter Decke 67
Ultrahelvetische Decken 69
Helvetische Decken 71
• Andelsbucher Gleitschollenzone 71
• Säntis-Decke 71
Rezente Krustendynamik (W.ALENHARDT) 85
Erdbebengebiete 85
• Das Rheintal 85
• Das Klostertal 85
• Au im Bregenzerwald 86
• Lech – Warth 86
Aktuelle Bebenstationen und Forschung 86
Geologie angewandt
Mineralische Rohstoffe (MHEINRICH & ASCHEDL) 89
Erze 89
• Eisen 89
• Kupfer 90
• Blei-Zink 91
Energierohstoffe 91
• Braunkohle 91
• Torf 91
Industrieminerale 92
• Gips 92
• Phosphorit 92
• Fluorit 92
• Hochreine Karbonatgesteine 92
• Wetzsteine, Reibsand 93
Baurohstoffe 93
• Kiese und Sande 93
• Tone und Lehme 95
• Festgesteine 95
Kohlenwasserstoffe
(ECOLINS DE TARSIENNE & UHERZOG) 97
Kohlenwasserstoffexploration 97
• Aufschlussbohrung Dornbirn 1 97
• Aufschlussbohrung Sulzberg 1 97
• Aufschlussbohrung Au 1 97
• Aufschlussbohrung V-Au 1 97
Kohlenwasserstoffgeologie 98
• Muttergesteine 98
• Speichergesteine 98
• Fallen 98
• Natürliche Kohlenwasserstoffanzeichen98
Wasser (PSTARCK) 99
Porengrundwasser 99
Kluftgrundwasser 99
Karstwasser 100
Massenbewegungen und Georisiken (HBERTLE) 101
Situation in Vorarlberg 101
Typologie der Massenbewegungen101
• Gleitungen 101
• Sackungen 101
• Steinschlag – Felssturz – Bergsturz101
• Muren – Abschwemmungen 102
• Erdfälle – Setzungen 102
Geologie informativ
Geologische Naturdenkmale, Höhlen und Geotope
(J.GFRIEBE) 105
Der gesetzliche Schutz 105
Geotope in Vorarlberg 106
Geologie museal (J.GFRIEBE) 109
Exkursionen 111
Das Rheintal und seine Randbereiche 111
• Fußach – Hard: Rheinvorstreckung (J.GFRIEBE) 111
• Bregenz: Wanderweg Pfänder – Fluh –
• Gebhardsberg (J.GFRIEBE) 112
• Bregenz: Gebhardsberg (J.GFRIEBE) 112
• Bregenz/Langen: Wirtatobel
• Ehemaliger Kohlebergbau (J.GFRIEBE) 113
• Lauterach: Sandplatte (J.GFRIEBE) 113
• Dornbirn: Straßenanriss Bödele (J.GFRIEBE) 114
• Dornbirn: Straßenanriss Kreuzen (J.GFRIEBE) 114
• Wolfurt: Bildsteiner Straße (J.GFRIEBE) 115
• Schwarzach: Alter Steinbruch Schwarzachtobel
• (J.GFRIEBE) 115
• Dornbirn: Talstation Karrenseilbahn (J.GFRIEBE) 115
• Dornbirn: Rappenloch und Alploch (J.GFRIEBE) 116
• Dornbirn: Ebniter Straße und Schaufelschlucht
• (J.GFRIEBE) 117
• Dornbirn: Haslach (J.GFRIEBE) 117
• Dornbirn: Breitenberg – Gelbe Wand
• Felssturz und Grundbruch (HBERTLE) 118
• Götzis: Örfla-Schlucht (J.GFRIEBE) 119
• Kummenberg: Steinbruch Kadel (J.GFRIEBE) 119
• Koblach: Straßenhäuser (J.GFRIEBE) 119
• Rankweil: Gewerbepark (J.GFRIEBE) 120
• Rankweil: Wallfahrtskirche (J.GFRIEBE) 120
• Übersaxen: Straßenanriss (J.GFRIEBE) 121
• Batschuns: Alte Laternserstraße (J.GFRIEBE) 121
• Dornbirn: Feldkirch: Obere Illschlucht – Felsenau
• (J.GFRIEBE) 121
• Feldkirch: Margarethenkapf (J.GFRIEBE) 122
• Felsgleitung Spiegelstein – Schwarzer See
• (HBERTLE) 122
• Moorgebiet Gasserplatz (LDE GRAAFF) 123
Der Bregenzerwald 124
• Riefensberg: Hanggleitung und Grundbruch
• (HBERTLE) 124
• Kraftwerk Langenegg: Ehemaliger Steinbruch
• (J.GFRIEBE) 125
• Hittisau: Speicher Bolgenach (J.GFRIEBE) 126
• Lingenau: Quelltuffhang (J.GFRIEBE) 127
• Egg: Bregenzerach – Kirchfelsen (J.GFRIEBE) 127
• Schwarzenberg: Achbrücke bis Steinrieslerbach
• (J.GFRIEBE) 128
• Mellau: Ehemaliger Steinbruch (J.GFRIEBE) 128
• Au – Schrecken (J.GFRIEBE) 129
• Schoppernau: Armeseelenkapelle (J.GFRIEBE) 129
• Straße Au – Damüls (J.GFRIEBE) 130
• Damüls: Laubenbachtobel (J.GFRIEBE) 130
• Damüls: Talstation Uga-Sessellift (J.GFRIEBE) 130
• Furkajoch (J.GFRIEBE) 131
Walgau 131
• Göfis-Stein: Gletschertopf (J.GFRIEBE) 131
• Frastanz: Untere Saminaschlucht (Kraftwerk)
• (J.GFRIEBE) 132
• Gamperdonatal: Aussichtspunkt Buder-Höhe
• (LDE GRAAFF, HSEIJMONSBERGEN) 132
• Bürs: Bürser Konglomerat
• (LDE GRAAFF, HSEIJMONSBERGEN) 133
• Schesatobel: Murbruch, Gleitung (HBERTLE) 134
• Hangender Stein: Steinbruch – Mineralwasser
• (HBERTLE) 136
Brandnertal 137
• Douglashütte – Saulajoch – Lünerkrinne
• (HORTNER) 137
• Lünersee (R.JBERTLE) 139
Montafon 140
• Bartholomäberg: Kalkalpenbasis (HORTNER) 140
• Bartholomäberg: Silvrettakristallin (R.JBERTLE) 141
• Bartholomäberg: Knappa-Gruaba (R.JBERTLE) 141
• Gargellener Fenster (HBERTLE) 142
• Silvrettastausee: Silvrettakristallin (R.JBERTLE) 143
Klostertal 145
• Bings – StLeonhard (J.GFRIEBE) 145
• Dalaas – Wald/Arlberg
• Eingang Radonatobel (J.GFRIEBE) 145
• Flexenpass – Stuttgarter Hütte – Monzabonjoch
• (HORTNER) 145
Moore (IDRAXLER) 149
Allgemeines 149
Verbreitung der Moore 150
• Flach- und Zwischenmoore
• in der Rheintalebe und im Walgau 150
• Bregenzerwald 151
• Zentralalpen 154
Geographisches Register 155
Geologische Karten 161
Literatur 163


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[Zeitreiseführer #Vorarlberg ]
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Dienstag, 10. Mai 2022

[ #Lustenau ] Die Moose der Streuewiesen im Naturschutzgebiet Gsieg – Obere Mähder


Moos ist eine der einfachsten und genügsamsten Pflanzen der Erde und ähnelt den allerersten Gewächsen.

Im Herbst 2000 wurde die Moosflora der Streuewiesen und Riedgräben im Natur schutzgebiet Gsieg – Obere Mähder bei Lustenau (Vorarlberg, Österreich) untersucht und erstmals dokumentiert. Die Arbeit "Die Moose der Streuewiesen im Naturschutzgebiet Gsieg – Obere Mähder (Lustenau, Vorarlberg, Österreich)" von Georg Amann steht als PDF-Download hier zur Verfügung.

Naturschutzgebiet.
Mit der Verordnung über das Naturschutzgebiet Gsieg – Obere Mähder, kundgemacht mit LGBl. 10/1989, hat die Vorarlberger Landesregierung der besonderen Schutzwürdigkeit und Gefährdung dieses einmaligen Gebietes Rechnung getragen und die ungedüngten Streuewiesen im Süden Lustenaus unter den besonderen Schutz des Naturschutzgesetzes gestellt.

Das Gebiet besteht aus zwei durch den Rheintal Binnenkanal getrennten Teilen (Gsieg und Obere Mähder). Das NATURA 2000 Gebiet umfasst einen der größten und botanisch reichhaltigsten Streuwiesenkomplexe im gesamten Rheintal. Streuewiesen sind auf Grund der besonderen Standortsverhältnisse wenig ertragreiches, extensiv genutztes Grünland auf Moorböden, die in der Regel einen hohen Grundwasserstand aufweisen.

Moosflora.
Auf 13 Probeflächen in verschiedenen Streuwiesentypen (Pfeifengraswiesen, Kopfbinsenrasen, Großseggensumpf, Zwischen moor) und auf 3 Probeflächen an Gräben sowie im Zuge weiterer Aufsammlungenkonnten insgesamt 49 Arten gefundenen werden. In einer kommentierten Artenliste werden u.a. Angaben zu ihrer Häufigkeit in den einzelnen Pflanzengesellschaften gemacht.

Weiters wurde der Zustand des Naturschutzgebietes aus der Sicht der Moosflora beurteilt: 8 vorgefundene Arten scheinen in den Roten Listen der Laub- und der Lebermoose Österreichs (GRIMS & KÖCKINGER 1999, SAUKEL & KÖCKINGER 1999) auf und belegen so den hohen Wert des Naturschutzgebietes: Campylopus pyriformis (Erstfund für Vorarlberg!), Campylium elodes und Hypnum pratense gelten in ganz Österreich als «stark gefährdet», Dicranum bonjeanii, Hylocomium brevirostre, Plagiomnium elatum und Sphagnum platyphyllum sind «gefährdet» und Hypnum imponens (Erstfund für Vorarlberg!) ist als seltene Art am Rande ihres Verbreitungsgebietes «potentiell gefährdet».

Rote Listen. Verschollen sind 2 Rote Liste-Arten, Scorpidium turgescens und Scorpidium scorpioides, die noch 1991 von M. Grabher (persönliche Mitteilung) im Naturschutzgebiet festgestellt werden konnten. Als Wermutstropfen wird auch empfunden, dass etliche Arten, besonders diejenigen, die an dauernasse Moorböden oder Schlenken gebunden sind, nur an wenigen oder gar nur an einem Fundpunkt bestätigt werden konnten.


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[ #Bregenz ] Karoline Redler (*16.2.1883-†8.11.1944)



Am 5. Oktober 1943 wurde Karoline Redler von der Bregenzer Gestapo abgeholt. Die Nazis ermorden sie am 8. November 1944 mit dem Fallbeil. Weil die Kapazität des Anatomischen Instituts mit den anfallenden Leichen des Nazi-Terrors überfordert war, wird sie auf dem Wiener Zentralfriedhof beerdigt.

Inhumane Kriegsmaschinerie. Es geht hier den Nazis wenig um ideologische Auseinandersetzung oder um die Bekämpfung heldenhafter Zivilcourage oder gar Widerstandes, sondern um die von den Nationalsozialisten betriebene Verwandlung des alltäglichen Lebensraumes in zutiefst inhumane Kriegsmaschinerie und die Verwandlung der Mitmenschen in fanatisierte Mörder.

Wehrkraftzersetzung. Der Anlass scheint banal und nichtig. Am 24. August 1943 wartet die Bregenzerin Karoline Redler gemeinsam mit drei weiteren Patienten im Warteraum eines Arztes. Dort kommt sie mit zwei Frauen aus Lustenau ins Gespräch. Als sich diese über die ihrer Meinung nach barbarischen Luftangriffe der Alliierten empörten, soll Frau Redler festgestellt haben, dass das nur die Antwort auf die deutsche Kriegstreiberei sei. Zwei der Patienten erstatten volkstreu Anzeige, weil sich Frau Redler "wehrkraftzersetzend und landesverräterisch" geäußert habe. Am 5. Oktober wird Karoline Redler festgenommen. Bereits 60 Jahre alt erkrankt sie und kommt anschließend in das Sanatorium Mehrerau. Dort erfährt sie, dass ihr Sohn auf der Krim gefallen ist und erleidet einen Nervenzusammenbruch. Frau Redler ist haftunfähig.





Hinrichtung. Doch nach dem 20. Juli 1944 brauchte es Opfer und Täter. So wurde Karoline Redler am 25. August 1944 - also fast genau ein Jahr nach ihrer Äußerung - neuerlich verhaftet und dem Volksgerichtshof beim Wiener Landesgericht überstellt. Dort wurde sie wegen "Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung" zum Tode und "Ehrenrechtsverlust" auf Lebenszeit verurteilt wird. Am 8. November 1944 wird sie unter der Guillotine hingerichtet.

Wiener Zentralfriedhof. Die Leichname der Hingerichteten werden dem Anatomischen Institut zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt. Bald arbeitet aber das Fallbeil der Nazis schneller als die Wissenschafter und müssen deshalb Hingerichtete wegen der überforderten Kapazität des Anatomischen Institutes auch direkt beerdigt werden. Um das Mördersystem zu veranschaulichen: 1938 erhielt das Anatomische Institut in Wien 1 Leiche, 1939 13, 1940 35, 1941 62, 1942 308, 1943 487, 1944 372 und 1945 81 Leichname von Hingerichteten. Und so schreibt der Vorstand der Untersuchungshaftanstalt Wien 1 am 8. November 1944 an die Verwaltung des Zentralfriedhofes: "Ich nehme Bezug auf die mit der Gemeinde Wien, städtische Leichenbestattung unter Dr. Rö/Z am 11.2.1943 getroffenen Vereinbarung und teile mit, dass nachbenannte zum Tode Verurteilte heute hingerichtet werden. Die Leichen werden durch die Gemeinde Wien in den Abendstunden, etwa 18 Uhr 50, von der ho. Untersuchungsanstalt in die gesperrte Abteilung des dortigen Friedhofs überführt und bitte ich die Beerdigung sofort durchführen zu lassen. Die Leichen sind den Angehörigen zur Beerdigung nicht freigegeben, es darf daher außer den Polizeibeamten an der Beerdigung niemand teilnehmen. Es handelt sich um: Friedrich Zach, Lukas Haslauer, Dioniz Kwistkowsky, Wasilio Fedkow, Johann Gärtner, Wilhelm Fritsch, Franz Hartl, Franz Dürauer, Rudolf Kozian, Roman Vodinsky, Theodor Ungar, Johann Pegrisch, Karoline Redler, Maria Kolar. Das Polizeiamt Simmering und die Geheime Staatspolizei ist von der Überführung von hier aus in Kenntnis gesetzt worden."

Karoline Redler (geb. Schwärzler) aus Bregenz war Geschäftsfrau, Mutter von drei Kindern und politisch und sozial sehr engagiert. Schon während des Ersten Weltkrieges war sie beim Roten Kreuz tätig. Später gründete sie den Verband katholischer Frauen und Mädchen, "die Guta", dessen Obfrau sie lange Zeit war. Außerdem war sie Funktionärin der Vorarlberger KFO (Katholische Frauen-Organisation), also eine über Bregenz hinaus bekannte und allseits geachtete Frau. Ihre politische und religiöse Überzeugung verleugnete sie nie, auch nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland bekannte sie sich offen dazu.

Vorarlberger Gedenkkultur. DieTafel am Geburtshaus Karoline Redlers (Pircher Haus) in der Bregenzer Rathausstraße, die in den 1960er Jahren von Karoline Redlers Neffen Paul Schwärzler angebracht wurde, verschwieg die Täter: "Karoline Redler, geb. Schwärzler, am 8. 11.1944 in Wien gestorben als Opfer der Gewalt." Das offizielle Bregenz hatte bis zum Jahre 1988 die Haltung Karoline Redlers durch keine einzige Geste honoriert. Die ihr zu Ehren benannte kleine Gasse beim Theater wurde 1998 wieder zurückgenommen, weil der neue Platz beim Kunsthaus dem ehemaligen Bürgermeister Tizian gewidmet wurde. Dafür wurde ein kleines Wegstück zwischen Wolfeggstraße und dem Thurn & Taxispark nach Karoline Redler benannt.


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Montag, 9. Mai 2022

[ #Vorarlberg ] Vorarlbergs Rote Liste der Pflanzengesellschaften

Die Bausteine der Vegetation sind Pflanzengesellschaften. Sie stehen in einem ökologischen Zusammenhang mit ihren Standorten.

Eine Pflanzengesellschaft, auch Phytozönon, ist eine abstrakte Pflanzengemeinschaft (Phytozoenose) mit typischer Zusammensetzung der Arten. Pflanzen wachsen abhängig vom ökologischen Standort oft in solchen charakteristischen Gesellschaften und bilden den botanischen Teil von Biotopen. Wegen der regelhaften Vergesellschaftung von Arten bezeichnet man die Lehre von den Pflanzengesellschaften als Pflanzensoziologie. Die Lehre von Pflanzengemeinschaften heißt Phytozoenologie.

Pflanzengesellschaften sind als Typen von Pflanzenbeständen zu betrachten, die unter den gleichen ökologischen und historischen Rahmenbedingungen regelhaft und mit den gleichen, wenn im Detail auch variierenden Artenkombinationen auftreten. So wird beispielsweise ein Schilfröhricht immer an stehendes oder langsam fließendes Wasser gebunden sein und immer artenarm sein. Ein alpiner Rasen in den höchsten Gipfellagen der Kalkalpen wird hingegen in der Regel von der Polster-Segge beherrscht und ist immer verhältnismäßig artenreich.

Pflanzengesellschaften Vorarlbergs. Die Vegetation Vorarlbergs setzt sich, nach aktuellem Stand der Kenntnis, aus zumindest 394 Pflanzengesellschaften (im strengen Sinn) zusammen. Zehn weitere Pflanzengesellschaften kommen als fragliche hinzu. Sie wurden für das Land bisher nicht dokumentiert, gehören bzw. gehörten mit großer Wahrscheinlichkeit aber ebenfalls zur Naturraumausstattung Vorarlbergs. Acht dieser zehn Gesellschaften sind nämlich als »historisch« zu betrachten, d.h. sie sind, sofern sie jemals vorhanden waren, gemeinsam mit dem überwiegenden Teil ihrer Charakterarten in Vorarlberg ausgestorben. Die der gegenständlichen Statistik zugrundeliegende Tabelle enthält 444 Vegetationstypen, gemeinsam mit den fraglichen Pflanzengesellschaften sind es 454.

  •  Rund ein Drittel der Vegetationstypen Vorarlbergs besiedelt Gewässer- und Feuchtlebensräume. Zählt man die Auen noch hinzu, welche unter der Großgruppe der Wälder subsummiert sind, erhöht sich der Anteil sogar noch. Die Mannigfaltigkeit der Vegetation ist hier somit am größten, wobei die flächenmäßige Bedeutung aber sehr unterschiedlich sein kann. Einige Gesellschaften sind durchaus landschaftsprägend, wie etwa die Röhrichte des Bodensees oder die Riedgebiete des Rheintals. Andere wiederum treten flächenmäßig kaum in Erscheinung und werden meist überhaupt nur von den Fachleuten wahrgenommen. Hierzu zählen etwa die Pflanzengesellschaften in den Kleinstgewässern der Moore, wo ein konkreter Bestand nicht selten gerade einmal einen halben Quadratmeter Fläche einnimmt.
  • Der Anteil der Waldgesellschaften ist in Prozenten gemessen verhältnismäßig gering, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es sich bei ihnen in ihrer Gesamtheit um landschaftsprägende Erscheinungen handelt. Um dies zu unterstreichen, sei auch auf ihren Anteil an der Landesfläche verwiesen. So ist rund ein Drittel der Landesfläche (ca. 37%) von Wald bedeckt.
  •  Noch geringer erscheint der Anteil der alpinen Vegetationstypen, aber auch in ihrem Fall handelt es sich vielfach um landschaftsbestimmende Elemente. Man denke dabei nur an die »Grasberge« im Flyschgebiet zwischen Walgau und Kleinwalsertal, die »Fels- und Schuttbastionen« des Rätikons oder die im herbstlichen Gewand in unterschiedlichsten Rottönen prangenden Zwergstrauchheiden von Silvretta und Verwall.
  •  Ein rundes Viertel der Typen ist im Wesentlichen durch die Tätigkeit des Menschen entstanden und in ihrer Existenz auf Gedeih und Verderb an die Bewirtschaftung bzw. anderweitiges menschliches Wirken gebunden. Ein Teil dieser kulturbedingten Lebensräume, wie zum Beispiel die extensiv bis mäßig intensiv genutzten Wiesen und Weiden, sind bezüglich des Erhalts der Artenvielfalt von großer Bedeutung. Als optisch auffallende, zumeist mit positiven Emotionen verknüpfte Erscheinungen sind sie auch im allgemeinen Bewusstsein verankert und gelten gemeinhin als etwas Besonderes, sowie Schutz- und Erhaltungswürdiges. Pflasterritzenfluren, die Unkrautgesellschaft im eigenen Garten oder das wuchernde Brennnessel- und Disteldickicht in irgendeiner verwilderten Ecke in der Nachbarschaft werden dahingegen entweder nicht wahrgenommen, viel häufiger aber als gegen den Ordnungs- und Sauberkeitssinn verstoßend empfunden und entsprechend bekämpft. Dass es sich auch bei diesen um wertvolle Lebensräume handeln kann, die oftmals sogar seltenen und gefährdeten Arten ein Refugium bieten, wird dabei leider viel zu selten bedacht.
  • Nicht ganz 3% der Vegetationstypen werden von Neophyten-Gesellschaften gestellt. Es handelt sich in der Regel um Dominanzbestände einzelner, besonders konkurrenzstarker Arten. Diese erst in den letzten 100 bis 200 Jahren eingeführten Arten sind teils bereits seit Längerem etabliert, die »Gesellschaftsbildung« und die damit einhergehende Verdrängung der angestammten Flora und Vegetation sind dahingegen recht junge Phänomene. Noch vor einigen Jahrzehnten kannte man beispielsweise das an sich sehr attraktive Drüsige Springkraut allenfalls als »Bauern-Orchidee« aus den Gärten, und dass die als Bienenweide von »innovativen« Imkern geschätzte Spätblühende Goldrute jemals zum Problem werden könnte, daran dachte damals (fast) auch noch niemand.

Gefährdung. Ziemlich genau 50 Prozent, also die Hälfte der heimischen Vegetationstypen, sind in irgendeiner Form als gefährdet zu werten. Der Anteil der ungefährdeten Einheiten beträgt rund 48%, wobei ein gewisser Anteil, nämlich ca. 6% als an der Schwelle zur Gefährdung stehend betrachtet werden muss (NT). Mit Sicherheit als ungefährdet (LC) zu betrachten sind demnach nur etwa 42% der Vegetationstypen. 8 Vegetationstypen, das sind rund 2% der heimischen Vegetation, sind gegenwärtig als ausgerottet (RE) zu betrachten. Bezieht man jene 8 von 10 Gesellschaften mit ein, die in der Vergangenheit zwar nie konkret nachgewiesen wurden, aber höchstwahrscheinlich vorhanden waren, dann erhöht sich die Gesamtzahl auf 14, bzw. der Anteil auf rund 3%. Bedenklich ist auch der verhältnismäßig hohe Anteil der von der Ausrottung bedrohten (CR) und der stark gefährdeten (EN) Vegetationstypen. Dies bedeutet nämlich, dass etwas mehr als ein Viertel (!) der heimischen Vegetation auf der Kippe steht und uns mittel- bis langfristig verloren zu gehen droht, sofern die Gefährdungsmomente weiter bestehen bleiben oder sich in Zukunft sogar noch verschlimmern.

In einigen Fällen wird das endgültige Verschwinden nur durch gezielte Gegenmaßnahmen zu verhindern sein. Dass lebensraumverbessernde Maßnahmen von Erfolg gekrönt sein können, um Pflanzengesellschaften und ihre Arten vor dem Verschwinden zu bewahren, wurde im Fall des Bodensee-Vergissmeinnichts (Myosotis rehsteineri), das die periodisch überschwemmten Kiesufer des Bodensees besiedelt, eindrucksvoll bewiesen.

Nicht ganz so dramatisch erscheint die Situation im Falle jener Vegetationstypen, die »nur« als bedroht zu betrachten sind (22%). Doch auch in ihrem Fall ist durchaus Sorge zu tragen, dass sich ihre Erhaltungssituation nicht verschlechtert, auch wenn es sich dabei teilweise um Lebensraumtypen handelt, die zumindest gebietsweise durchaus noch als häufig erscheinen. Beispiele hierfür sind die arten- und blütenreichen Bergwiesen oder die mageren Fettweiden der mittleren Lagen.

Buch.  Die Listen sind Teil des Buchprojekts »DAS PFLANZENLEBEN VORARLBERGS« von Georg Grabherr et al., das im Mai 2016 im BUCHER Verlag Hohenems – Wien – Vaduz erschienen ist: Softcover, 16,5 x21 cm | 256 Seiten | Verkaufspreis: EUR 18,50
ISBN 978-3-99018-369-4

Das Buch ist erhältlich bei: inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn,
Jahngasse 9, 6850 Dornbirn, beim  BUCHER Verlag,Hohenems – Wien – Vaduz und überall im Buchhandel.


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